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Soooo…so als Einstand für das neue Jahr hat Kältetod gaaanz tief im Untergrund gewühlt und folgende Perle entdeckt:
Ellorsith – 1959
Aufgrund des Covers habe ich mir die MLP blind gekauft und wurde einfach nur umgehauen, als diese das erste mal auf meinem Plattenspieler rotierte.Die ganze Musik dreht sich um ein lyrische Konzept, welches über eine Expedition aus dem Jahre 1959 handelt. Diese Expedition bestand aus Studenten des Polytechnic Institutes (jetzt heißt die wohl Ural State Technical University), die sich in die eisige Tundra der Otorten Mountains begeben haben. (befindet sich laut Beipackzettel in der Nähe von Sverdlosk (Russland)). Während dieser Expedition wurden (ein Teil) diese Studenten auf bestialische Weise ermordet. („While six of the nine had perished of hypothermia, the remaining three had died from brutal injuries, including a skull fracture. According to the case files, one of the victims was missing her tongue“) Selbst 50 Jahre danach konnte nicht aufgeklärt werden, woher genau diese Verletzungen gekommen sind. Schließlich wurde folgendes Statement vom „Lead Investigator Lev Ivanov“ gegeben: “ Lev Ivanov wrote in his final report that die hikers had died as a result of an „unknown compelling force“. Und genau dieses Ereigniss (namentlich: „The Dyatlov Pass Incident“) vertont die Band auf dieser MLP.Kommen wir erstmal zur Tracklist:
1. Vvedenje (Intro)
2. Susurration
3. Marasmus
4. Lichryre
5. Compelling Natural Force
Ok…jetzt fragt man sich: Wie klingt Musik, die auf einer ziemlich mysteriösen Gegebenheit basiert? Viel Keyboad geklimmer im Stile der „Horror Songs“ von Septic Flesh? (Lovecrafts Death), oder doch langsam kriechender blackened Doom? Das gute vorneweg: mit dem aufgeblasenen Sound von Septic Flesh hat die Band gar nichts zu tun. Doom kommt zum Einsatz, aber schon der Opener (nach dem extrem düsteren Intro) macht klar wie die Band gedenkt dieses Thema zu vertonen: Eine rasende Gitarrenwand eröffnet den Song..man wägt sich gerade zu in einem Schneesturm. (sozusagen die Vertonung des sehr gelungenen Covers). Was mir als erstes auffällt: das scheppernde und hallende Schlagzeug, was dem ganzen Song etwas unwirkliches, etwas surreales verleiht. Dann setzt der Gesang ein….und die Kinnlade klappt gen Boden. Es wird nicht gekreischt, nicht gekrächzt, sondern abgrundtief bösartig gegurgelt. Irgendwo zwischen Nile und Septic Flesh mit einer Menge hall unterlegt, erzählt uns der Sänger von dieser bösartigen Geschichte. Immer wieder bemerke ich, wie der Gesang in Verbindung mit den rasenden Gitarren eine schwer zu beschreibene Atmosphäre erschafft. Mir wird tatsächlich leicht mulmig im Bauch, so sehr nimmt mich die Musik in beschlag. Nach gut der hälfte des Songs wird das Tempo gedrosselt und es geht scheppernd im Kriechgang voran. Enden tut der Song doomig. Gut..ersten Song überstanden..man mag fast gar nicht weiterhören. Aber die folgenden Songs faszinieren dennoch: Die Band nimmt jetzt öfters mal den Fuß vom Gaspedal, und rumpelt mal Bolt Thrower-mäßig voran, mal wird die Band so langsam, dass sie jeder Doom/Death Band Konkurrenz macht. Der Sänger scheint über sich hinaus zu wachsen: Das im ersten Song noch leicht monotone Gegrunze wird immer Wahnsinniger. Heißt: Er bricht immer mal wieder nach „oben“ aus, die Stimme wird etwas höher, die schreie verrückter. Dennoch ist der Gesang eindeutig im DM anzusiedeln und hat mit typischen BM gekreische auch weiterhin nichts zu tun. Von der Atmosphäre her kommt mir das eine, oder andere mal Lovecraft in den Sinn. Auch wenn die erzählte Geschichte nichts mit seinen Büchern zu tun hat, ist der Grundtenor dennoch gleich. Etwas unbekanntes, anscheinend unglaublich böses, meuchelt Menschen. Eine Kraft, die man nicht beschreiben kann, sozusagen ein Schatten, ähnlich der Wesen, die Lovecraft beschreibt. Diese Atmosphäre zieht sich durch die ganze MLP: Gerade im abschließenden „Compelling Natural Force“ zeigt die Band, wie düster, wie mysteriös und wie unberechenbar sie klingen kann: Der Song startet doomig, verfällt dann kurzweilig in totale Raserei, gegen Ende ertönen merkwürdige Gitarrenspielerein und ein Mönchschor (!!!) nur um dann mit Todesschreiben (?) zu Ende….harter Tobak. wer auf extrem (und hier meine ich wirklich EXTREM) düstere Musik steht MUSS sich diese MLP zulegen. Die Band ist für mich jetzt schon eine Neuentdeckung des Jahres 2015/2016.
Hier mal zwei Lieder zum reinhören:
Der Opener:
https://www.youtube.com/watch?v=rzpyAU0P_F8
(Compelling Natural Force)
https://www.youtube.com/watch?v=HiumZZ14ofM
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The world is grey, the mountains old The forge's fire is ashen and cold No harp is wrung, no hammer falls The darkness dwells in Druin's halls