Home › Foren › Maximum Metal › Plattenladen › SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich › Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich
SirMetalheads Tipp Nr. 25
Galar – Til alle heimsens endar
1. Forspill
2. Ván
3. Paa frossen mark
4. Grámr
5. Det graa riket
6. Ingen siger vart vunnin
7. Til alle heimsens endar
8. Etterspill
Gesamtspielzeit: 42:42
Ich hatte eigentlich nicht vor, neu auf den Markt gekommene Alben vorzustellen, da ich diese zum einen noch nicht mit genügend Abstand beurteilen kann und sich zum anderen keinerlei Aussagen über Einflüsse auf andere Bands oder die weiteren Entwicklngen machen lassen. Und dennoch bin ich der festen Überzeugung, dass Galar hier bereits jetzt eine Erwähung wert sind. Doch fangen wir einmal vorne an:
Galar ist ein Zweimann-Projekt aus dem norwegischen Bergen. Gegründet wurde es 2004 durch Slagmark und Fornjot. An dieser Besetzung hat sich bis heute nichts geändert. Nach einer noch recht schmucklosen, aber ambitionierten Demoaufnahme folgte 2006 das Debut Skogskvad. Bereits hier schien durchzuscheinen, dass Galar keine Band wie jede andere sind. Zwar gibt es viele norwegische Gruppierungen, die sich folkigem Black Metal verschrieben haben, jedoch fand die Band schnell eigene, typische Elemente, um sich abzugrenzen. Neben dem kraftvollen und sehr klaren Gitarrenklang sind vor allem die klar Gesungenen Passagen ein unverwechselbares Merkmal der Band. Dieser klingt meist sehr entspannt, ohne dabei jedoch schläfrig zu wirken, im Gegenteil. Galar schaffen den Spagat zwischen aggressiven instrumentalen Komponenten und den geradezu entwaffnenden chorartigen Gesängen. Wirkten diese beim Debut stellenweise noch etwas unglücklich platziert und verwirrend, befinden sie sich auf „Til alle heimsens endar“ genau am richtigen Platz. Weshalb mich dieses Album so schnell überzeugte, hat aber noch einen anderen Grund. Galar haben ihren Stil verfeinert, den Schwerpunkt noch stärker auf die Instrumente gelegt und erhalten durch ausgefallene Kompositionen eine sehr moderne, aber dennoch naturverbundene Grundstimmung. Schon der Opener Ván überzeugt restlos mit seiner frischen, lebendigen Art – man kann die Bäche und Winde Norwegens regelrecht hören. Ich behaupte sogar, dass in der Gitarrenarbeit ein großer Einfluss von Windir zu hören ist. Die Musik versprüht ein Gefühl von Freiheit und tiefer Urkraft. Zudem sind Galar fähig, progressive und facettenreiche Musik zu komponieren, die dabei dennoch nachhvollziehbar und eingängig bleibt. Starre Chorus/Strophe/Solo-Strukturen gibt es nicht. Begleitet wird die beeindruckende Gitarrenarbeit von Akustikeinlagen und dezentem Klavierspiel. Das Ende des fast 10-minütigen Grámr ziert sogar ein furioser Geigenpart. Doch diese Zusatzelemente werden sehr spärlich und überlegt eingesetzt, im Fokus steht das melodiöse und aggressive Riffing und die eigentlich nur schwer zu beschreibenden klaren Vocals. Diese beschränken sich nicht nur auf kurze Passagen, sondern breiten sich teilweise auf ganze Liedteile aus.
Das feine Gespür für Harmonien und Stimmungen beweisen Galar zudem im atemberaubenden Instrumentalstück Det graa riket. Es besteht nur aus Streichern, Klavierspiel und leichten Akustikgitarrenklängen und versprüht eine geheimnisvolle Tiefe, wie man sie vom französischen Komponisten Camille Saint-Saens kennt (oder auch von machen Herr Der Ringe-Kompositionen *gg*). Über theoretische Fachkenntnisse verfügen die Musiker somit definitiv.
Ebenfalls lobenswert: Galar benötigen keine klischeehaften Kriegerthemen, keine verstaubten Wikingermythen, um nordisch zu klingen. Sie beschränken sich effektiv auf das Wesentliche: Mensch und Natur.
Einziger Wermutstropfen ist, dass das Album mit In- und Outro sowie dem eben genannten Instrumental nur über 5 „richtige“ Songs verfügt. Die Spielzeit von knapp 43 Minuten wird jedoch optimal ausgenutzt. Keine Lückenfüller, keine Aussetzer – 100% Qualität. Und die ist mehr wert als 70 Minuten halbgare Plagiate.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Galar mit diesem Album eine Steigerung zum bereits interessanten Debut geglückt ist. Dieses Album strotzt voller Lebendigkeit, Natürlichkeit und Leidenschaft. Dieses Album stimmt mich wieder zuversichtlich, denn es ist der beste Beweis, dass dieses Genre noch lange nicht festgefahren ist.
Wer also genug vom albernen Viking Metal hat und gerade jetzt im Frühling Lust auf ehrliche, handgemachte Musik bekommen hat, dem kann ich dieses bärenstarke Album nur ans Herz legen. Freunde von Myrkgrav, Windir oder (neuerer) Helheim können eigentlich nichts falsch machen.
Diskographie der Band:
Galar Demo 2005
Skogskvad 2006
Til Alle Heimsens Endar 2010