Re: Top 50 Alben

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Ilo

Registriert seit: 23.09.2007

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Es dürfen ruhig auch andere was dazu schreiben! 😛

25. Machine Head – Burn My Eyes


“Let freedom ring with a shotgun blast…”
Legendär, was Machine Head hier auf ihrem Debüt abliefern. Während bei Vio-lence noch recht geradliniger, straighter Thrash vorherrschte, sollte diese Band der Anfang etwas völlig neuem sein; ein Impuls, der nicht nur die Musikwelt, sondern auch mich bzw. mein geschmackliches Empfinden maßgeblich prägen sollte.

„Burn My Eyes“ war ein Blindkauf. Ich hatte vielleicht den ein- oder anderen Song auf YouTube gehört, jedoch haben die zu dem Zeitpunkt nicht mal wirklich gezündet. Man sagte mir, es sei eine ganz nette, neumodischere Thrash Platte im Stile von Pantera. Nun gut, die Songs auf YouTube waren ganz OK und ich brauchte eh mal wieder etwas in der Richtung, also warum nicht. Das Ende der Geschichte: Ich bin bereits einen Tag später wieder zum Saturn und habe direkt den Nachfolger hinterher gekauft. Wenig später folgte der Rest.

Sie sind mehr als eine weitere Metal Hammer Hypeband. Was sie, was man auch sehr gut auf das zweite Werk, „The More Things Change“, welches hier beinahe auch in die Auswahl gekommen wäre, beziehen kann, so besonders macht, ist diese gewisse düstere, rohe Atmosphäre, die sie – bei allem Lob um die in der Tat grandiosen Comeback-Werke – nur noch oder zumindest vor allem hier haben werden. Und es sind mehr als bloß die großen Gassenhauer „Old“ oder „Davidian“, die dieses Album auszeichnen; es ist der Versuch, dem Thrash, oder sagen wir, der harten Musik generell, einen neuen Anstrich; einen düsteren, zu verleihen. Deswegen sind es auch gerade Songs wie „I’m Your God Now“ (übrigens ihr erster fertiggestellter Song), die für mich für dieses Album repräsentant sind, es groß machen.

24. Blacklisted – Heavier Than Heaven, Loneier Than God

“Tell me Im childish all you want,
I just want to love myself, Just want to love myself, Want to love myself, Just want to love myself, Want to love myself, Just want to love myself, Want to love myself.”

16 Minuten, 39 Sekunden. Bewusst die Sekunden mitgenommen, schließlich schaffen es einige Songs nicht mal bis zur ersten Minute. „Heavier Than Heaven, Loneier Than God“ ist jedoch keineswegs eine Grind-Platte. Es ist eine intensive Ansage gegen die Welt aus Verzweiflung; und diese Intensivität verlangt einen knappen, da dadurch erschütternden Rahmen. Nur beim fast schon sludgig-anmutenden „Circuit Breaker“, oder bei der finalen „Chan Marshall eulogy“, „Wish“, lässt man sich die Zeit zur schleppenden Trauer, zum langsamen ins-Herz-fressen. „Wish I knew safety / wish nothing phased me / wish I felt more than just feeling of unrest / wish the darkness didn’t cloud me / wish I wasn’t an emotional wreck“. Das mag zwar ab und an etwas dick aufgetragen wirken, spricht jedoch bloß aus einer puren Depression, die sich entweder auskotzend-direkt oder regungslos-schlapp ausdrückt.

23. Shining – The Eerie Cold

Etwas ungewohnt beginnt diese Shining-Platte. Wobei: Dieses Solospiel hör ich selbst bei tausenden Bands heraus. Das übliche Black-Metal-Gewitter lässt natürlich nicht lange auf sich warten, aber genießen wir lieber noch die Ruhe vor dem Sturm. Ruhe wird es zwar später auch noch oft geben – und das ist auch mehr als gut so – doch hier gilt es, wirklich jeden Moment auszukosten.

