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5. Tool – Aenima
Eine Tool-Rezension schreiben ist quasi laufen ins Leere, ja: Eigentlich ist sie unnötig. Jeder hat über diese Band schon genug Lob verloren, wie toll, einzigartig und prägend sie sei, und die einzige Frage die sich da noch stellt ist welches denn nun das beste Tool-Album ist. Aber auch diese Frage ist laufen ins Leere: Jedes Album wird getragen von ganz eigenen Elementen, ganz eigenen Besonderheiten – nur eine gewisse Grundstimmung, die zieht sich durch die ganze Diskographie. Und vor allem sind sie – oder wenigstens die letzten drei Alben – alle gleich gut. Ich erwisch mich dann auch immer wieder dabei meinen persönlichen Favoriten zu ändern, ja eigentlich verändert sich diese Meinung ständig, Phasenweise. Und jetzt ist es halt Aenima. Toll.
Es soll ja allen Ernstes noch Menschen geben, die Tool nicht kennen. Denen sei gesagt: Unbefangenes, freigeistiges Songwriting, düsterer Grundton, Stimmungen irgendwo zwischen paranoid-beklemmend und aggressiv-wahnsinnig; hier mal etwas typisch 90s rockig, gar eingängig, da mal etwas schwebend und federleicht-anmutend und im nächstem Moment wieder ganz abgedreht – oder halt verstörend. Dann eine Stimme, die ebenso unverwechselbar und stimmig ist wie die grandiose instrumentale Arbeit, die, wo man nur hinguckt, stilistisch ganz eigen agiert und jedem Vergleich spottisch angrinst – und letztlich Songs, die sich aufbauen, die zappeln, die mal leichter zu verstehen sind, die dann wieder was vertrackter sind und irgendwann gar ganz ins absurde abdriften und mit der innerlichen Gedankenwelt weniger zimperlich umgehen. Bestes Beispiel: „Third Eye“, das große Finale: beklemmend aufbauend, dringt es sich in psychedelisch-taumelnder Art tief ins Herz – und lässt dort nichts als Zerstörung zurück. Ein Kopfkino-Abenteuer, welches so bis heute kaum eine andere Band so fesselnd hinbekommen hat.
Ich weiß nicht, warum ich Aenima jetzt gewählt habe. Ich hätte „Lateralus“ nehmen können. Die Platte hat zahlreiche (Über-)Hits, viele unglaublich aufregende und gar kranke Momente und eine fesselnde, tobende Hetzjagt gegen Ende zu bieten – und enthält nicht zuletzt zahlreiche Stimmungen, die „Aenima“ nicht hat – beispielsweise so Sachen wie „Disposition“. Oder ich hätte „10.000 Days“ nehmen können. Dann hätte ich eine ungewohnt starke, jedoch sich perfekt ins Tool-Weltbild fügende metallische Schlagseite, dann hätte ich viel meditatives, gar friedliches, letztlich natürlich auch viel Wahnsinn, aber vor allem eine unglaubliche Dynamik, die bis zum Ende spannend bleibt. Aber ich habe mich für Aenima entschieden. Verdient, hier zu stehen, hätte es aber jeder dieser drei unerreichten Meisterwerke. Ach ja: Einstiegswerkbonus hat hier kein Album, höchstens 10.000 Days – aber ich habe mir die restlichen Werke schon sehr sehr schnell in Folge nachgekauft, sodass man das eigentlich nicht zählen kann. Ach und außerdem: Tool haben bei mir tiefe Spuren, nein Narben hinterlassen. Wobei: Bei wem nicht? Aber ernsthaft: Diese Band hat mir gezeigt dass hinter Musik noch so viel mehr steckt oder stecken kann und hat letztlich für mich eine ganz neue, schier endlose Welt geöffnet. Und wer weiß: Vielleicht würde ich dieses ganze Gedöns hier gar nicht tippen, gäbe es diese Band nicht! So, jetzt aber genug geschleimt…der Welt habe ich hiermit sicherlich auch keine neuen Erkenntnise offenbart.