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hm, nach langer Überlegung zeig ich euch jetzt mal zwei von mir:
Sie bettet ihren kopf aufs Kissen
die Augenlider fallen zu
sekundenspäter ist sie eingeschlafen
sie träumt
von einem schönen Ort
einem Wald
eine ruhige Lichtung
Sonnenlicht dringt sacht durch das Blätterdach
lässt die Lichtung wie verzaubert aussehen
sie bleibt stehen
genießt
die Ruhe
den Frieden
hört die Vögel singen
und lässt den leisen Wind ihr Gesicht kitzeln
Plötzlich zuckt sie zusammen
mit einem Mal liegt etwas Bedrohliches in der Luft
die Vögel haben aufgehört zu singen
es ist totenstill
sie zittert
versucht zu verstehen was los ist
ein lautes Donnern durchschneidet die Totenstille
gefolgt von einem Kreischen
sie muss sich die Ohren zuhalten
und schaut panisch um sich
der Wind ist stärker geworden
und zerrt an ihren Kleidern
verängstigt versteckt sie sich
und sieht ängstlich zum Himmel
die Geräusche kommen näher
sie erblickt riesige Flugzeuge
jetzt sind sie direkt über ihr
schwarze, kalte, riesige Maschinen
plötzlich öffnen sich die Bäuche der Flugzeuge
und sie werfen ihre grausame Ladung ab
Bomben
sie hört einen Schrei durch das Brüllen der Motoren
er kommt aus ihrer Kehle
wie in Zeitlupe sieht sie
die riesigen Bomben Richtung Erde fallen
und dann wird es schwarz um sie
Unendlich langsam macht sie die Augen wieder auf
Sie hat Angst vor dem was sie sehen wird
ihre Befürchtungen werden fast noch übertroffen
um sie herum ist nichts mehr außer schwarz
kein Baum steht mehr
kein Tier lebt mehr
sie kann nun sehr weit sehen
und überall sieht sie das Gleiche
schwarze, verkohlte Erde
nichts anderes
der Anblick schnürt ihr die Kehle zu
sie möchte weinen und schreien
aber sie ist wie gelähmt
kein Laut kommt über ihre Lippen
Minuten vergehen wie Stunden
während sie da sitzt
und stumm vor sich hinstarrt
die ganze Gegend ist wie tot
keine Sonne ist zu sehen
kein Wind regt sich
kein Laut ist zu hören
sie ist ganz allein
nach einer langen Weile
rollen endlich die ersten Tränen über ihre Wangen
bricht das Schluchzen aus ihr heraus
sie weint
sie schluchzt
und sie schreit!
Sie steht ganz allein
auf der toten Welt und schreit:
WARUM?
dann wacht sie auf
Das Mädchen am See
der Blick ins Leere
das kleine Gesicht ganz blass
die Hände gefaltet wie zum Gebet
so sitzt sie am See in der Dunkelheit
und nur der Mond ist Zeuge
stumm bittet sie um Erlösung
Erlösung von dem Schmerz
der schon so lange ihre kleine Seele quält
sie weiß das es in dieser Welt
keine Heilung geben wird
sie wartet
und er kommt
setzt sich leise neben sie
sie sehen sich nicht an
bist du dir sicher Kind?
sie nickt nur stumm
du willst wirklich all das hier verlassen
wieder nickt sie und Tränen rollen die Wange hinab
du weißt es gibt kein zurück mehr
ja, das weiß ich! Deshalb will ich es ja!
sie flüstert kaum hörbar
du hättest noch viel vor dir
statt einer Antwort weint sie leise weiter
er nickt traurig
zu oft hat er solche Gespräche schon geführt
er kennt die Zeichen
und kommt wenn der stumme Hilferuf laut genug wird
gut, wenn es dein Wunsch ist
ich habe keinen anderen mehr
zum ersten Mal sieht sie ihn an
er sieht den Schmerz tief in ihr
und die nie verheilten Wunden
er nickt wieder
steht auf, streckt ihr seine knochige Hand hin
komm mit, Mädchen
dort wird es dir besser gehen
sie steht ebenfalls auf, nimmt seine Hand
blickt noch ein letztes Mal auf den See
nickt wie zum Abschied
gemeinsam gehen sie fort
und die Dunkelheit umhüllt sie wie ein Mantel
bis sie nicht mehr zu sehen sind
am nächsten Morgen wird an der Bank am See eine Mädchenleiche gefunden
auf dem kleinen Gesicht liegt ein unergründliches Lächeln
beide schon älter…
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Verstecke dich ruhig hinter Fassaden.Aber verliere nie dein eigenes Gesicht.