Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich

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SirMetalhead
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SirMetalheads Tipp Nr. 17

Heo Telwen – An Deiz Ruz

1. An Douar eleh mon Ganet
2. An Deiz Ruz
3. Dahud
4. Ar Korrigan Du
5. Etre Douae Mor
6. Epona (Part.1)
7. Epona (Part.2)
8. Enez Glaz
9. Kan ar Kern
10. Son ar Everezh
11. Heol Telwen
12. Ynis Witrinn

Gesamtspielzeit: 58:00

Dass auch aus Frankreich erstklassiger Pagan Metal kommen kann, weiß man nicht erst seit Himinbjørg und Ancient Rites. Doch ist es bei den vielen Bands oft nicht einfach, noch den Überblick zu behalten. Daher möchte ich euch heute ein Album vorstellen, das mir besonders am Herzen liegt.
Heol Telwen, 1999 gegründet, spielen keltischen Pagan Metal. Dabei greifen sie auf Instrumente wie Dudelsäcke, Flöten oder Pfeifen zurück, die aus ihrer Gegend, der nordlichen Normandie, stammen. Dabei klingen sie – im Gegensatz zu den Kollegen aus Osteuropa (Skyforger, Pagan Reign) deutlich „westlicher“ und weniger urig.
Das Intro beginnt mit Grillengezwitscher und sanften Akustikgitarren, die von einer Flöte begleitet werden. Es stimmt den Hörer nahezu perfekt auf die Stimmung des Albums ein, bevor das Erste Lied „An Deiz Ruz“ die Marschrichtung vorgibt. Schwere Gitarren, sowohl verstärkrt als auch akustisch, dazu Flöten und dergleichen. Die Sorge, es handle sich hierbei um mittelmäßiges und eintöniges Songwriting handeln, wird schnell beseitigt, denn schon folgt ein interessanter Harmonie- und Beatwechsel, danach folgen chorartige Gesänge. Man fühlt sich quasi ins alte Frankreich zurückversetzt, wo Gauner auf den Wegen lauern und Druiden sich des Nachts an Steinmälern treffen.
Der Druck, den die Gitarren erzeugen, hat mich beim ersten Mal schwer beeindruckt. Ein gutes Beispiel hierfür ist Enez Glaz (leider nur auf Myspace vorhanden, dort allerdings in der Demoversion, die sich nur geringfügig von der des Albums unterscheidet). Wer sich den Song anhört, der achte mal auf den wunderbaren Übergang bei ungefähr 2:00. Oft gehen die Gitarren bei Bands mit außergewöhnlichen Instrumenten im Sound etwas unter, doch hier scheint die Mischung nahezu perfekt zu sein. Ein weiteres wichtiges Element sind die Drums. Selten habe ich ein Album gehört, bei dem das Schlagzeug eine derart wichtige und interessante Rolle spielt. Vom tänzelnden Rhythmus über Double-Bass, bis hin zu aggressiven Stakkato-Hämmern bieten sie nicht nur rhythmische Untermalung sondern stehen für ein gleichwertiges Instrument. Wer sich davon überzeugen möchte, hört am besten Kan ar Kern von der Myspace-Seite. Hier sind auch die Dudelsäcke zu hören, von denen ich oben erzählte.
Mein Favorit auf der CD ist „Epona Part 1“, denn hier beweisen die Franzosen, dass sie nicht nur knüppeln können, sondern auch ein Gespür für schöne und melancholische Klänge haben. Das Lied beginnt mit Geige, Flöte und Akustikgitarren, die traurigen zweistimmingen Gesang begleiten. Nach einer Weile setzen dann vehement Gitarren und Drums ein und machen das Lied zu einem wahren Brecher. Nach der Hälfte wird dann das Tempo noch einmal angezogen, die fantastische Stimmung vom Anfang bleibt jedoch erhalten.
Einziger Kritikpunkt, der mir momentan einfällt ist, dass das Album mit knapp 60 Minuten etwas zu lang geworden ist. Es verfügt zwar über genügend Lieder, die die Spannung durchgehend aufrecht erhalten, allerdings machen die Flöten- und Pfeifenklänge doch recht schnell müde. Man kann sich dieses Album am Stück anhören, aber einen zweiten Durchlauf habe ich bisher nie gebraucht 🙂
Doch darin liegt ja in gewisser Weise auch eine Stärke: Obwohl ich mich nicht stundenlang mit der CD auseinandersetzen musste, war sie erstaunlich schnell in meinen Ohren und gefällt mir nach wie vor ausgezeichnet.
Wer sich also mit Black Metal von gallischer Prägung noch nicht beschäftigt hat und das gerne einmal tun möchte, der hat hier einen idealen Anfang. Ein besseres Album aus diesem Sektor kenne ich nicht. Wobei das kommende Bran Barr-Album bereits Großes verspricht, aber das nur am Rande. Lange Rede, kurzer Sinn: Eine weitere Band, die meiner Meinung nach Beachtung und Respekt verdient.

Diskographie der Band:

Mor Braz (Demo) 2003
An Deiz Ruz 2005