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Anonym
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Genau diese Katatonia werde ich jetzt ansprechen, weil das ein absoluter Meilenstein ist.
2. Katatonia – The Great Cold Distance
Selten kommt es vor, dass ein Album eine Person verstört, in dieser tiefe Emotionen weckt, oder gar alles andere aussenrum völlig vergrauen lässt. Genau dies erreichen die Schweden Katatonia mit ihrem noch aktuellen Kunstwerk „The Great Cold Distance“, und das bereits beim Cover angefangen. Warme Farben, ein düsteres Bild. Ob man die alten Alben dieser Band nun lieber mag, ist wie bei jeder anderen Formation völlig subjektiv, das sieht jeder anders, was zählt ist das Hier und Jetzt, und da haben Katatonia ein mächtiges, melancholisches, stellenweise sogar tief-depressives Progressive Rock/Metal Album kreiert, welches nicht von endlosem Gefrickel bzw. komplexen Songstrukturen lebt, sondern von dichter Atmosphäre, erzeugt durch ein ruhiges Gitarren- und Schlagzeugspiel, einer sehr angenehmen Klar-Stimme, und gelegentlichen Ausbrüchen.
Angefangen bei „Leaders“, welches den Weg des Album’s, eine Reise ebnet, die man nie vergessen soll. Mit Bedacht („Deliberation“) wird dieser Weg fortgeführt, verstörende Töne, langsam einsetzender Gesang, ein sehr ruhiges Stück, geprägt von instrumentalen, aber nicht stimmlichen Ausbrüchen. „My Twin“ ist ähnlich aufgebaut, ein roter Faden zieht sich durch dieses Album, auch wenn gelegentlich unerwartete Gitarren-Zwischenspiele einsetzen, dennoch ist es „aggressiver“, als gäbe es noch Hoffnung, bevor die CD in „Consternation“ nicht konsterniert, sondern den Hörer mit einem ungewohnt starkem Riff nahezu überrollt. Der lyrische Anspruch der Band scheint sehr hoch zu sein. Einfache, aber wirkungsvolle Satz-Gebilde, mit emotionalen Bedeutungen. Auch das sehr verwirrende „Follower“ baut darauf auf, ein Lied, dass nur vom ruhigen Schlagzeugspiel getragen wird, und erst zum Ende die Gitarren-Fraktion erweckt. Verrostet, kaputt, „Rusted“ wird mit tiefgestimmten Gitarren geboten, welche zu einem erstklassigen Refrain leiten.Mit „Increase“ wird man fehlgeleitet, zunächst wird zwar der Gitarren-Anteil erhöht, dann aber abrupt abgerissen, und wieder von neu aufgesponnen, ein ziemlich vertracktes Stück. Zu Ende gebracht wird das Album durch das melancholische „In the white“, das an „Viva Emptiness“ erinnernde „The Itch“, und dem sehr treffenden „Journey through pressure“. Ein würdiger Schlussstrich, für ein Album, mit einem roten, leitenden Faden.
Es würde einfach zu lange dauern, das Album komplett zu „erzählen“, darüber subjektiv schreiben ist nicht möglich, denn es ist einfach ein seltsames, aber gleichzeitig auch geniales Stück Musik, wie erwähnt, verstörend, melancholisch und depressiv. Selten habe ich es erlebt, dass mich ein Album derart mitriss, mich in andere Sphären entführte, und mich die Außenwelt komplett vergessen ließ, man merkt es garnicht, erst, wenn das Album zu Ende geht, und man es erneut erleben will. I see the bright lights, it’s the month of July. Kein Stück für warme Sommertage, dafür aber ein Machwerk für die kühlen, grauen Tage, sei es natur-, oder lebensbedingt.
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