Re: Lesen

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Skullkrusher

Registriert seit: 21.11.2006

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Das Buch sollte so ziemlich alles versammeln, was Borchert so geschrieben hat. Nach dem Stück kommen noch etwa 60 Seiten weitere Erzählungen, insofern lohnt sich das schonmal.

Ich hatte mich mal irgendwann in der Schulzeit mit „Nachts schlafen die Ratten doch“ und die „Küchenuhr“ beschäftigt, die mir damals aber beide nicht so viel gegeben haben. Mittlerweile gehöre ich nun zu den „Zwanzigjährigen, für die diese Auswahl bestimmt ist“, wie Böll im Nachwort schreibt. Draußen vor der Tür ist eines der ergreifensten Stücke, das ich bis jetzt zu lesen bekommen habe. Das beschreibt sowohl die Alltagsprobleme, als auch die Mentalität der deutschen Bevölkerung in der unmittelbaren Nachkriegszeit eindringlicher als das historiographische Darstellungen je könnten.

In den anderen Texten (gerade in „Das Brot“, „Nachts schlafen die Ratten doch“, oder „Die Küchenuhr“) werden scheinbar harmlose Begebenheiten mit einem sehr nahe gehenden, bedrohlichen Subtext unterlegt. Direkt politisch wird es dann noch in den, vom pazifistischen Impetus getragenen, Schriften „Dann gibt es nur eins“, sowie „Das ist unser Manifest“.

Das ist eben alles nicht nur literarisch ganz groß, sondern auch für „Historiker“ interessant.

Hier noch meine Lieblingszeilen aus den „Lesebuchgeschichten“.

„Alle Leute haben eine Nähmaschine, ein Radio, einen Eisschrank und ein Telefon.
Was machen wir nun? fragte der Fabrikbesitzer.
Bomben, sagte der Erfinder.
Krieg, sagte der General.
Wenn es denn gar nicht anders geht, sagte der Fabrikbesitzer.“

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"Wäre Hertha BSC ein Yoga-Verein, hier wär alles blau-weiß." "Ask not what you can do for your country. Ask what's for lunch." Den Arm aus dem Fenster, das Radio voll an, draußen hängt ein Fuchsschwanz dran...