Re: Top 50 Alben

Home Foren Maximum Metal Plattenladen Top 50 Alben Re: Top 50 Alben

#3395921  | PERMALINK

Tiz

Registriert seit: 15.03.2009

Beiträge: 4,651

In der Hoffnung, dass das Review beachtung findet, kommt es nun also:

1. Into Eternity – Buried In Oblivion
Progressive Death Metal

Into Eternity zum dritten. Ich habe mich zwar auch geachtet, dass ich nicht mehrere Alben einer Band in meiner Top 20 habe, doch bei Into Eternity konnte ich mich so schlecht entscheiden, dass ich einfach alle drei nehmen musste. Musikalisch sind sie nämlich gar nicht so ähnlich, auch wenn der Stil auf allen 3 Alben etwa gleich ist. Vorallem dieses Album hier hebt sich von den anderen ab, weil der jetzige Sänger Stu Block noch nicht dabei war, was bewirkte, dass jeder der damals 5 Typen ein Mikro hatte und sang. Das ist wohl eine Einzigartigkeit. Und auch sonst hebt sich das Album ab, weil es verzwickter und experimenteller daher kommt als die anderen beiden, und vielleicht auch noch frischer.

„You’re running forever; Getting nowhere“
Schon der Opener „Splintered Visions“ macht klar wohin die Reise in den nächsten knapp 45 Minuten gehen wird. Der Opener ist der musikalisch wohl anspruchsvollste Song auf dem Album, und das will was heissen. Schon in der ersten Strophe trifft man etliche Tempo Wechsel an und wird von den verschiedenen Stimmen tief in den Song hinengezogen. Trotzdem bleibt der Song nachvollziehbar und logisch. Eine extrem melodische Passage mit Klargesang, der einem einen kalten Schauer über den Rücken laufen lässt, stellt der Refrain dar und leitet sofort wieder in tiefe Growls über. Die Atmosphäre aus Angst und Einsamkeit baut sich immer weiter auf und wird durch das (geniale) Solo noch weiter intensiviert. Dann wieder der wunderbare Refrain der einen tiefer in eine beänstigende Dunkelheit hinabzieht. Bemerkenswert ist hier vorallem wie es Into Eternity schaffen, einen mit den klarsten Passagen der Songs am tiefsten in die Dunkelheit zu ziehen.
„Embraced By Desolation“ macht hingegen das genaue Gegenteil. Mit einem rasenden Riff und den genialen Growls zieht er einen tief in die Verzweiflung, während der darauffolgende Klargesang einem immer wieder kleine Lichtblicke beschert. Noch weiss man nicht genau was mit einem passiert, doch man merkt, dass es nichts gutes ist. Die Rythmen sind wieder vertrackt und vielseitig, der Refrain wieder mit genialem Klargesang gesungen. Man beginnt zu versinken, in Angst und Einsamkeit. Langsam merkt man wie einen das Album anfängt in eine tiefe Dunkelheit zu ziehen, man wehrt sich vielleicht noch, aber es scheint klar, dass man sich dem Abgrund der tiefsten Depression und Hoffnungslosigkeit stellen muss.

„Stare into darkness at the 3 dimensional aperture“
„3 Dimensional Departure“ geht den Weg konsequent weiter. Die Dunkelheit umhüllt einen immer mehr, die Hoffnungslosigkeit in der Musik steigt. Es wird ein richtiger Kampf aufgebaut in der Musik, man fällt immer weiter in das kalte, dunkle Loch, in dieses Grab, und trotzdem gibt es immer wieder Momente die einen mit der Hoffnung erfüllen, dass man trotzdem noch rauskommt. Und genau dies macht diese Platte so besonders, dieser Leidensweg den man hier mitgeht, dass man immer mehr in die Dunkelheit eingeht. Immer tiefer geht, und in der Musik eigene Gefühle, keine guten, wiedererkennen wird. Into Eternity haben es geschafft, dass dieses Album auf seine Art schon fast wie ein Spiegel agiert, je mehr man eintaucht, desto mehr erkennt man von sich selber. Von jetzt, von früher. Dadurch erschaffen sie, auch wenn die Musik sehr komplex ist, eine extrem dichte, persönlich Atmosphäre, die einen mit der Zeit anfängt zu bedrücken, die einen anfängt immer weiter zu umgeben.
Und so gehen sie weiter ihren Weg mit „Beginning of the End“, dem wohl eingängisten Song der CD. Und der Titel beschreibt die Reise, die man mit der Musik geht, wohl perfekt. Obwohl hier eher hellere Melodien vorherrschen, wird man immer weiter nach unten gezogen, immer tiefer in das kalte, einsame Grab. Das kommende Ende wird einem pefekt durch die Musik übermittelt, man schwindet weiter in die Dunkelheit hinein und als Roth zum Solo anstimmt, merkt man endgültig, dass es keinen Weg zurück gibt. Das Ende hat begonnen, die Reise geht ab sofort nur noch in die Dunkelheit.

