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@Nezy: Wait, what? Du und Joy Division? Na, erzähl. 🙂
xTOOLxSchreib mal was dazu 🙂
Habe ich doch. Mann, ey. :haha:
Neurosis – The Eye Of Every Storm…
…ist das beste Album der Band nach der Jahrtausendwende, weil hier die neu erschlossenen Ausdrucksmöglichkeiten vollends in den Dienst einer bestimmten Stimmung gestellt werden. Kein Album von Neurosis klang durchgehend so zermürbend grau, so erschlagend einsam. Dieser Grundstimmung mussten sich auch die „genrefremden“ instrumentalen Verzierungen unterordnen, die nie so natürlich eingebunden wirkten, aber auch nie so wenig exotisch klangen wie hier. Die klangliche Klarheit weist gnadenlos auf die Kargheit der Arrangements hin. Drums wie dürres, totes Geäst, die gefühlte Nähe des heiseren, gebrochenen Flüstergesangs die innige Umklammerung einer unausweichlichen Erkenntnis. Den Stücken wurde ihr Schutzpanzer aus Lärm heruntergerissen, über weite Strecken haben sie weder den Drang noch die Möglichkeit, sich zu verteidigen. Die Mäßigung und Selbstkontrolle im Songwriting scheint nicht gewollt, sondern als einzig mögliche Konsequenz der hier festgehaltenen Vereinsamung. Wenngleich im Opener „Burn“ und „Brdiges“ jeweils gegen Ende die Wellen eine scheinbar bedrohliche Größe annehmen, kommen sie nie in der Form am Ufer an. Es gibt keine unbändige Kraft mehr, die durch die kompositorischen Dämme brechen könnte. Oder zumindest nicht direkt; die blind und intuitiv geführten Crescendi sind von einer emotionalen Unmittelbarkeit, in der sich doch noch die Band zu erkennen gibt, die Alben wie „Through Silver In Blood“ und „Times of Grace“ aufgenommen hat. Klar, dass unter dieser Schwere im Vergleich zum geradezu einladend melodischen und disziplinierten „A Sun That Never Sets“ manchmal auch die Songs zerbrechen. Besagtes „Bridges“ versucht nicht einmal, seine Form zu finden, ist als Klangcollage aber das konsequenteste und intensivste Stück des Albums. Die anderen Stücke schieben den bis heute unkopierbaren Sludge-Entwurf von Neurosis teilweise mehr Richtung Post-Rock als sonst, lassen aber dennoch keinen Zweifel daran, dass das Werk von Neurosis keine Grundlage ist, auf der man Genres aufbauen kann. Und das ist hier ein großes Kompliment.
Super. Für ausgedehnte Strandspaziergänge, aber bei Wetterverhältnissen, bei denen es niemand an den Strand zieht, für das Hinstürzen und Liegenbleiben mit dem Gesicht im Sand und das Umspültwerden von auslaufenden Wellen.
http://www.youtube.com/watch?v=HGQImg2u5PQ
http://www.youtube.com/watch?v=NV6yQzblnVM
Swans – White Light From The Mouth of Infinity…
…ist nicht ganz das am leichtesten zugängliche Album der Swans, weil „The Great Annihilator“ einem mehr Facetten in leichtverdaulichen Häppchen auf dem Silbertablett präsentiert. Es ist aber das Album der Swans, das man aus meiner Sicht vermutlich am leichtesten mögen kann, und das ist in diesem als eine große Leistung anzusehen. Auch nach dem Major-Ausflug „The Burning World“ in eher seichte Folk-Gewässer haben Swans, mittlerweile auf dem Eigenlabel Young God Records, nicht das Interesse an schlichten und konventionellen Songstrukturen als Fundament und Kommunikationsform verloren. Was „White Light…“ dabei besser macht als seinen Vorgänger, ist die nicht dazu im Widerspruch stehende Bereitschaft, diese Strukturen trotzdem zu unterwandern und zumindest manchmal auch aufzubrechen. „You Know Nothing“ und „Miracle of Love“ zeichnen sich durch diese unerwarteten Stimmungseinbrüche gegen Ende aus, die Band durchbricht den Damm der Rationalität, damit jenes weiße Licht der Unendlichkeit in die Musik Einzug halten kann. Über weite Strecken brauchen Swans das kompositorische Terrain, für das sie sich entschieden haben, aber gar nicht zu verlassen; die Songentführungen werden sozusagen im Hintergrund abgewickelt. Während der Song läuft, wird die Orchestrierung psychedelisch, die von Jarboes vervielfältigter Stimme gestellten Engelschöre entwickeln ein Eigenleben, die Stücke streben nach Transzendenz. Dazu ist das Drumming teilweise klanglich so hell und explosiv und dazu so militärisch aufpeitschend, dass alle vorher getätigten Kategorisierungsversuche im Sande verlaufen. Das ist der (erste; vor allem auf „Soundtracks for the Blind“/“Swans Are Dead“ treibt die Band dieses Stilmittel zur Vollkommenheit) Post Rock-Moment der Swans. Sie halten das fragile Leuchten der Schönheit, nach dem zahlreiche Genrevertreter oftmals erfolglos suchen, in den Händen und sind doch in jedem Moment bereit, es zusammenzudrücken und seine gesamte Lebenskraft aus ihm herauszupressen.
Da „White Light From The Mouth of Infinity“ wie kein anderes Album der Swans ein Lieblingssongalbum ist, gehe ich auf diese mal näher ein.
„Better Than You“, der Opener, die klanggewordene Supernova, Drumming und Keyboards nehmen dem Hörer vorneweg jede Chance der Bodenhaftung oder eines normalen Pulsschlags.
„Love Will Save You“, einer der besten Texte über Liebe und mauvaise foi, die je geschrieben wurden, strahlend und beschwingt und inmitten dessen Michael Giras mahnende, wissende, bittere Zeilen.
„Failure“, textliche Zuspitzung von Depression, nach der gar nichts mehr geht, musikalische Begleitung nahe der Winterstarre.
„Miracle of Love“, ein Leonard Cohen-Moment voller Wichtigkeit und Wahrheit mit einem furiosen Finale.
Sollten sich alleallealle anhören, die sich bisher davor (also vor der Band) gedrückt haben.
http://www.youtube.com/watch?v=IW9K0jazrbU
http://www.youtube.com/watch?v=PZp7-QoLmMA
http://www.youtube.com/watch?v=pWStaRmuXzY
http://www.youtube.com/watch?v=bcaLabqWH94
Zu „Times of Grace“ und A Place To Bury Strangers fällt mir auf die Schnelle nicht so viel ein (außer dass „The Falling Sun“ komplett U N F A S S B A R ist und du und alle anderen den Song bitte tagelang in Dauerschleife hören solltet). Schreibe die Tage nochmal was dazu.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]