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21: Tristania – Beyond The Veil VÖ 1999
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1. Beyond the Veil 06:37
2. Aphelion 07:50
3. A Sequel of Decay 06:33
4. Opus Relinque 06:08
5. Lethean River 05:56
6. …Of Ruins and Red Nightfall 06:22
7. Simbelmynë 01:00
8. Angina 04:39
9. Heretique 04:51
10. Dementia 02:21
Morten Veland – Vocals, Guitars
Vibeke Stene – Vocals
Anders H. Hidle – Guitars
Rune Østerhus – Bass
Einar Moen – Keyboards
Kenneth Olsson – Drums
Session members:
Østen Bergøy – Vocals
Guest members:
Jan Kenneth Barkved – Vocals
Wenn ich mir die Musik Tristanias nach “World Of Glass” anhöre, erinnere ich mich geradezu wehmütig an die Alben „World Of Glass, Beyond The Veil“ und „Widow´s Weeds“. Tristania haben für mich die besten Gothic Metal Alben herausgebracht und stehen dabei zeitgleich für eine beispiellose Selbstdemontage in Verbindung mit einer musikalischen Bankrotterklärung. Aktuell wird der einst so strahlende Name „Tristania“ nur noch dazu verwendet, um die letzten und minderqualitativen Überbleibsel musikalischer Kreativität entsprechend verkaufen zu können. Nach dem Weggang Morten Velands konnte der Niedergang noch exakt ein Album abgebremst werden („World Of Glass“). „Ashes“ sollte einen Neubeginn markieren, liefert aber nur halbgare Soße, die ausschließlich durch Vibeke Stene noch halbwegs überzeugen kann. „Illumination“ bemüht sich, das Ruder umzuschmeißen, verbeißt sich aber größtenteils im blassen Durchschnitt. Nach dem Weggang Vibeke Stenes ist nun das letzte herausragende Merkmal dieser einst so starken Band verschwunden. Kinskis Kommentare zum Liveauftritt auf Wacken lassen das übelste befürchten. Warum löst sich diese Band nicht einfach auf, bevor der Schaden noch größer wird? Tristania sind eine lebende Leiche, ein blasser Schatten ihrer selbst.
Natürlich bedienen sich Tristania genretypischer Elemente wie hohe Melodieanteile, Beauty&Beast-Gesang, Kitsch, Klischee…….aber:
„Beyond The Veil“, der kreative Schaffenshöhepunkt, ist ein einzigartiges Meisterwerk symphonischer Tonkunst. Wenn Chöre und geradezu liebliche Augenblicke gegen ein hartes Metalfundament ankämpfen müssen („Aphellion“), wenn Vibeke ihre sanfte und liebliche Stimme erklingen lässt, wenn bizarre Violinenklänge („Opus Relinque“) ein psychopathisches Feeling herbei beschwören, wenn Gothic Metal durchaus aggressiv und brutal klingt („Of Ruins And A Red Nightfall“), dann, ja dann, lausche ich „Beyond The Veil“. Das Album ist dabei zweifellos komplett konstruiert, wirkt aber spontan, frisch, für Gothic Metal Verhältnisse geradezu lebendig. Lebendig nicht im Sinne von positiv optimistisch, sondern im Sinne von „kreativ“, „vielfältig“ und „innovativ“. Ja, grundsätzlich bewegten sich Tristania bereits zu dieser Zeit in einem schwierigen Genre, mit „Beyond The Veil“ gelang ihnen jedoch ein außergewöhnliches und einzigartiges Ausrufezeichen.
Vielleicht lobe ich dieses Album deshalb so sehr in den Himmel, weil es mein erster richtiger Kontakt mit düsterem Metal war. Als ich bei einem Freund jedoch die gleiche Euphorie vernommen habe, kann ich mir nicht mehr vorstellen, dass dies der einzige Grund für die Euphorie sein kann. Nein, „Beyond The Veil“ ist ein zeitloses Meisterwerk, ein Musterbeispiel, dass überladener, treibender und symphonischer Metal funktionieren kann.
Seit „Beyond The Veil“ haben sich einige andere Bands wie Trail of Tears und z.T. auch The Sins Of Thy Beloved daran versucht, diesen Stil zu kopieren oder zumindest Elemente davon zu übernehmen, doch keines dieser Alben erreicht die Intensität von „Beyond The Veil“. Keines dieser Alben schmeißt mich von Melancholie zur Aggression, von Aggression zu Selbstmitleid, von Selbstmitleid zu erhabenen Augenblicken usw. usf.
Vielleicht musste passieren, was mit Tristania passiert ist. „Beyond The Veil“ ist schlichtweg nicht übertreffbar; vielleicht ist die Band, vor allem Morten Veland, daran zerbrochen. Denn Mortens neues Projekt „Sirenia“ erreicht ebenfalls zu keiner Zeit die Intensität von „Beyond The Veil“. Nichsdestotrotz sollte man den Namen „Tristania“ ruhen lassen. Er steht für etwas, was „Tristania“ heute definitiv nicht mehr sind.
Aphellion
http://www.youtube.com/watch?v=mdHKyGEqa_g
Angina
http://www.youtube.com/watch?v=-4Zg5bB7yVc
Opus Relinque
http://www.youtube.com/watch?v=5bfj1pUlx_M
A Sequel Of Decay
http://www.youtube.com/watch?v=2nmlatJmeQ8&feature=related