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1. Dälek – Absence
Ein Rapper, der sich mitsamt seines Duos eher unter schwarzgekleideten Außenseitern der Gesellschaft oder gar Metalern (hihi) als unterm üblichem HipHop-Publikum einen Namen gemacht hat, der eher in die Fuze oder Intro als in die Juice passt, ist zweifelsohne Dälek. Ich werde ja immer noch gerne vom Selfmade-Fan aus dem Englisch-Kurs für meinen Zipper mit eben jenen Schriftzug (also Dälek) belächelt, und ich denke so geht es auch MC Dälek selbst und der Szene, die ihm ja eigentlich so wichtig ist, sollen doch gerade Formationen wie Public Enemy zu den ganz ganz Großen Einflüssen zählen. Stattdessen trifft man ihn selbst nach über zehn Jahren immer noch in kleinsten Clubs der Stadt an. Seufz. Doch um den traditionellen HipHop-Teppich bastelt Kollege Octopus am Pult Beats für Menschen mit ernsthaften Problemen – könnte man meinen. Auf jeden Fall etwas, was auch irgendwie immer im Underground bleiben will. Wird dann auch ziemlich klar, wenn man sich seinen Releasekatalog mal so ansieht: Da stehen dann schon mal Splits mit den Krautrockern Faust oder gar Zu auf den Plan, da sieht man die hypnotischen, klanglich dissonant- bis sogar irgendwie leisen Anfänge („Negro Necro Nekros“, „From Glithy Tongues Of Gods And Griots“), die eher trippige, aber doch recht straighte HipHop-Platte „Abandoned Language“, die extrem verstörte, teilweise sogar fast schon metallische oder gar doomige „Gutter Tactics“ (mittlerweile für mich fast so gut wie das hier besprochene Album); oder „Absence“, mit dicken Soundwänden – geformt von Flugzeugturbinen.
Eben jener Platte wollen wir uns zuwenden. Sie war mein Einstieg in das Phänomen Dälek, und sie sollte mich nachhaltig prägen. Vor allem einst, als ich nachts für einen schulisch bedingten Fotowettbewerb im kalten Winter durch die Stadt zog. Es war eisig, ein wirklich ungemütliches Wetter, und während ich das Objektiv in die Höhe streckte, wurde dieses gleichmal von einer Priese Schnee bedeckt. Aufm iPod am Laufen: „Absence“ von Dälek. Zuhause beim ersten Reinhören als interessant befunden, und irgendwie Gerade Bock gehabt, so why not. Jazziger Bass setzte ein, wie auch Däleks Stimme, alles noch recht ruhig und gelassen – die Ruhe vor dem Sturm. Die dann einsetzenden, sägenden und drönend-lauten Beats von „Distorted Prose“ warem wahrlich eine ungemütliche Angelegenheit; jedoch zur eisigen, nassen Nacht passend wie nichts.
Und wie Impulsgebend so etwas sein kann! Im Rausche der Nacht und der Musik ließ auch dieser kreative Overflow, den ich so am Fotografieren liebe, nicht lange auf sich warten; und plötzlich rennt man mit offenen und klarem Auge durch die so unscharfen Straßen und erkennt in jedem noch so unscheinbaren Detail Schönheit. Und es zaubert ein gewisses Gefühl, ein Gefühl der jagt, der Hektik, etwas Düsteres und Abstraktes in die Bilder, aber auch ins Gemüt; mit lachendem Herz.
„A beast, caged in the heart of the city“, heißt es im beinahe gleichbetitelten Song, und übertragen auf das Album gibt es wohl keine bessere Charakterisierung.
Abschließend: Warum die Nummer 1? Einfach nur ein Streich zum Zwecke der Verwirrung? Letztlich kam das Umdenken, als ich das Duo neulich in einem winzig kleinen, leicht zu übersehenden Club irgendwo in Köln gesehen habe. Ernsthaft: Wer Dälek noch nicht Live gesehen hat, der hat noch gar nichts Live gesehen. Oder zumindest eine ganz spezielle Erfahrung von Musik verpasst. Es sind Songs, die laut sind, die drönen, die jedoch in ihrer Soundwand und vermeintlichen Monotonie eine Magie von ganz spezieller Kraft inne haben, die einen die Augen schließen, einen wie in Ekstase fühlen lässt. Und so verhält es sich auch mit diesem Album. Eine Eindringlichkeit, die ihres gleichen sucht – vergeblich.