Re: Party.San Open Air 2008

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kinski

Registriert seit: 28.05.2008

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Auf der Suche nach einem gleichwertigen Ersatz für das UP FROM THE GROUND als Festival-Sommer-Abschluss bin ich auf das PARTY.SAN gestoßen. Im Vorfeld habe ich zwar nicht nur Positives über das PSOA gehört, aber wenn man Wacken überlebt, dann kann einen eigentlich nichts mehr abschrecken. Nach einer Horrorfahrt mit Staus, Vollbremsungen (der Inhalt der Kühlbox lag dann im Auto verstreut) und Unwettern endlich am Freitag kurz nach Mittag angekommen … schnell das Zelt aufgebaut bevor der nächste Regenschauer kommt … und ab zum Gelände.

Freitag :
DEFLORATION sind quasi Lokalmatadoren, hauen einen mit ihrem Death Metal aber nicht wirklich um. Das Gehabe des Sängers wirkt anfangs noch ganz lustig, nervt aber von Song zu Song immer mehr. Wirklich Innovatives hat die Band letztendlich nicht zu bieten gehabt.

TYRANT sind dann gleich die erste positive Überraschung für mich. Ihre ungewohnte Mischung aus Thrash und Black-Elementen braucht zwar fürs ungeübte Ohr eine gewisse Anlaufzeit (ich hör da eh viel mehr „Motörhead“ als alles andere raus), doch danach schlägt es richtig gut ein. Richtig gut zugeschlagen haben die Jungs freilich auch … beim Bierkonsum auf der Bühne. Einer war dann so nudeldicke, dass er seinen Kollegen nach dem letzten Song erstmal abknutschen musste. Bei der späteren Autogrammstunde war sein Pegel offensichtlich noch mal um einiges gestiegen (siehe Bild), zumindest so sehr, dass er nur noch lustige Penisse malen konnte. Alles in allem aber ein sehr geiler Auftritt.


TYRANT

HAIL OF BULLETS sind ja allein schon wegen ihrer Besetzung Kult, hauen mich aber weder auf Platte noch live um. Gesehen haben musste man sie trotzdem, schon allein wegen dem sympathischen Martin van Drunen. Der überwiegende Teil des Publikums war von dem Auftritt begeistert, meine Baustelle ist und bleibt es aber weiterhin nicht.


HAIL OF BULLETS

KAMPFAR hätte ich im Vorfeld eher als interessant und weniger als gut bezeichnet. Auf jeden Fall boten auch sie eine Mischung, die nach einer gewissen Eingewöhnungszeit durchaus zu gefallen wusste. Zudem hat die Band in Sänger Dolk einen Typen am Start, der durchaus Charisma besitzt. Keine Sternstunde, aber ein durchweg gelungener Auftritt.


KAMPFAR

TYR konnte ich mir ca drei Lieder lang gefallen lassen, aber Folk Metal ist nicht unbedingt das, was ich normalerweise bevorzuge. Bevor sich bei mir Langeweile ausbreiten konnte, wurden nebenbei erstmal ein paar Verkaufsstände durchforstet.
UNANIMATED hatten auf dem PSOA ihren ersten Auftritt seit 14 Jahren und ihren ersten überhaupt in Deutschland. Nach und nach wurde allerdings auch deutlich, dass ihr Stil vielleicht Mitte der 90er noch gezogen hat, heutzutage aber ziemlich altbacken klingt. So war dann auch die kleine Pyroshow das einzige Feuerwerk, das die Band zünden konnte.


UNANIMATED

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Hype um ENDSTILLE nie so richtig begriffen habe. Also wollte ich mal selbst davon überzeugen, was denn so besonderes an der Band sein soll. Und um ehrlich zu sein: Ich frage mich das auch jetzt noch immer. Um es mal freundlich zu sagen – ich fand den Auftritt extrem nervig. Der angekündigte „rasende Black Metal“ war jedenfalls in meinen Ohren nichts weiter als Geschräbbel und Gekreische, der wenig bemerkenswertes hatte.

Dann doch lieber BLOODBATH, denen ja ein gewisser Kultstatus vorauseilt. Zudem hatte ich Sänger Mikael Akerfeldt eine Woche zuvor mit „Opeth“ auf dem WOA gesehen und war gespannt auf den Kontrast. Und der war durchaus gelungen. Geile Songs, gute Show und eine deutliche Steigerung zu dem Kram, der vorher auf der Bühne geboten wurde.


BLOODBATH

Pünktlich zu BOLT THROWER setzte dann auch wieder der Regen ein, der uns wenigstens für ein paar Stunden verschont hatte. Eh schon übermüdet vom frühen Aufstehen, einer langen, stressigen Anreise und dem Regen war ich dadurch nicht gerade in allerbester Stimmung, was mir den Auftritt etwas vermieste. Dennoch waren BOLT THROWER klasse. So richtig genießen konnte ich den Auftritt aber dann doch nicht.


BOLT THROWER

BOLT THROWER hatten am Nachmittag direkt neben der Bühne ein kleines Zelt aufgebaut, in dem sie ihren Merchandise verkloppten. Kaum geöffnet hatte dieses Zelt zeitweilig mehr Andrang zu verzeichnen als die Bands auf der Bühne. Bei den unschlagbaren Preisen kein Wunder : T-Shirts für 10€, Longsleeves 15€, Kapu-Jacken 22 € etc. Wo kriegt man so was sonst schon geboten? Dementsprechend war der Kram dann auch ratzfatz ausverkauft und jeder der eines der Teile abgreifen konnte kam mit einem seligen Lächeln wieder aus dem Zelt heraus.


