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NovocaineDu sprichst doch selbst schon die filmische Abdaption im Interesse des heutigen Kinobesuchers an. Dass sich im Kino nur bedingt an historische Vorlagen gehalten wird, ist so grundlegend, dass ich die Kritik daran nur bei wirklich gewaltigem Humbug nachvollziehen kann und den sehe ich hier nicht. Es wäre wohl vom Kinobesucher zu viel erwartet, wenn er sich erst eine szenische Erklärung von Freie, Leibeigene und Adelige ansehen müsste. Ebenso sehe ich die Charakterzeichnung Johns pragmatischer: der Film brauchte einen schwachen, tyrannischen König, um einen inneren Konflikt eskalieren zu lassen. Viel interessanter ist da die Zeichnung Phillips. Obgleich er der böse Invasor ist, wird er nicht als Tyrann oder von einer Hybris getrieben dargestellt.
Der Film zeigt des Weiteren nicht die Aufsetzung (im Sinne einer Erstaustellung) kurz nach Richards Tod, sondern die Wiederaufnahme der Carta als Verhandlungsgegenstand (wie ja aus den Erinnerungssequenzen Robins deutlich wird) und in diesem Szenario ließe sich eine Erweiterung von Bestimmungen auf andere Stände im Sinne einer Neuverhandlung unterbringen.
Okay, ich sehe, du magst den Film einfach gern, und den Spaß mag ich dir gar nicht nehmen.
Selbst wenn man die Anachronismen hintanstellt oder beiseite lässt, lässt für mich einfach das Drehbuch mit dem Auftauchen des politischen Elements stark nach. Das erste Drittel des Films ist auch für mich saustark. Aber danach,.. viel verschenktes Potential. Mir persönlich ist da ein romantisch kitschiger, aber eben dramaturgisch absolut makelloser Film wie Costners „Robin Hood“ viel lieber. Aber das ist eben Geschmacksache. Und da Du Metaler bist und ich auch – haben wir sowieso beide Geschmack. 😉
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Wenn die Vernunft häufiger ihre Stimme gegen den Fanatismus erhebt, dann kann sie die künftige Generation vielleicht toleranter machen, als die gegenwärtige ist; und dann wäre schon viel gewonnen. Friedrich der Große