Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich

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SirMetalhead
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SirMetalheads Tipp Nr. 26

Nastrandir – Prayer To Earth

1. Prayer To Earth
2. When I’ll Die
3. Fäuste aus Stein
4. Bloodred Horizons
5. Evernight
6. Frei
7. Rise Of Runes
8. Gods Of Thunder Of Wind And Of Rain (Bathory Cover)

Gesamtspielzeit: 65:00

Kein Platz für Baumkuschler – so könnte man die Aussage des Artworks von Prayer To Earth interpretieren, eine Wurzel eines umgestürzten Baumes auf schroffem Gestein liegend. Doch die feine Struktur eines Blattes ist ebenfalls in die Grafik eingearbeitet – ganz scheint das Leben also noch nicht ausgelöscht zu sein. Zudem zieren eiszapfenartige Gebilde die unteren Wurzelteile.
Was auf den ersten Blick merkwürdig und abstrakt wirkt, entpuppt sich als ideales Cover für ein Album, das in mehrerlei Hinsicht überrascht. Denn verglichen mit dem Vorgänger, einem keyboardlastigen 0815-Werk, basierend auf diesem typischen Gitarrensound, wie ihn so viele Bands erzeugen, der aber vollkommen ausdruckslos und langweilig rüberkommt (Kostprobe hier). Zwar sind dort songwriterisch gute Ideen vorhanden, doch werden diese durch den furchtbaren Sound und die oft stümperhaften Lyrics wieder in den Hintergrund gedrängt. Kurz: Ein Album wie so viele andere momentan.
Nicht so der zweite Output der Lübecker Band, die seit 2006 ihr Glück versucht. Schon nach wenigen Sekunden erkennt man, dass der größte Kritikpunkt erfolgreich beseitigt werden konnte: Was jetzt aus den Lautsprechern dröhnt, ist ein erdiger, markanter, fast trockener Gitarrensound, der nun auch Spielraum für die anderen Elemente lässt. Die stellenweise zu dritt auftretenden Gitarren kommen endlich zur Geltung, filigrane und rhythmusbetonte Arbeit gehen jetzt Hand in Hand und werden durch einen lebendigen Schlagzeugsound vervollständigt. Ein weiteres großes Plus stellt der Gesang dar, der sich von einem austauschbaren und leblosen Stil in ein facettenreiches und kraftvolles Organ verwandelt hat. Der Klang stimmt also schonmal.
Songwriterisch bieten Nastrandir mit ihren 8 Songs, die eine durchschnittliche Länge von siebeneinhalb Minuten haben, ein ambitioniertes und vielschichtiges Werk. So kommt schon der Titeltrack als Opener (anzuhören auf Myspace, leider mit den üblichen Soundeinbußen) recht flott und rockig daher, verfällt aber immer wieder in träge, klagende Passagen. Sofort fällt auf, dass sich die Songs schneller ins Gehirn bohren als auf der Vorgängerplatte, was den oben genannten Gründen zu verdanken ist. Dass die Band in Sachen Breite noch einen Tick zulegen kann, beweist sie im folgenden Track, „When I’ll Die„, der ebenfalls sowohl schnelle, als auch langsame Parts enthält. Letztere enthalten auch Klargesang, der auf dem gesamten Album oftmals an Quorthons Vocals auf „Hammerheart“ und den beiden „Nordland“-Alben erinnert. Nicht zu dick aufgetragen, sondern jeweils schlicht und und songdienlich vorgetragen verleihen sie dem Album an den jeweiligen Stellen die notwendige Farbe. Vom eingesetzten Keyboard hört man eigentlich kaum etwas, es fügt sich sehr gut in den Gesamtsound ein, ohne unangenehm hervorzustechen. Und dass die Band auch Songs schreiben kann, die auf langsamem Tempo basieren, stellt sie im Laufe des Albums mit „Bloodred Horizon“ und „Evernight“ unter Beweis. Was jedoch zu keiner Zeit fehlt, ist die nötige Härte. Fast fühlt man sich an Morrigan erinnert, die mit einem ähnlichen Sound, langsame und kraftvolle Musik erzeugen, die dennoch unglaublich elegant und stimmungsvoll herüberkommt. Die 65 Minuten werden zudem sehr klug gefüllt, es gibt nicht die ganze Zeit 100%, sondern an vielen Stellen wird ein bestimmtes Instrument in den Vordergrund gerückt, sodass das Album nicht langatmig wird bzw wirkt. Der sechste Track „Frei“ fällt deutlich progressiver aus als der Rest, was der Musik aber ebenfalls gut steht, bevor das Album mit „Rise Of Runes“, einer absolute Hymne, endet. In diesen 10 Minuten werden nochmals alle Elemente aufgefahren, die die Band sich erarbeitet hat. Streckenweise scheinen sogar Enslaved und Moonsorrow durchzuklingen und fröhliche Parts wechseln sich mit pechschwarzen, majestätischen Salven, die dann langsam in Folkinstrumtenten ausklingen. Leider gibt es hierzu im Netz keine Hörprobe, aber wer interessiert ist, darf sich gerne bei mir melden.
Als Zugabe gibt es noch ein Bathory-Cover vom „Blood On Ice“-Album, das passender nicht gewählt werden können hätte. Die musikalische Ähnlichkeit beider Bands lässt sich nicht leugnen, trotzdem bringen Nastrandir noch ihre eigenen Elemente ein. Für das Album sicherlich verzichtbar, aber dennoch ein gelungener Bonus.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass dieses Album für die Band mehr als nur ein großer Sprung nach vorne war. Sowohl soundtechnisch als auch songwriterisch hat man nun ein Level erreicht, das für die Zukunft Gutes verheißt. Die Musik ist schroff und doch elegant, schnell und doch episch, vertraut und doch innovativ. Die zweisprachigen Titel unterstreichen eigentlich nur nochmals, dass alles auf eine songdienliche Arbeit hinzielte.
„Prayer To Earth“ ist sicherlich kein Meilenstein, für das Genre jedoch ein klarer Lichtblick, da das Album sowohl in Sachen Einstellung, als auch spieltechnisch in die richtige Richtung zielt.

Diskographie der Band:

Nastrandir – Des Kriegers Reise Demo, 2006
Demo 2006 Demo, 2006
Zwischen Horizonten 2007
Prayer To Earth 2009