Samstag :
Die Brasilianer IMPERIOUS MALEVOLENCE eröffneten einen Samstag, der zum Glück vom Regen des Vortages verschont blieb. IM rotzten locker lässig ihre Songs runter, von denen keiner die 3 Minuten-Marke überschritt. Einzig und allein die Pausen, die zwischen den einzelnen Songs entstanden, wurden leider etwas holrpig mehr schlecht als recht gemeistert. Insgesamt aber ein cooler Opener.


IMPERIOUS MALEVOLENCE

INSISION waren danach jedoch nur schwerlich für mich zu ertragen. Vor der Show musste sich der Sänger erstmal in Stimmung bringen … und haute sich zu diesem Zweck mehrmals selber eine runter. Hätte ich geahnt, was er danach bringen würde, hätte ich den Job gerne selbst übernommen. Nervig, uninteressant, überflüssig – mehr gibt es dazu nicht zu sagen.


INSISION

FACEBREAKER – uncooler Name, aber überraschend gute Mucke. Der Sänger sieht zwar aus wie der uneheliche Schwippschwager von Manowar’s Eric Adams, machte gesanglich aber eine gute Figur. Geile Melodien, gute Show … und vor allem ein sehr cooles Intro (die Titelmelodie meiner Lieblingshorror-Reihe „Halloween“).


FACEBREAKER

KOLDBRANN waren dann nicht so recht was für mich. Hat mich zu keiner Sekunde gepackt und war nur die ersten paar Minuten zumindest optisch was anderes als die Bands vorher. Machte aber nichts, so hatte man wenigstens Zeit für einen kleinen Snack.

Der „Lord of Nails“ – KOLDBRANN

VREID ließen dann wieder die eine oder andere Matte kreisen. Sie hatten mit Sicherheit nicht unbedingt den größten Zuschauerzuspruch, wussten aber zu gefallen. Abwechslungsreich, zu keinem Zeitpunkt langweilig, auch wenn die Mucke insgesamt nicht zu dem von mir bevorzugten Kram passt. Wird in nächster Zeit von mir eventuell mal auf Platte angetestet.

Bei MAROON leerte sich dann der Platz vor der Bühne merklich. Klar, ihr Metalcore-Gemisch ist nicht jedermanns Sache, außerdem hat man sich an der Band ziemlich satt gesehen, da sie nun wirklich überall auftauchen. Dennoch waren gewisse Aktion wie Würstchen werfen völlig unnötig und einfach nur asozial. Zumal man der Band zu keinem Zeitpunkt vorwerfen kann eine schlechte Show gespielt zu haben. MAROON spielen sich jedes Mal den Allerwertesten ab, ob man die Mucke nun mag oder nicht. So auch diesmal. Und die verbliebende Fangemeinde feierte die Band dann auch dementsprechend ab.


MAROON


1999 hatte ich IMPALED NAZARENE als Vorband für „Morbid Angel“ gesehen. Damals war derlei Mucke noch überhaupt nicht mein Ding und das Gehabe von Mika Luttinen machte mir irgendwie Angst. 9 Jahre später war ich auf alles vorbereitet … nur nicht darauf, dass IMPALED NAZARENE für mich der Höhepunkt des Festivals sein würde. Einfach nur geil, was Matti und seine Kollegen da ins Publikum ballerten. Mit diesem Auftritt hat die Band auf jeden Fall einen Fan dazu gewonnen. Wahrscheinlich aber mehr als nur einen : ein ca 10jähriger blonder Bengel feierte, auf den Schultern seiner erwachsenen Kollegen sitzend, den Finnen-Tod mehr als amtlich ab. Dazu passend das „Kill all humans“-Shirt – da behaupte noch mal einer, es gäbe keinen Metalnachwuchs.


IMPALED NAZARENE

… und der Metal-Nachwuchs beim Abfeiern der Band

Wie auch immer … besser als IMPALED NAZARENE konnte es für mich eigentlich nicht mehr werden. Und angesichts einer 4 bis 5stündigen Rückfahrt habe ich mir dann die noch folgenden 3 Bands geklemmt, von denen mich eh nur noch „Behemoth“ interessiert hätten.

Musikalisch gibt es wenig am PSOA auszusetzen. Das ganze Drumherum mit den nervigen und zum Teil übertriebenen, dann aber wiederum gar nicht stattfindenden Kontrollen stört den Gesamteindruck jedoch erheblich. Im Vergleich zu meinem Festival-Abschluss des Vorjahres schneidet das PSOA deutlich schlechter ab als das UFTG. So richtig wohl gefühlt habe ich mich eigentlich zu keinem Zeitpunkt, was vielleicht auch am Wetter lag oder daran, dass mir das WOA noch in den Knochen steckte.
Positiv hervorzuheben ist das Gelände mit seinen zahlreichen Ständen und Fressbuden, die absolut annehmbare Preise aufboten. Sound und Stimmung waren bis auf wenige Ausnahmen gut, ebenso die Mischung der verschiedenen Metal-Stile. Dennoch bin ich mir nicht sicher, ob ich auch nächstes Jahr am Start sein werde. Die bereits beschriebenen persönlichen Negativ-Erfahrungen mögen zwar ein dummer Einzel(zu)fall sein, drücken jedoch das Gesamturteil ziemlich nach unten.

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