Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Talkpit › Homosexualität ist unmoralisch › Re: Homosexualität ist unmoralisch
Roy Black Metal
Daray
Roy Black Metal
Daray
Wenn ich dich richtig verstehe, willst du also die bestehenden Werte einzeln angehen und dann bestimmen, ob sie erhaltenswert sind oder nicht. Stimmt das soweit?
Ich würde die Sache eben lieber anders angehen, nämlich mit der Suche nach einem Prinzip, nach einer Grundlage, von der sich alle Werte in Folge ableiten lassen.
Die Frage ist ja: wenn wir nach der Richtigkeit von bestehenden Werten suchen, basieren dann unsere Urteile über deren Richtigkeit nicht eben auf diesen bereits bestehenden Werten? Wie soll dabei etwas anderes herauskommen als das Resultat, dass die bestehenden Werte als richtig angesehen werden? Die Neutralität ist mit diesem Verfahren von Begin weg ausgeschlossen…
Würdest du mir da nicht zustimmen?
So, mal etwas aufräumen in diesem Zitatwald.
So, mein Herr. Ich verstehe deine Argumentation und in einem gewissen Maße hast du sicherlich recht.
Aber sind werte nicht immer einer dauerhaften Reflexion unterworfen, so dass sie auf ihrer eigenen Basis immer wieder neue definiert werden? Ich sehe somit keinen Stillstand.
Und zur Suche nach einem grundlegenden Prinzip: Ein grundlegendes Prinzip bleibt immer abstrakt und muss erst für konkrete Situationen auf das Leben definiert werden. Das geschieht je ach Zeit und Situation über Werte. Außerdem kann es ja auch passieren, dass das Prinzip an sich unlogisch ist, daraus abgleitete Werte allerdings schon, da sie sich im Sinne eines guten Zusammenlebens bewährt haben.
Zum ersten: nein, ich muss dir stark widersprechen. Werte werden nicht mit sich selbst als Massstab überdacht, sondern immer nur mit externen Einflüssen (also mit zu ihnen verschiedenen Werten). Anders ist es gar nicht möglich. Wenn das was ich untersuche und mein Masstab dasselbe ist, kommt immer dasselbe raus. Angenommen du sagst. „Hmm… ist der Wert nicht zu morden sinnvoll?“ und dann antwortest „Ich hab ja den Wert, dass morden nicht gut ist, also ist der Wert nicht zu morden sinnvoll.“
Natürlich geht das auch weitaus komplexer über vier, ein duzend oder auch hundert andere Werte, die du dazwischenschaltest, aber die Struktur belibt dieselbe.
Zum zwoten: Die Werte entstehen ja erst durch das Prinzip. Wenn ich z.B. Utilitarist bin und möglichst Leid vermeiden will, dann wird all das zu einem Wert, was im gesamten gesehen möglichst wenig Leid verursacht.
Werte ergeben sich aus den Prinzipien.
Beim zweiten Teil stimme ich zu: es ist möglich, dass sich aus kreuzfalschen Prinzipien vernünftige Handlungsweisen bzw. Werte ergeben. Z.B. wenn zur Zeit der Judenverfolgung ein Geschäftsmann gegen Geld Juden zur Flucht aus Deutschland verholfen hat, dann hat er z.B. für den Utilitaristen richtig gehandelt, die Konsequenz seines Tuns war die richtige, er hat den Juden zur Flucht geholfen, das Gesamtleid gemindert. Die Profitgier, die jedoch seine Motivation war, ist hingegen durch und durch unmoralisch (allerdings nicht im Sinne des Utilitarismus, der sich um die Motivation nicht kümmert, sondern primär sein Augenmerk auf die Konsequenzen richtet).
Doch was folg daraus, dass ein Mensch mit „verdrehter“ Moral zu einem guten Handeln kommt? Gar nichts. Absolut nichts. Denn, dass er zum selben Ergebnis kam, ist purer Zufall.
1.
Ich habe mich etwas undeutlich ausgedrückt. Natürlich kommt es zu einer Neudefinition von Werten nur über äußere Einflüsse. Diesen Umstand habe ich stillschweigend vorausgesetzt, weshalb vielleicht meine Formulieren „auf ihrer eigenen Basis“ missverständlich formuliert war. Für diese rethorische Unachtsamkeit mea culpa. Ohne äußere Einflüsse währe eine Reflexion gar nicht nötig, so dass bei den von mir dargestellten Reflexionen immer natürlich eine „Störung“ des Systems vorauszusetzen ist. Aber dennoch wird mein Ergebnis immer zu einem Großteil von den Werten bestimmt sein, mit denen ich aufgewachsen bin, und sei es, dass das Ergebnis der Reflexion es ist, dass ich diese Werte überwinde.
2.
Werte erwachsen aus Prinzipien, aber mein Verhalten erschließt sich doch nur darin, dass ich ein zugrundeliegendes Prinzip, dass aber nur sprachlich und gedanklich formuliert ist, versuche anzuwenden. Durch mein Verhalten tradiere ich sozusagen das Pinzip auf mein Leben. Dadurch unterscheiden sich meine Verhaltensweisen aber vom puren Prinzip, da sie sozusagen persönlich werden. Werte werden individuell erfahren, währen sie nur abstrakt, währen sie nicht überlebensfähig.
3.
Ka.
Bei Punkt 1. denke ich sind wir uns nun einig.
Zu 2.: Wird das Prinzip erst in der Handlung, dem Verhalten konkret und nicht bereits in der Niederbrechung auf den Einzelfall? Ich bin mir momentan nicht im Klaren, wie relevant das ist, aber ich sehe die Konkretisierung und Manifestierung des moralischen Prinzips liegt nicht erst in der Tat, sondern im Entschluss zur Tat.
Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass auch du im Begriff des „Verhaltens“ die Intentionalität drin hast.
Ich denke wir sind durch :mrgit:
--
Treat everyone the same until you find out they're an idiot. http://www.last.fm/user/daray