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Die Optik von „Sucker Punch“ zum Beispiel fand ich komplett zum Kotzen; „teuer“ ist bitteschön nicht mit „gut“ zu verwechseln. Schnittfolge und glossy Musikauswahl waren genau so getaktet, dass einzelne Szenen zu Musikvideos verkommen sind, während dazwischen gähnende Leere herrschte. Die Darsteller, ja, die waren so gut, dass es mich zu keinem Zeitpunkt interessierte, was mit den Charakteren passierte, aber das mag auch am Drehbuch liegen, das für die meisten Personen offenbar eine Charaktertiefe zwischen Pappaufsteller und Videospielfigur vorsah (und kommt mir bloß nicht damit, dass ein großer, dummer Actionfilm sowas nicht leisten muss; natürlich muss er das, die Charaktere müssen zumindest ein bisschen sympathisch oder überhaupt Charaktere sein, damit die ganze Action nicht egal wird) . Postfeministisches Statement my ass; wozu sollen diese eigenschaftslosen Fetischpüppchen von Snyder sonst auch gut sein als zum Objektdasein in Strapsen. Die Darstellung von Sexualität und ihrer Ausbeutung erfolgt auf dem Niveau eines sich verstohlen selbst bewundernden Vierzehnjährigen, der denkt, seine verkleideten Hormonschübe haben seinem unreifen Schöpferhirn irgendetwas Substantielles diktiert.
Die Komplexität war auch IMO nur eine scheinbare, eine simulierte, um die ganzen zusammengeschraubten Popkulturverweise in einem Film unterbringen zu können, ohne sie erklären zu müssen, und eine deshalb auf den dünnen Plot bezogen völlig verzichtbare und bedeutungslose. Und Herrgott, fast alle diese Kritikpunkte könnte ich ja noch großmütig übersehen, würde der Film nicht über weite Strecken vergessen, sich nicht mehr ernst zu nehmen. Diese eine Szene, wo Sweet Pea nach einer kommerzielleren Ausrichtung der Show verlangt, geht noch als eine ordentliche Publikumsbeschimpfung durch, aber dann folgen wieder Close-Ups von porenlosen Mädchengesichtern zu dramatischem 90er-Electrorock und der Glückskeksonkel und alle guten Vorsätze werden ertränkt in Pathos.
„Sucker Punch“ ist für mich kein guter Film, er ist vielmehr das grobe Missverständnis einer Idee von einem guten Film. Ein Missverständnis lässt aber natürlich nicht auf einen schlechten Willen schließen, es ist auch irgendwie gut, dass der Film so viele für mich offensichtliche Fehler hat, und weil mir das Ding auf eine doofe Weise sympathisch ist, finde ich’s auch eher so mittel zumindest. Damals habe ich wohl 5/10 gegeben oder so, ich glaube, dabei würde ich bleiben.
Hat eigentlich schon jemand „Cosmopolis“ gesehen? Also denjenigen, die sich schon immer gefragt haben, wie es aussieht, wenn Robert Pattinson auswendiggelernte Zeilen aufsagt, die mutmaßlich sein Verständnis übersteigen (gut, das gilt auch für die meisten anderen beteiligten Schauspieler, auch Könner wie Juliette Binoche und Paul Giamatti), während off-screen seine Prostata abgetastet wird, oder eine Torte ins Gesicht bekommt, tja, dem kann ich das neue Werk von David Cronenberg nur empfehlen.
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