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American Horror Story – Asylum
Achtung Spoiler: Soweit ich mich zurückerinnern kann, habe ich damals bei der ersten Staffel von American Horror Story primär bemängelt, dass der Spannungsbogen sowie die Story selbst nach etwa acht Folgen äußerst abbauen. An dieser Stelle kann die zweite Staffel jedoch sogleich einen Pluspunkt verbuchen: Es wird nach einer Folge Vorlaufzeit voll eingestiegen und das Tempo sowie die Spannung bis zum Ende aufrechterhalten. Auch die Story selbst um die Nervenheilanstalt Briarcliff wurde sehr gut in Szene gesetzt, garniert mit nicht wenigen Twists und einigen interessanten Charakteren. Insbesondere weiß natürlich wieder Jessica Lange als Schwester Jude zu überzeugen, wobei mir persönlich aber Lily Rabe alias Schwester Marie Eunice mit ihrer diabolischen Präsenz und Oberbösewicht Zachary Quinto alias Dr. Oliver Thredson sogar noch ein Quäntchen besser gefallen haben. Auch atmosphärisch fährt die zweite Staffel wieder einiges an schwerem Kaliber auf: Meist werden sowohl Verzweiflung und Aussichtslosigkeit der Insassen als auch der Dreck und die bedrückende Stimmung der Anstalt glaubhaft auf den Bildschirm projiziert, was nicht zuletzt der – wieder einmal – ausgezeichneten Kameraführung zu verdanken ist.
Wo Licht ist, ist jedoch auch Schatten: Denn entgegen des Serientitels American Horror Story lassen weite Teile der (spannenden) Story die namensgebenden Horrorelemente vermissen. Einzig die „mysteriösen“ Gartenbewohner sowie der maskierte Bloody Face-Killer haben bei ihren seltenen Auftritten bei mir einen wohligen Schauer ausgelöst. Gut, immerhin dreht sich hier alles um eine Nervenheilanstalt mit vielen Insassen, es ist also durchaus immer was los. Natürlich ist es da schwer, über 12 Folgen hinweg permanentes Horror-Feeling aufkommen zu lassen, aber ein bisschen mehr hätte trotz allem nicht geschadet.
Gewichtiger ist da für mich persönlich schon der zweite Punkt: Leider hat die zweite Staffel genau das fortgesetzt, was mir bereits an der ersten mitunter sehr sauer aufgestoßen ist: Alle Geister/übernatürliche Wesen/Monster sind in American Horror Story anscheinend immer Menschen oder werden zumindest unverblümt als solche dargestellt, was dem Übernatürlichen/Bösen in der Serie viel an Spannung und Reiz nimmt. Paradebeispiel ist da in der zweiten Staffel Frances Conroy als der Tod: Eine Frau, um die 60, die mit ausgebreiteten schwarzen Flügeln den dahinscheidenden Menschen einen Kuss aufdrückt? Ne du, lass mal stecken. Nach den „Geistern“ in der ersten Staffel war das die zweite große Enttäuschung hinsichtlich der übernatürlichen Komponente. Man verstehe mich bitte nicht falsch, ich erwarte kein großartiges CGI oder dergleichen, aber ein bisschen Kreativität und Maskendesign sollte doch bei einer Horror-Serie drin sein.
Und last, but not least: Evan Peters. Als Nebencharakter Tate Langdon in der ersten Staffel war der Kerl ja durchaus eine willkommene Bereicherung, allerdings hat man ihm nunmehr mit Kit Walker eine der großen Hauptrollen anvertraut, was – meiner Meinung nach – mit einem Affenzahn in die Hose ging. Nicht nur, dass er als optischer Teenager total unglaubwürdig für die auf ihn gepresste Rolle des heimlichen Revolutionärs und Helden wider Willen anmutet, sondern auch, weil Evan Peters einfach schauspielerisch gegen die vielen anderen Hochkaräter im Ensemble gnadenlos versagt. Da wäre weniger mehr gewesen.
Der zweite Auftritt von American Horror Story macht vieles besser als der erste, aber auch einiges schlechter. Unterm Strich hat mich aber trotz der eben erwähnten Kritikpunkte auch Asylum über weite Strecken gut unterhalten, jedoch gilt auch hier wieder: Da ist noch Luft nach oben.
7/10
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Only death is certain. http://www.musik-sammler.de/sammlung/mrpsycho