Re: Rammstein

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SpaceDyeVest

Registriert seit: 19.08.2004

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Zugegeben: Rammstein war schon immer eine Band, die mich entweder wirklich in ihren Bann zog oder absolut enttäuschte. Jedenfalls bietet die Band für jeden Geschmack unterschiedliche Kost und das alles auf je einer CD. Konnte zu Haarspaltereien führen, tat es wohl auch und auf dem neuen Album „Reise, Reise“ ist dies nicht anders.
Rammstein bewegen sich auf ihren bekannten Bahnen mit einem Crossover aus dumpfen, zähflüssigen, meist monotonen Melodien und Industrial, teilweise auch EBM. Neben dem unverkennbaren Gesang von Sänger Till Lindemann (gerolltes „r“) dominieren auf „Reise, Reise“ auch Chöre, eine Sängerin (auf Russisch) und zahlreiche andere Instrumente (Akkordeon, Percussion).
Eigentlich ist das Album aber trotzdem Rammstein, also typische Melodiebögen und Lyrik, die mehr oder weniger anspruchsvoll, interessant oder banal ist. Wie bei jedem Album, dass noch nicht auf dem Markt ist, hier alle Lieder unter der Lupe.

Reise, Reise
Der Opener und Titelsong. Ein song begleitet von Meeresrauschen und Akkordeon (oder doch Ziehamonika?). Die harten Gtarren dominieren und harmonieren zähflüßig/doomig mit dem Gesang Tills.

Mein Teil
…sollte durch Fernsehen und Internet schon bekannt sein. Deshalb gibt es hier nicht viel zu sagen, außer dass das Lied etwas gekürzt wurde (die verzerrte Ansage am Anfang ist nicht vorhanden). Die Menschenfresser Thematik wurde nicht grundlos als erste Single genommen, stellt sie doch eines der highlights des Albums dar.

Dalai Lama (Flugangst)
Duster, doomig, unheimlich. Den Namen Dalai Lama kepier ich nicht wirklich, deshalb ist der Zusatztitel Flugangst gut gewählt, da sich das Szenario im Flieger abspielt. Die Drums geben hier alles an, Gitarren und das (schöne) Keyboard bleiben erstmal dezent im Hintergrund, bis später im Song auch diese Instrumente ihre Chance kriegen.

Keine Lust
…ist lyrisch meiner Meinung nach etwas schlechter als bereits gehörte Lieder auf dem Album, was aber alles durch den geilen Mitstampf Refrain wettgemacht wird. Überhaupt ist das Lied eines der härtesten auf dem Album, was es aus der Beudeutungslosigkeit von Stücken wie „Rein Raus“ oder „Bestrafe Mich“ rettet.

Los
Der schwächste Track des Albums, nur geringfügig besser als Müll, der bereits von Rammstein bereits verzapft wurde, also nur etwas über „Links 234“, „Rein Raus“ oder „Bück Dich“.
Interessant im Song sind aber die verwendeten Worte, die fast alle auf „los“ enden. Neben dem irrelevanten Akkustik Gitarren Geplänkel aber der einzige „Höhepunkt“.

Amerika
…ist der Song, der so richtig Laune macht. Deshalb auch ein Song, der es wirklich verdient hat Single zu werden. Genau wie „Mein Teil“ sollte das Lied bereits bestens bekannt sein. Amerika ist die perfekte Hymne für alle Gegner der Weltmacht, ist sie doch absolut provokant.

Moskau
Moskau ist ein absolutes Highlight auf dem Album. Melodisch hart mit einer russischen Sängerin, die sich besonders im Refrain mit Till Lindemann gut abwechselt. Lustig ist die Hymne besonders, weil sie wohl einen Kontrast zu Dschinghis Kahn’s Moskau darstellt. Es werden die dunklen und „schlüpfrigen“ Seiten Moskaus besungen.

Morgenstern
Einer der härteren Songs auf dem Album. Die Strophen selbst sind langgezogen und doomig, der Refrain ist schnell, melodisch und orchestral. Thematisch geht es hier um die Schönheit des Menschens selbst.

Stein Um Stein
Stampfende Drums, langsame Gitarren, fast schon brave Stimme von Till…..bis der brachiale depressive Refrain einsetzt. Eigentlich ein guter Song, aber nichts was man schon bereits von Rammstein gehört hat.

Ohne Dich
„Ohne Dich“ ist definitiv mein Lieblingssong auf dem Album. Rammstein beweisen hier wieder, dass sie auch gute Balladen schreiben können. Lyrisch superb, depressiv und melodisch, gute Leistung des Sängers. Erinnert manchmal etwas an „Nebel“ oder „Klavier“.

Amour
Wunderbar! „Amour“ bildet einen perfekten Abschluss des Albums. Herbstlich und irgendwie schwül besingt man hier die Liebe und ihre Tücken. Der Refrain wirde dann noch herbstlicher, allerdings nicht härter. Rammstein könnten mit der Nummer wirklich echten gothic machen.

Insgesamt ist das Album nett. Kein Überhammer, aber wirklich schön anzuhören. Zwar git es Gurken wie „los“, etwas schlechtere Songs wie „Dalai Lama“ und „Reise, Reise“, aber Songs wie „Moskau“, „Amour“ oder „Ohne Dich“ gleichen das dann wieder aus.
Leider bietet der longplayer nichts Neues, was schon traurig ist, da ich mir von der Band etwas mehr Spielraum und Experimentierfreudigkeit erwartet hätte.

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