„Your new life decays since you’ve strayed“
Und so macht man atmosphärisch zum nächsten Song einen kleinen Sprung. Man ist endgültig angekommen in der Dunkelheit, aber man weiss nicht wo genau. Die Dunkelheit, die einen bei „Point of Uncertainty“ immer weiter umgibt, die immer dichter wird, bringt einen schier um den Verstand. Man weiss, dass man endgültig in diese Dunkelheit gefallen ist, aber man weiss nicht wohin. Man ist dort unten, alleine und hoffnungslos. Man beginnt nachzudenken, was man verloren hat. Und genau dies übermittelt einem die Musik, eine hoffnungslose Leere, eine Wut, auf den Verlust den man hatte, eine Einsamkeit der man sich langsam aber sicher hingibt. Und doch, immer wieder wird die Musik von Ausbrüchen geleitet, die sich über den langsam zerbrechlich wirkenden Gesang legen. Aufkeimende Hoffnung? Wenn ja, dann nur um sie wieder zu zerstören.
Die wird dann endgültig klar bei „Spiralling into Depression“. Es ist vorbei. Man weiss es nun, man ist allein, aufgegeben und verlassen. Hoffnung ist inexistent. Man wartet nur noch auf das, dass alles beendet wird, und versinkt langsam aber sicher in der Depression, je mehr man sich der Einsamkeit bewusst wird, desto mehr versinkt man darin. Das Album hat einen endgültig im Griff, in die Dunkelheit hineingezogen, gegen die man vorher noch angekämpft hat.
Genau so geht es in „Isolation“ weiter, die Einsamkeit wird klar, man wartet nur noch auf das Ende.
Musikalisch ist weiterhin alles perfekt. Die wunderbaren Gitarrenläufe, die verschiedenen Stimmen, das vielseitige Drumming passen sich wunderbar in die dichte Atmosphäre eine und man spürt die Dunkelheit, die einem ja eigentlich nur durch einen Spiegel entgegengehalten wird. Ja, je länger das Album geht, desto persönlicher empfinde ich es. Zum Teil hat es eine extrem zutreffende Richtigkeit, die einen fast umhaut.

„Emptiness fills time; A constant state of mental illness“
Mit dem darauffolgenden Titeltrack, der akkustisch gehalten ist, wendet sich dann alles. Der Weg endet hier langsam, man weiss es. Hier ist es, wo man langsam die Gewissheit bekommt, dass es bald vorbei ist. Bald ist diese erschöpfende, aufreibende und einsame Reise durch die Dunkelheit vorbei. Das Lied selber ist eine Zwickmühle, entweder man liebt es oder man hasst es. Es klingt zum Teil schon arg kitschig, vorallem durch den Klargesang bedingt. Mir persönlich zieht es jedoch weiterhin jedes mal eine Gänsehaut den Rücken runter. Bedingt durch diese pure Ehrlichkeit, die in der Stimme liegt.
Und so geht es mit „Black Sea Of Agony“ weiter, der Song setzt genau an dem Titeltrack an und zieht in weiter. Er baut sich dabei immer weiter auf, ein letztes Aufbäumen. Ein letztes mal noch kämpfen, bevor man mit „Morose Seclusion“ sich der Dunkelheit geschlagen gibt, und mit dem Klargesang, der immer zerbrechlicher wird, hinaus getragen wird. Wohin? Das muss man sich selber beantworten.

Denn obwohl „Buried in Oblivion“ diese unglaublich dichte Atmosphäre hat, ist es trotzdem noch so aufgebaut, dass man sich fast schon selber sieht in den Liedern. Wieder, der besagte Spiegel der einem hervorgehalten wird, der den ganzen Weg beeinflusst wie das Ende. Ich kann nur sagen, lasst euch auf dieses Meisterwerk ein, gebt ihm Zeit und ihr werdet eine Reise erleben, durch die tiefsten und dunkelsten Gefilden des Seins. Ein Jahrhundertwerk, das für mich bisher unübertroffen ist.