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Ich will nicht noch mal Öl ins Feuer gießen, aber dass es auch ans laufen kann, beweist das Rock Hard. Die haben das ESF um die Ecke präsentiert und dennoch objektiv und sachlich über Geiselwind berichtet:
Das zweite BATTLE OF METAL-Festival, das vom 5.-7. Juli wieder in Geiselwind auf dem ehemaligen *die nichtzunennende Veranstaltung*-Gelände an der A3 zwischen Würzburg und Nürnberg stattfand, konnte dieses Jahr etwa um die Hälfte an Besuchern im Vergleich zum Vorjahr zulegen . Etwa 1200 Personen huldigten dem gebotenen Billing, die Genre-Vielfalt reichte von Gothic über Black, von Death über Thrash, von Heavy Metal bis Viking.
Wer schon am Donnerstag angereist war, dem blieb nicht viel anderes übrig, als sein Zelt in den Matsch zu stellen, auf besseres Wetter zu warten und sich am ersten Bier zu laben. Wenige hart Gesottene gaben sich die Auftritte von LEGIO MORTIS, WINTERDOME und IN EXTREMO aus nächster Nähe, angesichts der geschilderten Umstände konnte allerdings nur geringfügig Stimmung aufkommen. IN EXTREMO ließen sich nicht einmal zur vorgegebenen Zeit am Autogrammstand blicken, da „es sich ja sowieso nicht lohnt“. Schönes Statement, die vergeblich bis zum Knöchel in der Brühe wartenden Fans hatten dafür sicherlich Verständnis. Das Gros verharrte allerdings im Schutze des nahezu vom Winde verwehten, notdürftig zwischen den Autos fixierten Pavillons und betrachtete die leidenden Menschen aus sicherer Entfernung – von fast jedem Bereich des Campingplatzes bestand ja mehr oder minder gute Sicht bis auf die Hauptbühne.
Am Freitag hörte der Regenfall gegen Mittag glücklicherweise auf, so dass man doch den Schritt vor das Zelt wagen und beim Frühstück den ersten Bands lauschen konnte (die Pavillons hatte es inzwischen tatsächlich weggeweht). Für die meisten waren am Nachmittag und Abend DISBELIEF, SAMAEL, BEHEMOTH, EISREGEN, KATAKLYSM und der Dissection-Ableger DEATHSTARS angesagt, die im Allgemeinen für sehr gute Resonanzen sorgen konnten. Nur noch SATYRICON toppten die Stimmung, und die Band war im Gegensatz zum With-Full-Force-Auftritt der Vorwoche gut in Form. Dargeboten wurden zu gleichen Teilen neue und alte Titel, allerdings kristallisierten sich hier vor allem die neuen Songs wie ‚The Pentagram Burns‘, ‚Now, Diabolical‘ und ‚A New Enemy‘ als Stimmungs-Knüller bei der illustren Völkerschar heraus.
Der Samstag konnte mit einem unerwarteten Hoch aufwarten, der Wind vertrieb die letzten Wolken und die Hitze verbreitete einen angenehm vermoderten Geruch auf dem verschlammten Gelände. Die hungrige Meute zog es in Richtung der nächstgelegenen Fast-Food-Ketten, wo man sich bekannterweise auf gesunde Weise preisgünstig verköstigen kann. Frisch gestärkt ging es dann auch direkt zu TYR, THE DOGMA, HAGGARD, HOLY MOSES, EISHEILIG und/oder SKYCLAD – und natürlich THE HAUNTED. Bei noch heiterem Sonnenschein und gefühlten 30 Grad gingen um 20 Uhr die Jungs aus Schweden schon so richtig in die Vollen. Frontmann Peter Dolving animierte das schon etwas angetüdelte Publikum nach Leibeskräften und auch der Rest der Band schrammelte ordentlich drauf los. Entsprechend heiter wurde dann auch in den ersten Reihen gemosht und mitgegrölt.
Daumen hoch auch für PARADISE LOST, die allerdings mit 30 Minuten Verspätung auf die Bühne gekrabbelt kamen und zum Ausgleich fünf Minuten zu früh wieder verschwanden. Man zeigte allerdings, dass man neben zwar ebenso coolen Hits wie ‚The Enemy‘ vom neuen „In Requiem“-Album die Death-Metal-Wurzeln noch nicht abgeschnitten und die alten Schinken wie ‚Gothic‘ noch voll auf dem Kasten hat. Natürlich erwartete hier niemand die fünf ultimativen Stimmungskanonen auf der Bühne, und so kompensierte die anwesende Gothic-Metal-Crowd den Bewegungsmangel der Band durch Haareschütteln und zünftiges Tanzen.Nach dem erfolgreich absolvierten Gig ging es dann für alle in die letzte Runde: BLACK LABAEL SOCIETY betraten ebenfalls eine gute halbe Stunde zu spät die Bühne, die noch von einem riesigen Tuch mit Band-Logo verdeckt wurde. Als der erste Ton von ‚Fire It Up‘ erklang und der Vorhang fiel, tobte die Masse bereits. Hits wie ‚Suicide Messiah‘ und ‚Forever Down‘ ließen immer wieder verspüren, dass es Ozzys Gitarrist ist, der da auf der Bühne stand. Es gab klasse Soli zu sehen, die Band sprühte vor Energie und auch die gesetzteren Nummern wie ‚Blood Is Thicker Than Water‘ stießen auf großen Anklang; Gänsehaut-Feeling kam auf, als Zakk ‚In This River‘ ankündigte: die dem 2004 erschossenen Dimebag Darrell von Pantera gewidmete Ballade. Seine Bilder im Hintergrund auf großen Leinwänden, spielte Zakk das ergreifende Lied, das seither fester Bestandteil der Setlist ist und stets an den Verstorbenen erinnern soll. Als der letzte Song verklungen war, wollte die Band trotzdem noch nicht so recht hinter der Bühne verschwinden. Verteilt wurde bereitwillig alles, was noch so auf der Bühne zu finden war: Handtücher, Caps, Drumsticks und Bier en masse. Der Beifall wollte nicht enden und immer wieder kam der Held zu seinen Fans, die ob der fehlenden Autogrammstunde mit einer Umarmung von Master Zakk wohl doppelt entschädigt werden konnten. Eindeutig eine glaubwürdige Aktion, mit der die vier Herren aus den USA die Sympathie der Anwesenden erlangen konnten.
Schöner hätte das Festival wohl nicht ausklingen können. Etwas schade ist allerdings, dass aufgrund der Streitigkeiten zwischen dem Gelände-Besitzer Strohofer und den Earthshaker-Veranstaltern vor zwei Jahren das Festival trotz des unglaublichen Line-ups von potenziellen Besuchern boykottiert und verrissen wurde, um dem Earthshaker Fest die „Treue zu halten“, wie viele Leute verlauten ließen. Ob Gerücht oder nicht, sei dahingestellt. Man kann es dahingehend allerdings auch etwas übertreiben, denn die Preise waren fair, Atmosphäre und Location unschlagbar. Für die diesjährigen Besucher gibt es allemal ein Wiedersehen auf dem BoM 2008!Quelle: Rockhard Magazin
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