Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich

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SirMetalhead
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SirMetalheads Tipp Nr. 31

The Meads Of Asphodel – The Excommunication Of Christ

1. The Excommunication of Christ
2. Angelwhore
3. The Watchers of Catal Huyuk
4. Agrat Bat Malah
5. Weeping Tears of Angel Light
6. Bene Ha Elohim
7. Assault and Battery (Hawkwind cover)
8. Jezebel and the Philistines
9. Pale Dread Hunger
10. Rise in Godless Hell
11. Disembodied Voices of Melchizeden
12. Falling with Lightning Rays Beamed Through the Blazing Firmament Towards the Untented Burial Ground of Kharsag
13. Calling All Monsters

Gesamtspielzeit: 48:48

Seit meiner letzten Empfehlung ist schon ein Weilchen vergangen. Nichtsdestotrotz möchte ich euch auch weiterhin empfehlenswerte Alben vorstellen. Um mal ein wenig Abwechslung zu den Wikingern zu bieten, hab ich mich dieses Mal für The Meads Of Asphodel entschieden, eine extrem interessante Band aus Großbritannien. Ich könnte viel über deren Geschichte erzählen, verweise in dem Zusammenhang aber besser auf eine halbstündige Dokumentation, die ich jedem nahelegen kann, der sich für die Menschen hinter der Band interessiert.
Gegründet wurde die Band 1998 von Meatron und Jaldaboath in Hertfordshire, einer Grafschaft nördlich von London. Zu den Grundeigenschaften zählt der Mix aus Mittelalter, Nahem Osten und Black Metal, sowie apokryphischen Texten. Das heißt, die Band geht sehr analytisch an überlieferte (Bibel-)texte heran und setzt diese in einen aktuellen und musikalischen Kontext. Hauptantriebskraft ist hier Metatron, heute einzig verbleibendes Gründungsmitglied und Religionskritiker. Von Okkultismus, Satanismus oder blasphemischen Äußerungen will er jedoch nichts wissen und versucht sich vielmehr an seiner eigenen Auslegung des neuen Testaments. Bestes Beispiel ist das letzte Album, zu dem er zusätzlich einen 60.000 Wörter langen Aufsatz veröffentlicht hat, ebenfalls extrem lesenswert – vorausgesetzt man hat ein wenig Zeit und hat schonmal einen Blick in die Bibel geworfen.
Um möglichen Missverständnissen vorzubeugen, sollte ich den möglichen Vorwurf vielleicht zunächst noch ausräumen: Die Band verfolgt keine politischen oder rassistischen Ziele – im Gegegenteil: Titel wie „The Murder Of Jesus The Jew“ sind weder provokant noch antisemitisch auszulegen, sondern als Auseinandersetzung mit historischen Überlieferungen. Als Verfasser aller Texte legt Metatron jedoch Wert darauf, dass die Musik jederzeit im Vordergrund steht – das Lesen der Texte stellt er seinen Hörern frei.
Für ein neues Album reiste er im Übrigen letzten Winter nach Polen, um sich mit dem Holocaust zu beschäftigen. Man darf gespannt sein.
Jetzt aber zurück ins Jahr 2001, in dem das Debutalbum „The Excommunication Of Christ“ veröffentlicht wurde. Zu den drei vorangegangenen Demos kann ich leider nichts sagen, musikalisch ist jedoch davon auszugehen, dass die den Grundstein für den experimentellen Sound legten, wie er auf besagtem Debut zu finden ist: Bratende Gitarren, Gesang bestehend aus Growls und Screams, relativ unspektakuläres, aber effektives Drumming. Zu dieser noch recht gewöhnlichen Mischung gesellt sich jedoch im Laufe des Albums eine Vielzahl an unterschiedlichen Elementen, die den Hörer ins antike Vorderasien entführen. Diese reichen vom geistlichem Gesang, lateinischen Sprechern, Naturgeräuschen wie Wasserfälle oder Blitze, Keyboard-Flöten, Tambourin, Glocken, Klavierspiel, Orgel, unterschiedlichen Gitarren, und und und… Das Lustige dabei ist eigentlich, dass sie quasi omipräsent sind, im Gesamten jedoch kaum auffallen. So kommt eine sehr dichte Atmosphäre zustande, von deren Erzeugung man eigentlich nichts mitbekommt. Das Ergebnis spricht jedoch für sich. So kommt in “Agrat Bat Malah“ Wüstenfeeling auf, gleichzeitig zieht es sich mit seinem aggressiven Rhytmus in den Bann und lädt zum Tanzen ein. “Bene Ha Elohim“ ist ein irrger Mix aus thrashigem Rhythmus und 70er Hammond-Orgelspiel, während “The Watchers Of Catal Huyuk“ mit Feierlichkeit besticht. Das Hawkwind-Cover „Assault And Battery“ fällt zwischen den anderen Stücken eigentlich gar nicht auf, da es in seiner psychedelischen Urform eigentlich prädestiniert für den Sound von Meads Of Asphodel war. Es wären neben dem furiosen Finale “Falling With Lightning Rays Beamed Through The Blazing Firmament Towards The Untented Burial Ground Of Kharsag“ noch so viele andere Momente erwähnenswert, aber das überlasse ich euren eigenen Eindrücken.
Was man sowohl der Musik als auch den Texten und der Aufmachung anmerkt ist eine große Liebe zum Detail. So wirken alle Kompositionen zwar teilweise chaotisch, aber zu keiner Sekunde dem Zufall überlassen. Dies spiegelt sich auch in der Gestaltung des Booklets wider, bei der geschmackvoll ausgewählte Gemälde und mittelalterliche Schrift eingesetzt wurden.
Zugegeben: Musikalisch ist das nicht die Perfektion und ich zähle das Album sicherlich auch nicht zu den Top10-Veröffentlichungen des Genres zählen, aber für die Tatsache, dass es sich hier um ein Debut handelt, das auch für die Entwicklung von Bands wie Orphaned Land, Sigh oder Bal-Sagoth eine Rolle spielte, wirkt das alles sehr rund.
Asphodel sind im Übrigen Grasbaumgewächse. Ob man daraus Met machen kann, ist mir leider nicht bekannt. Angesichts der fundierten lyrischen Grundlage hab ich daran jedoch keine Zweifel :haha:

Diskographie der Band:

The Bemoaning Of Metatron [Demo] 1998
Metatron And The Red Gleaming Serpent [Demo] 1999
The Watchers Of Catal Huyuk [Demo] 1999
The Excommunication Of Christ 2001
Jihad / Freezing Moon [Split] 2002
Exhuming The Grave Of Yeshua 2003
The Mill Hill Sessions [Compilation] 2004
Damascus Steel 2005
In The Name Of God, Welcome To Planet Genocide [EP] 2006
Life Is Shit [EP] 2007
The Early Years [Compilation] 2009
The Bones Of This Land Are Not Speechless / English Black Punk Metal [Split] 2010
The Murder Of Jesus The Jew 2010
Swine Of Hades [Split] 2011