Re: Top 50 Alben

Home Foren Maximum Metal Plattenladen Top 50 Alben Re: Top 50 Alben

#3395459  | PERMALINK

Ilo

Registriert seit: 23.09.2007

Beiträge: 13,393

s4tyrIc0nEine gewisse Jane ist wohl so sicher wie das Amen in der kirche :angel:

xTOOLx
(Es kommt bestimmt noch die Jane Doe oder? Man ich hab die schon ewig auffer Platte, aber ich fand die damals sowas von kacke… ^^)

4. Converge – Jane Doe

Auch so einer dieser Teile, die so ziemlich jeder, wessen Metier kaputte, verstörte Musik ist – und weit darüber hinaus – in einer solchen Liste aufführt. Und alle versuchen sie sich an die spektakulärsten Dichtungen, den kühnsten Huldigungen, küssen den Vierer um Deathwish-Labelchef Jacob Bannon förmlich die Füße. Joa, was bleibt einem auch anderes auch übrig? Kunst gebührt Kunst. Keine Ahnung ob ich das mit der Kunst jetzt so auf die Reihe kriege; wenn ich jedoch nur einem Album auf dieser Welt jenes Prädikat zuschreiben müsste, ja wenn ein Album Kunst ist, dann auf alle Fälle „Jane Doe“ von Converge. Von Artwork bis Lyrik, von Musik bis Aussage, von Intensität bis Atmosphäre – alles einzigartig. Und alles irgendwie soviel mehr. Natürlich auch nicht für jede Stunde geeignet, aber wenn, dann auweia.

Was steckt hinter dem Phänomen „Jane Doe“? Nun, erstmal Hardcore mit viel Noise, ein wenig Grind, vielleicht irgendwo etwas oldschool Screamo, einem Hauch Chaos (vertrackt wird man aber nie; Converge waren nie wirklich Mathcore) und einen Hang zum abwegigen. Da tun sich schon die ersten Nackenhaare auf, und auch ich bin nicht zufrieden mit dieser Einordnung. Es ist, wie gesagt, irgendwie mehr. Versuchen wir es ohne Genreschubladen, versuchen wir es mit Grundgefühlen: Angst, Panik, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit; oder ist es nicht so, dass Hoffnungen schon längst tot sind? Vielleicht ist „Fault And Fracture“ noch als Versuch zu verstehen, all dem zu entkommen, all dem Grausamen, dem Tötendem irgendwas; doch schon mit „Heaven In Her Arms“ hat das langsame Sterben, welches mit „Hell To Pay“ langsam eingesetzt hat, begonnen. Spektakulär dann der Umbruch: „Phoenix In Flight“ – „Phoenix In Flames“. Waren Songtitel je präziser gesetzt? Alles, was nach den letztem Toben, nach den Flammen und dem wirren, peitschenden „Thaw“ kommt, nachdem im „Flug“ noch kurz, ein letztes mal, die Welt anhielt – also dem zwölfminütigen Epos „Jane Doe“, nicht umsonst betitelt nach dem Album, da gleichzeitig auch Herzstück des Ganzem – ist dann entweder schon die Hölle oder – und das machen die letzten, an Pathos nicht zu übertreffenden Minuten deutlich – das so oft betonte weiße Licht kurz vor dem abdanken. Puh.

Genug philosophiert, genug gedichtet, genug Füße geküsst; ich neige nun schon auch dazu. Wah. Aber so rosig das sich jetzt lesen mag, vielleicht schon etwas weit hergeholt, so klingt letztendlich doch auch das Resultat: Das sind halt einfach große Momente von unvergleichlicher Atmosphäre. Ich mag doch so gern bildliche Vergleiche und Interpretationen, hier noch eine: Wüste. „Jane Doe“ ist wie Tage lang durch die Wüste laufen, ziellos, rastlos, durstig; die Sonne brennend. Man neigt zur Fantamorgana, zum irrrealen, man sieht, man fühlt Dinge die nicht sind (es geht wieder los…). Dann wird man auch schon mal von einer Herde Raubtiere gejagt, während in Wirklichkeit in aller Ohnmacht bissige Insekten an einem rumknabbern.

„Jane Doe“ ist zuletzt ein Album, welches man schon einfach als Fan von Musik mal gehört haben sollte, einfach weil das hiergebotene mal eine Erfahrung für sich ist und wohlmöglich neue Impulse geben kann. Letztendlich bleibt es auch ein Album an dem sich die Geister scheiden werden, vielleicht von vielen zumindest respektiert, jedoch für die meisten (selbst für Fans härterer Musik) wohl bloß als stumpfer, unerträglicher Krach empfunden wird; allein schon Bannons eigenwilliger Gesang dürfte größte Teile abschrecken. Und dennoch sollte man es zumindest mal gehört, zumindest sollte man „Jane Doe“, oder auch allgemein Converge (man glaubt es kaum, aber die Band hat noch andere große Alben rausgebracht, und für viele ist dies hier bloß die Spitze des Eisbergs) mal eine Chance gegeben haben.

In einem Interview verglich Jacob seine Musik mal mit einer ihm gegenüber liegenden, von zahlreichen Menschen bekritzelten Wand. Für viele, so Bannon, sei sie bloß eine Wand; für andere würden jedoch zahlreiche Hintergründe, zahlreiche Geschichten und Motive, also Ideen hinter ihr stecken.