Shining sind wohl einer der außergewöhnlichsten Formationen im Black Metal. Und damit meine ich nicht mal ihr Image, welches durch Hobbypsychopath Kvarforth die Interviews dieser Band so unterhaltsam macht. Ich meine diesen gewisse Etwas, welches gerade die neueren Alben dieser Band so Besonders macht; diese gewisse Atmosphäre, die, ja nicht mal bloß durch die alternative Instrumentalisierung (Klavier, Akustik-Gitarre) erzeugt wird, sondern selbst in jenem Black-Metal-Gewitter, einfach in der Band, steckt. Es ist dieses Wechselbad der Gefühle, aber auch eine gewisse Grundstimmung und dieser ganz spezielle Bandsound, der mich so fasziniert. „The Eerie Cold“ ist nicht, wie man meinen könnte, einfache Suizidmucke; es ist ein Gefühl, welches dieses verstärkt, und in den richtigen Momenten, aber auch so, einen ganz gewissen Mantel der Dunkelheit über einen legt – ganz unplakativ, eher schleichend.

22. Isis – The Mosquito Control

…ist zwar nur ne EP, und vor allem hat sie mit der späteren Bandgeschichte nur noch ansatzweise etwas zu tun; für mich zählt sie aber zu den wichtigsten und abgefahrensten Sludge-Platten, joa, ever?! Zu einem ausgewählten Werk von „später“ – ich mag die neuen Isis genauso sehr – komme ich noch an anderer Stelle, zunächst aber zur oft vergessenen „The Mosquito Control“ EP. Was macht sie so besonders? Nun, da wäre an erster Stelle dieser unverwechselbare Wahnsinn, dieses apokalyptische – oder doch bei lebendigen Leib verschlingende (ich mag abgefahrene Interpretationen)? Jedenfalls brodelt hier der Kessel, steht der klassische, abgedichtete Raum (wie viele Filme haben schon Gebrauch von ihm gemacht?) fast schon bis zur Decke mit Wasser; und dem Nassen kann man nur noch beim Steigen empor zur Decke beobachten, während man töricht versucht, irgendwie noch an das letzte Stück Trocken mit Nase und Mund zu gelangen um noch einmal einen letzten Atemzug zu erhaschen. So klingt das. Und das tolle: Man darf dem Herren noch beim Sterben zuhören! Schreien kann er zwar nicht mehr, aber dieses tot-da-rumtreiben haben Isis schon ganz gut akustisch eingefangen.

Böse Zungen behaupten ja, das alles sei bloß eine weitere Neurosis Kopie, und sogar die Band selbst ordnet das Ganze so ein, aber ich wehre mich dagegen. Mag sein, dass Neurosis ein wichtiger Einfluss waren, ja man hört es auch recht deutlich. Songs wie das erstaunlich eingängige (und irgendwie schon legendär anmutende) „Poison Eggs“ oder das wahnsinnige „Life Under The Swatter“ zeigen hier jedoch genug eigenen Charakter und Extreme. Letztendlich interessiert mich aber auch gar nicht wer wie wo klaut (ein Plagiat ist man hier auch auf keinen Fall) solange das Feeling stimmt. Und die Atmosphäre, die mir selbst nach dem x-ten Hördurchgang immer noch immer mal wieder einen Schauer über den Rücken verleiht, die bleibt für die meisten wohl für immer unerreicht.

21. Neurosis – Times Of Grace

Überspringen wir das mal mit dem „die sind so einflussreich und wichtig“-Blablabla? Danke. „Times Of Grace“ ist eine tolle Platte. Fängt schon ganz Neurosis-like mit Monster-Riff an und entwickelt sich schnell zum langsamen, aber scharfen Beil. Nicht dass wir davor Angst hätten. Wir wissen von nichts. Aber wir fühlen, dass da was ist. Es ist nicht mal Melancholie, es ist, in gewisser Weise, eine Unruhe in der, ja doch Ruhe. Auch wenn Neurosis zu Anfang noch recht direkt sind – zwar immer schön schleppend, aber die Akzente bleiben klar gesetzt – verlaufen sie sich mit der Zeit doch zunehmend, verlaufen sich im grauen Nichts, verlaufen sich in Leere, einfach in Momenten des Unbehagens. Folglich ist das Ganze recht unbombastisch und reduziert, und klingt manchmal gar wie ein Spaziergang über die Normandie nach dem D-Day, wo das sichtlich gefärbte Wasser schleppend über die Kadaver setzt (toller Vergleich, wa?^^). Und mehr gibt’s da eigentlich auch gar nicht zu zu sagen.