Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich

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SirMetalhead
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SirMetalheads Tipp Nr. 21

Einherjer – Blot

1. Einherjermarsjen
2. Ironbound
3. Dead Knight’s Rite
4. Wolf-Age
5. The Eternally Damned
6. Ware Her Venom
7. Hammar Haus
8. Starkad
9. Ride the Gallows
10. Ingen Grid
11. Berserkergang
12. Venomtongue

Gesamtspielzeit: 60:00 Minuten

Eigentlich hielt ich es nicht für nötig, diese Band hier vorzustellen, da es sich ja in erster Linie um einen Thread für „Geheimtipps“ oder zumindest nicht allzu bekannte Bands und Alben handelt. Doch wie ich auf dem diesjährigen Ragnarök-Festival feststellen musste, gibt es klaffende Wissenslücken, was diese rechtmäßigen Mitbegründer eines ganzen Genres angeht.
Das mag an ihrer vorübergehenden Auflösung 2004 liegen, dass vielleicht die jüngeren unter uns keinen direkten Kontakt mehr mit der Band hatten. Wie dem auch sei, anscheinend besteht akuter Aufklärungsbedarf, den ich nun erst einmal decken möchte.

Einherjer haben sich 1993 gegründet. Damals hatte Quorthon seine Viking Metal-Phase bereits hinter sich. Beachtliche Erfolge konnte bis dahin jedoch keine weitere Band erzielen. Das wollten Einherjer baldigst ändern und brachten zwei Demos auf den Markt, die zunächst nur wenig Beachtung fanden: Thematik, Sound und das Band-LineUp waren noch nicht wirklich gefunden worden. Mit Dragons Of The North kam 1996 das offizielle Debut der Band in die Läden. Hier fanden sich Black Metal-Elemente mit akustischen Instrumenten, Keyboards und teilweise klaren Gesängen. Die gesamten Wikinger-Thematik wurde hier noch konkreter umgesetzt als durch die vorhin erwähnten Bathory, jedoch war sie auch noch längst nicht so ausgelutscht wie heute. Und so folgten im Zweijahrestakt immer stärker werdende Alben, an deren Ende nun Blot steht.
Um ehrlich zu sein, fiel mir die Wahl eines repräsentativen Albums nicht sonderlich schwer: Blot vereint alles, wofür Einherjer stehen. Feinfühlig umgesetzte nordische Themen, Abwechslung, majestätische Klänge. Diese finden sich schon im Intro „Einherjermarsjen„, begleitet von Regenschauern, marschierenden Stiefeln, Kriegsgebrüll und triumphalem Getrommel. Und so folgt darauf eine Vielzahl an Hymnen, von denen ich einige vorstellen möchte. Was dieses Album ausmacht, ist die Tatsache, dass bei noch so großer Hit-Dichte jeder Song einen eigenen Charakter hat. Mal ernst – mal föhlich, mal verspielt – mal direkt geradeaus, mal schroff – mal symphonisch. Anders als die ihre damaligen Kollegen Thyrfing verwenden sie das Keyboard größtenteils zur Untermalung, nicht zur Melodieführung. Und so entgeht dem ganzen Klang bei aller Harminie zu keiner Zeit die Härte.
So ist „Wolf-Age“ beispielsweise ein schneller, tänzelnder Stampfer, der in der Mitte in einer überlegenen Gitarrenmelodie mündet. „Hammar Haus“ ist eine 8-minütige Geschichte voller Höhen und Tiefen. Das anschließende „Starkad“ macht diese mit seinen fast schon virtuosen, aber eingängigen Tonläufen schon fast wieder vergessen. „Ride The Gallows“ ist ein dramatischer und leidenschaftlicher Banger, in dem immer wieder das Tempo zurückgenommen wird, um den Hörer aufhorchen zu lassen. Und so könnte ich ewig weiter machen. Besondere Erwähnung verdient jedoch noch „Ingen Grid„, das zunächst mit spitz gespielten Akustikklängen beginnt und in einen erhabenen und doch verlorenen Chorgesang mündet. Die verdammten Seelen aus der Unterwelt scheinen hier ihr Leid zu klagen, begleitet von pochenden Drums und einer wimmernden Gitarre. Der letzte Song „Venomtounge“ spuckt wörtlich nochmals Gift und Galle, jedoch ohne dabei jemals hässlich zu klingen.
Dieser Spagat zwischen den unterschiedlichsten Gefühlen und dem typisch Überlegenen und Schönen, das Einherjer ausstrahlen, macht für mich dieses Album (und auch seinen Vorgänger Norwegian Native Art) so faszinierend.
So bleibt mir nichts weiter, als diese wunderbare Band jedem ans Herz zu legen, der den Standard-Viking Metal nicht mehr hören kann und sich fragt, woher diese vielen Bands eigentlich ihre Inspiration her haben. Einherjer sollte in jedem Fall dazugehören.

Diskographie der Band:

Aurora Borealis Demo, 1994
Leve Vikingånden EP, 1995
Dragons Of The North, 1996
Far, Far North EP, 1997
Odin Owns Ye All, 1998
Norwegian Native Art, 2000
2002 Demo, 2002
Blot, 2003