Re: Top 50 Alben

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Ilo

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So, jetzt mit der Top 15 nur noch Album für Album weiter:

15. Modern Life Is War – Witness

Im Hardcore gibt es nicht viele reinrassige Klassiker. „Witness“ von Modern Life Is War ist einer von diesen wenigen.

Angepissten, depressiven, melancholischen, misanthropischen oder was auch immer für welchen Hardcore gibt es zu Genüge. Es ist nichts Besonderes mehr, wenn Bands sich die Stimme aus dem Halse schreien, wenn Gitarren sich im Zuge von Rückkopplungen an die Schmerzgrenze des Trommelfelds kämpfen, wenn böses Karma versprüht wird. „Witness“ passt in dieses Raster. Und doch ist es so völlig anders.

Es ist ein Hauch von Punk – aber auch nur ein Hauch. „D.E.A.D.R.A.M.O.N.E.S.“ kommt zum Beispiel so daher. „It’s true what they say / Death is more perfect than life / That’s why we already died.” Doch trotz dunklen Mantels ist es doch eine positive Nummer, eine Hymne gen Allem: „What could have been? / We don’t wanna know / Tonight we’ll get our kicks / Tonight we’re all letting go! / ‚Cause we’re all Dead Ramones!” /A ragtag army and we’re sick in the heat / We’re not pretty and we’re not rich / We’re gonna hafta fucking work for it. / It’s our life! / We do what we choose! / Black Jeans, Black Shirt, Black Shoes”. Andere Nummern wie „Young Mand On A Spree” kommen dagegen eher zurückhaltender, atmosphärischer, einfach verlassener daher („I’ll be all yours just as long as you stay here with me / ‚Cause I don’t wanna be alone when these walls start closing in”), wieder andere, beispielsweise „The Outsider“ oder „Martin Atchet“, sind das vertonte Strecken der Faust gen Himmel. Und wieder andere, beispielsweise „I’m Not Ready“, fressen einen in ihrer Emotionalität und Trauer tief im Inneren auf: „But I know we’re coming closer to the end of whatever this has been / When you’re 16 you don’t know what forever means / When you are 23 you couldn’t be more sorry to say”. Ein Brief, geschrieben mit der Tinte des Unglücks – vertont als ein immer wieder kehrendes Stechen; als ein innerer, ungebändigt wütender Sturm (kennt jemand dieses Gefühl? Fällt mir schwer, es in Worte zu fassen…). Und erstaunlich, wie sehr diese Vertonung den Nagel auf den Kopf trifft. Jedoch ist auch diese Nummer getragen von einem Stückchen Hoffnung: „And don’t let go. / I just don’t want to have to pretend… / If we’re not in this together / if we’re just stuck inside our own heads / And I’m sorry that it took me so long to find the words to write the song / That we can all still truly believe in / But I truly believe that we can still start again”

Es ist ein Kampf gegen das Leben für das Leben, ein Album, stets pendelnd zwischen den guten wie auch den schlechten Seiten; in seiner Wirkung jedoch in jedem Fall positiv. Wie ein Aufstieg aus dem grauen Morast der sich da Alltag nennt und die innere Revolution, etwas zu Bewegen, etwas selbst auf die Beine zu stellen – und könnte damit wohl kaum weniger den – wenn auch manchmal in Vergessenheit geratenen – Idealen dieses Genres entsprechen.