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Der ZerquetscherDie Magna Carta (übrigens von 1215 und nicht wie im Film gezeigt kurz nach dem Tod Richards aufgesetzt), auf die du anspielst, diente in der Tat dazu, den englisch/normannischen Adeligen deren Privilegien zu garantieren. Nur ging es dabei null um den kleinen Mann oder Bauern oder Vasallen, sondern einzig um die führenden Familien des Landes. Im Film wird dagegen wieder und wieder die Freiheit „des Volkes“ propagiert. Und das ist reiner Quatsch und im höchsten Maße anachronistisch. Nur würden den normalen Kinogänger heutzutage die Privilegien des Adels vergangener Zeiten eben recht wenig jucken. Der Freiheitskampf eines von einem (im Film historisch übrigens vermutlich viel zu negativ gezeichneten) fiesen König geknechteten Volks aber schon.
Du sprichst doch selbst schon die filmische Abdaption im Interesse des heutigen Kinobesuchers an. Dass sich im Kino nur bedingt an historische Vorlagen gehalten wird, ist so grundlegend, dass ich die Kritik daran nur bei wirklich gewaltigem Humbug nachvollziehen kann und den sehe ich hier nicht. Es wäre wohl vom Kinobesucher zu viel erwartet, wenn er sich erst eine szenische Erklärung von Freie, Leibeigene und Adelige ansehen müsste. Ebenso sehe ich die Charakterzeichnung Johns pragmatischer: der Film brauchte einen schwachen, tyrannischen König, um einen inneren Konflikt eskalieren zu lassen. Viel interessanter ist da die Zeichnung Phillips. Obgleich er der böse Invasor ist, wird er nicht als Tyrann oder von einer Hybris getrieben dargestellt.
Der Film zeigt des Weiteren nicht die Aufsetzung (im Sinne einer Erstaustellung) kurz nach Richards Tod, sondern die Wiederaufnahme der Carta als Verhandlungsgegenstand (wie ja aus den Erinnerungssequenzen Robins deutlich wird) und in diesem Szenario ließe sich eine Erweiterung von Bestimmungen auf andere Stände im Sinne einer Neuverhandlung unterbringen.
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