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Es wird immer enger:
7. Opeth – Blackwater Park
Wie heißt die wohl für mich prägendste Platte, so ever? Die meisten, die mich von euch kennen, dürften sich noch an meine Opeth-Phase erinnern – und meine „Blackwater Park“-Euphorie. Mit Opeth ist es ja so dass man entweder fanatischer Fan dieses, ja Universums, welches die Band einen hier zu Füßen wirft, ist, oder halt eher desinteressiert, unverstehend (im Sinne von: „Was finden die alle an dem Scheiß?!“). Da eine Mitte zu finden fällt für die meisten schwer, entweder man ist für oder gegen das Phänomen Opeth. Oder, denn da gibt es noch einen dritten Fall, also doch eine Art Mitte, man empfindet bloß eine Nostalgie, nicht aber das dringende Bedürfnis, sie dauernd zu hören, zumindest nicht mehr. Man sagt „großartige Alben“, aber Hören? Jener Hörer, der einer solchen Euphorie entspringt, der scheint wie mit dieser Band abgeschlossen zu haben, als sei man, ja einfach fertig. Die letzte, „Watershed“ war für viele wie für mich noch so ein letzter, wenn auch sehr krasser, Impuls, und auch die Wintertour war großartig; danach war es dann aber einfach, wie gesagt, vorbei. Ich habe seit letztem Dezember Opeth vielleicht noch 2-, 3-mal gehört. Aber auch nicht mit den Emotionen, die ich damals empfunden habe. Man würdigt nach wie vor das Phänomen, dieses doch sehr einzigartige und auf diesem Gebiet (gibt es für diese Musik überhaupt eins?) ungeschlagene Songwriting, diese Dynamik und schiere Grenzenlosigkeit der Band. Aber sonst: Nichts. Einer der wenigen Alben, bei denen immerhin noch einige dieser vielen alten Emotionen wieder hoch kommen, ist auch das Album, das lange Zeit konkurrenzlos mein absolutes Lieblingsalbum war – heute teilen sich den Thron vier, was auch ziemlich für meine musikalische Entwicklung spricht und gut so ist (Fanboy sein ist immer so ne Sache).
„Blackwater Park“ entstand Anfang dieses Jahrzehnts in Zusammenarbeit mit Porcupine Tree Mastermind Steven Wilson (das Endresultat trägt auch hörbar seine Handschrift) während einer sich lange ziehenden Umbruchsphase der Band, die schon andeutete, dass man sich dem Traditionellen nach und nach verabschiedete. Das Album selbst zeigt aber noch nicht die großen Sprünge, die später „Ghost Reveries“ & Co machen sollten; ein großer Sprung ist aber die Produktion, die deutlich glatter und mit weitaus mehr Bombast daher kommt. Das sehen viele auch als Grund, sich nach „My Arms, Your Hearse“ oder vielleicht „Still Life“ (die war einfach nicht so der Bringer) von der Band zu verabschieden, es fehlt ihnen der Charme der alten Tage. Ich stand dem nie so kritisch gegenüber, wenngleich ich in der Regel klar für rohen Charakter und gegen glattpolierte Ware von der Stange bin. Das hat zum einem damit zu tun, dass „Blackwater Park“ meinen Einstieg in das Phänomen Opeth markiert und ich zu der Zeit auch ein völlig anderes Idealbild von Musik hatte, aber zum anderen auch damit, und das ist sicherlich für mein heutiges Empfinden wichtig, dass sie (also die Produktion) passt. Spätestens ab „Blackwater Park“ schreibt Akerfeldt Metalopern ohne Kitsch, aber mit viel Bombast. Großangelegte Kompositionen wie „The Leper Affinity“ oder „Bleak“ bestechen durch meist um die zehnminütiges, pures Facettenreichtum. Akerfeldt packt die Songs nur so mit verschiedensten Stimmungen und Emotionen voll, lässt bloß die Melancholie als konzeptuell überherrschendes Element in der Hinterhand. Das gute alte Opeth-Prinzip funktioniert auch hier: Akerfeldts zornige Growls samt Gitarren spielen das Böse, den Hass, die Furcht, die (wunderschön!) klar gesungenen Parts zaubern im Schlepptau mit akustischem Akkorden dagegen die Harmonie, aber auch die Gänsehaut in die Songs. Das alles funktioniert dabei völlig frei, die Songs entwickeln sich wie es gerade passt und bleiben stets spannend. Elemente wie ein ausgedehnter Klavier-Part zu Ende des Openers runden das Ganze dann nochmal ab.
Eine Achterbahnfahrt der Gefühle ist, was „Blackwater Park“ ausmacht; aber auch eine gewisse Grundstimmung, wie der eben schon betonten Melancholie. Aber der Begriff allein reicht nicht. Mag auch daran liegen, dass ich mit dem Album ganz spezielle Momente verbinde, das Ganze auf jeden Fall zu meinem persönlichen „Soundtrack des Lebens“ gehört; allein schon dadurch, wie oft es, zum Beispiel bei der Rückfahrt von Partys oder Shows nachts, lief. Und auch wenn das Thema Opeth nun bloß noch ein sehr sekundäres ist, so wird dieses Album für mich immer etwas ganz besonderes sein.