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14. Norma Jean – Bless The Martyr And Kiss The Child
Schon wieder ist es passiert! Schon wieder habe ich statt „Kiss“ im Albumtitel „Kill“ geschrieben. Muss man sich Sorgen machen? Jedenfalls: Norma Jean. Vergessen wir mal dass das Christen sind (in Interviews wird eh betont, dass dem, im Gegensatz zu Bands wie August Burns Red oder Underoath, keine große Wichtigkeit zuzuschreiben ist) und konzentrieren uns auf die Musik. „Bless The Martyr And KISS! The Child“ ist das dissonant-düstere Debütwerk einer Band, die später noch vor allem den Postcore unsicher machen soll; dabei nicht mal das härteste, wie man vielleicht vermuten könnte, (denn so erst richtig chaotisch sind sie erst mit den beiden darauf folgenden Werken) sondern vor allem das atmosphärischste. Zwar sind gerade hier Dissonanzen das Hauptaugenmerk, doch vor allem die – gepaart mit ruhigeren, melancholischeren Momenten – lösen die hauptsächliche Agoraphobie, das große Unbehagen aus. Und während „Face: Face“ beispielsweise noch recht straight nach vorne geht, sind schon „Memphis Will Be Laid To Waste“ oder „Creating Something Out Of Nothing, Only To Destroy It“ von einer beispiellosen Grundstimmung getragen. Herzstück des Albums ist aber der fünfzehnminütige Epos „Pretty Soon, I Don’t Know What, But Something Is Going To Happen“ (typisch ellenlange Scogin-Songtitel; das wird sich später in seiner Nachfolgeband The Chariot noch deutlich niederschlagen), der sich langsam – anfangs größtenteils instrumental – zum pechschwarzen Mammut mausert. Auch Scogins gemüht zeigt eine Entwicklung, bis später auch seine Stimme von Verzweiflung getragen – oder eher erdrückt – ist. Der jetzt folgende Moment, zu dessen Stille sich nur ganz leise und gar unheimlich eine Gitarre dazu gesellt, gehört zu den ganz ganz großen in der schier endlosen Welt der düsteren Musik.
Auch die Nachfolgewerke dieser Band sind große Klasse, doch vor allem „Bless The Martyr And Kiss The Child“ vermag es, den Hörer noch mit einer ganz speziellen Atmosphäre zu packen; ist ein Werk der ganz großen, finsteren Momente. Und auf jeden Fall erheblich mehr als bloß Christen-Metal – oder generell übliches aus der Schublade.