Re: Top 50 Alben

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Ilo

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Wir bleiben bei kuscheliger Musik und erreichen die Top 10:

10. DJ Shadow – Entroducing

Als DJ Shadow hier sein, wie auf den LP-Hüllen beschriebenes, Tribut zur Musik, zum Musiksammeln und allgemein dieser ganzen Leidenschaft Anfang der 90er rausbrachte war ihm wohl nicht im geringsten klar, welche Impulse er in der Musik noch setzen sollte. Nie zuvor hatte ein Künstler zum einen Teile tausender Werke so homogen und aufregend zu einem Ganzen verschmelzt; zum anderen nie HipHop einen solchen Ansatz gegeben (und das inmitten einer Zeit, inder der HipHop gerade erst langsam zu laufen lernte!). Doch war das noch HipHop? Die einen sprechen von „Abstract HipHop“ (was in den doch sehr malerischen Kompositionen Shadows etwas weithergeholt klingt), die anderen von TripHop (was irgendwie schon passt, wenngleich das ganze bei der Defintionsfrage leicht ins Stottern kommt, der Vergleich zu Portishead, Massive Attack oder seinem späteren Teilbaby UNKLE fällt beispielsweise äußerst schwer, fehlen Vocals hier doch gänzlich…huuuuust!).

Wie auch immer. „Entroducing“ ist in jedem Falle der Versuch, Gefühle aller Arten und dieser Welt einzufangen, der Versuch, eine Atmosphäre zu schaffen; sei es nun nächtliche Großstadt Melancholie („Midnight In A Perfect World“, „Building Stream With A Grain Of Salt“), oder selbst eher lockere, tanzbare Stücke („The Number Song“). Was „Entroducing“ so besonders macht ist dieses gewisse Feeling, welches das Album wie einen roten Faden von Anfang bis Ende durchzieht. Zu jeder Zeit weiß Shadow was er tut, lässt auf der einen Seite homogenst Stile aller Arten in sich verschmelzen (von Funk bis Jazz bis eben HipHop), zeigt auf der anderen Seite mit seinen markanten Beats, die ihn auch später noch zu einen wichtigen Mann machen werden, und seinen meist zwar reduzierten, jedoch letztendlich gutdurchdachten Kompositionen musikalisches Geschick.

Schade, dass er diesen Standard nie halten konnte, selbst wenn „Entroducing“ völlig ohne Füllmaterial auskommt. Der Nachfolger schlägt zwar eine ähnliche Richtung ein, verliert aber im Schatten alter Großtaten schnell seinen Reiz und geriet zumindest bei mir ganz ganz schnell in Vergessenheit, auch wenn nette Ansätze durchaus gegeben sind. Und das spätere Comeback-Album schlägt mit seinem Fokus auf gefeaturte Künstler eh in eine völlig andere Kerbe. Lediglich das UNKLE-Debüt, an dem er auch deutlich hörbar mitgearbeitet hat, zeigte nochmal, was dieser Mann in der Vergangenheit mal geschaffen hat – nicht umsonst hat auch dieses Debüt in meiner Bestenliste (wenn auch weiter hinten) seinen Platz redlich verdient.

Egal. An der einlullenden, malerischen und in diesem Metier unerreichten Atmosphäre, der stilistischen Vielfalt und dem Wechselbad aus melancholischer Ästhetik und lebensfroher Energie dieses Hauptwerks ändert dies herzlich wenig. Eine Platte, die mich wohl– wenn auch vielleicht nur ein wenig – immer begleiten wird.