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Passt ja gut dass ausgerechnet diese Platte jetzt dran ist, hat sie mir doch gestern wieder mal ziemlich den Heimweg nach Dälek versüßt. Sie ist einfach meine ultimative nach Partys/Shows/etc. Heimweg-Platte, und wenn man dann mit Fahrrad durch die nächtlichen, leeren Straßen der Stadt bei grellen Gegenlicht fährt, ist das erzeugte Gefühl einfach…unbeschreiblich. Waaah, wie ich diese Platte liebe… 🙂
11. Ulver – Perdition City
Es regnet. Wir sitzen in Auto, kämpfen uns durch den Stadtverkehr, der trotz später Stunde, trotz angebrochener Dunkelheit immer noch das Fahren ins Stocken versetzt. An einer Ampel bleiben wir stehen; Regentropfen kämpfen gegen Scheibenwischer, ein Mischmasch aus vielerlei grellen Ampel-, Auto- oder Laternenlichtern erschwert ferner die Sicht; draußen erkennen wir nur die Grundformen von Passanten, irgendwas schwarzes und ein Regenschirm. Verloren in der Faszination des hinderlichen, jedoch höchst bezaubernden Anblicks verliert uns auch kurz die Ampel; Hupen ungeduldiger Autofahrer kämpfen um die Gunst in meinem Ohr, die im Grunde jedoch allein „Perdition City“ von Ulver gebührt.
Das hier beschriebene Bild ist zugegeben nicht neu, es ist ein durchaus beliebtes für dieses Album (blutspender, anyone?^^). Aber ließe sich die Stimmung, die Ästhetik dieses Albums besser vermitteln als über diesen Wege?
Ulver haben einen langen Weg hinter sich. Einst recht traditioneller Black Metal, dann irgendwie Folk, später dann ganz abgefahren mal minimalistischer, meditativer Ambient („Perdition City“ halt oder die letzte) oder völlig abwegiges, abstraktes („Blood Inside“). Umlängst ist Ulver auch nur noch ein Ein-Mann-Projekt, welches keine Live-Auftritte mehr gibt (wie denn auch?) und seine Songs im dunklen, staubigen Keller anhand von hunderten Samples und Tonspuren zusammenbastelt. Oder so. Kaum zu glauben ist jedoch auch die Tatsache, dass es immer gelingt: Die Black-Metal-Szene sind die ganz alten Schinken immer noch als Klassiker an und selbst die abwegigsten Experimente finden ihre Abnehmer; oder verkommen für viele gar ebenfalls zu Klassikern. Ich muss zugeben, ich bin bloß Fan der eher elektronischen Werke. Und ich war zunächst skeptisch. Wie soll ein so heimloser und stetig reisender Pilger der unübersichtlichen Musikwelt den Anspruch des Metiers so gerecht werden? Nun ist „Perdition City“ doch mal eben für dieses Genre oder besser für diese Stimmung so ziemlich das beste, was ich je vernommen habe. Und das aus einem ganz einfachen Grund: Wie kein anderer vermag Garm es, die Stimmung der Nacht so aufregend und zugleich so zurückhaltend zu malen. Hier mal ein Saxophon, da mal Klavier, inmitten mal gelassener, mal eher etwas zappligeren Beats Geräusche von vorbeifahrenden Autos – man fühlt einfach die Bilder, die Bilder der grellen Nacht, der lauten Lichter; der egalen Hektik.