Re: Übernatürliche "Gottes"-begegnungen

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Daray

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Ich denke das hängt alles davon ab, was man unter Gott versteht.

Vorschlag 1: Der unbewegte Beweger
Wenn man die Idee von Aristoteles nimmt, den unbewegten Beweger, dann ist das gar nicht so fern von den Naturwissenschaften.

Wir haben das Prinzip von Ursache und Wirkung. Keine Wirkung ohne Ursache. Doch dieses Prinzip führt uns in einen infiniten Regress. Wir können heute vieles (wenn auch weit nicht alles) bis auf den Urknall zurückführen. Also bis zum Anbeginn von Zeit und Raum. Doch wie kam es dazu, dass Zeit und Raum entstanden sind. Bevor es die Zeit gab kann es auch kein Ursache-Wirkungs-Prinzip gegeben haben. Unser Denken funktioniert aber nur nach dem Ursache-Wirkung-Prinzip. Wir können nicht anders denken. Der unbewegte Beweger (Gott) wäre demnach die Idee eines Grundes für die Entstehung der Raumzeit, der Materie und der Existenz aller Dinge.

Es liegt jenseits dessen, was man durch rationales Denken erfassen kann. Wer versucht einen solchen Gott rational zu erfassen, hat bereits versagt. Denn ein solcher Gott wäre nicht rational fassbar, weil er aus einer „Ebene“ stammt, die eben nicht mit den Strukturen unseres Denkens vereinbar ist.

Die Frage im Zusammenhang mit unserem Thema ist: wie würde eine Begegnung mit einem solchen Gott aussehen. Meine Antwort ist simpel: wir würden ihn nicht erkennen und erst recht nicht mit ihm kommunizieren können. Sein Wesen wäre in allen Belangen so verschieden von dem unsrigen, dass wir noch nicht einmal in der Lage sind, uns vorzustellen, was und wie er sein könnte. Unser Geist ist dazu einfach zu sehr an unsere vier Dimensionen geknüpft.

Vorschlag 2: Der Allmächtige
Angenommen wir behaupten, dass die Prinzipien nach denen die Wissenschaft funktioniert richtig sind. Und wir nehmen weiter an, dass es einen Allmächtigen Gott gibt. Dann scheint dieser Gott alle Arbeit bereits verrichtet zu haben. Er hat die Gesetze geschafften nach denen die Dinge im Universum funktionieren. Und nach allem was wir wissen zu Urteilen, haben sich die Gesetze seit Anbeginn der Zeit nicht verändert. Gottes Werk würde dann gerade in dieses Regeln und Gesetzmässigkeiten liegen. Demnach gäbe es keinen Grund für den Allmächtigen mit uns zu kommunizieren oder sich zu offenbaren. Denn alles ist schon getan. Und weil er allmächtig ist, wäre es auch mit Perfektion getan, es gäbe keinen Grund etwas zu ändern, Dies gilt natürlich nur, wenn wir (nach Christlichem Glauben) annehmen, dass Gott uns im Denken ähnlich ist. ansonsten gilt dasselbe wie bei Vorschlag 1.

Vorschlag 3: Das Gott-System
Wir können uner Gott auch als ein System mit einer begrenzten Anzahl an Fähigkeiten/Regeln betrachten (Stichwort Mutter Erde/Gaia und starker Pantheismus).
In diesem Fall wäre das Göttliche im raum. Ja, das Göttliche könnte sogar der Raum selbst sein oder aber alle oder bestimmete Materie, die der Raum beinhaltet.
Hier wäre die Begegnung mit Gott, dann wohl gleichzusetzen mit der Erkenntnis dieses Systems und dem oft beschriebenen Gefühl des Teilseins des Göttlichen, doch ein solches Erkennen kann fehlerhaft sein, das System zu gross oder zu klein gefasst und die Gefühle unbegründet sein.

Wir haben noch die Möglichkeit diesem System Intention zuzusprechen.. Dies wiederum würde es ermöglichen, dass dieses System den bewussten Kontakt zu uns sucht. Aber wie würde diese Kontaktaufnahme aussehen. Nehmen wir ein System mit Intuition, das wir kennen: den Mensch, mit Geist und Körper. Wie kommunizieren wir mit Teilen unseres Systems? Die Prozesse in unserem Körper, die das reine Funktionieren garantieren, laufen unbewusst ab. Ich kann meinen Lungenbläschen nicht sagen, sie sollen aufhören Sauerstoff aufzunehmen. Ich kann die Luft anhalten (gewisse Leute bis zur Bewusstlosigkeit oder gar bis zum Tod), aber das kann man 1. kaum als Kommunikation bezeichnen und 2. fühlen sich die Lungenbläschen dadurch angesprochen (wenn wir auch ihnen – zum Zwcke der Analogie – ein Bewusstsein unterstellen)? Ich denke nein. wie sieht es denn mit unseren Lungen bzw. den Muskeln aus, die den Befehl kriegen nicht mehr für Luftzufuhr zu sorgen? Auch auf dieser Ebene, weit jenseits dessen, was wir als Individuum bezeichnen würden, würde das wohl nicht als Kommunikation eines höhreren Wesens aufgefasst. Gibt es für die Muskeln einen Unterschied ob die Entscheidung zu atmen oder nicht bewusst oder unbewusst gefällt wurde? Ich zweifle daran.
Wir können natürlich auch mit unseren Lungebläschen oder Muskeln sprechen. Also unsere Form der bewussten Kommunikation wählen. Wir würden nicht verstanden.

Dasselbe würde, davon bin ich überzeugt, auch passieren wenn dieses Gott-System mit uns sprechen würde. Wir würden es wahrscheinlich nicht als Kommunikation wahrnehmen und schon gar nicht verstehen.

Vorschlag 4: Die Menschen-Götter
Dieser Vorschlag betrachtet Gott im Sinne der Antiken olympischen Götter. Eigentlich Menschen wie du und ich mit einigen speziellen Fähigkeiten und Begabungen.

Solche Götter sind geradezu prädestiniert für Begegnungen mit Menschen. Sie bewegen sich auf unserer Ebene und sind uns sehr ähnlich. und was das wichtigste ist: sie kommunizieren wie wir.

Da sie in unserer Welt sind, müsste sich ihre Existenz jedoch mit Bestimmtheit empirisch beweisen lassen, was uns bisher noch nicht geglückt ist. Dieser Ausnahmestatus innerhalb meiner Vorschläge lässt ihre Existenz unwahrscheinlich erscheinen. Ausserdem: wären wir wirklich gewillt Wesen, die einfach ein paar fähigkeiten mehr haben als wir als Götter anzuerkennen? Ich will es nicht ausschliessen, aber eigentlich erwarten wir doch mehr…

Fazit:

Ich denke die Vorschläge 1-3 lassen sich nicht ausschliessen und sie stehen auch nicht im Widerspruch zu den Wissenschafen, wie wir sie momentan betreiben und den aus diesen Wissenschaften gewonnenen Erkenntnissen.
Aber sie lassen meines Erachtens auch nicht zu, dass eine Kommunikation, eine Begegnung zwischen diesen Göttern und uns stattfinden kann.
Das grosse selbstkritische Aber ist jedoch: der Satz vom Widerspruch, ja die Gesamte Logik, muss für diese nicht gelten. Dies würde es uns unmöglich machen irgendwas über sie zu sagen. Und wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.

Deswegen bin ich Agnostiker 😉

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