Re: SirMetalheads Empfehlungen im Viking/Pagan/Folk Metal-Bereich

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SirMetalhead
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SirMetalheads Tipp Nr. 32

Thyrfing – Vansinnesvisor

1. Draugs Harg (Draugr’s Altar)
2. Digerdöden (The Black Death)
3. Världsspegeln (The Mirror of the World)
4. The Voyager
5. Ångestens Högborg (The Stronghold of Anxiety)
6. The Giant’s Laughter
7. Vansinnesvisan (The Song of Madness)
8. Kaos Återkomst (The Return of Chaos)

Gesamtspielzeit: 42:57

Vielleicht werdet ihr euch fragen, warum ich ausgerechnet dieses Album von Thyrfing ausgewählt habe. Bis vor Kurzem hätte ich das vermutlich selbst auch getan. Vansinnesvisor war für mich eigentlich immer der Außenseiter in der Thyrfing-Diskographie. Da gibt es auf der einen Seite die drei ersten Alben, welche den Viking Metal mit ihrem massiven Keyboardeinsatz sicherlich mit revolutioniert haben. Schließlich entstammen sie noch den 90er Jahren und zählen damit zu den ersten kommerziell erfolgreichen Alben, von einigen wenigen essenziellen Vorreitern (Bathory, Allegiance, Mithotyn) mal abgesehen. Die „neuen“ Thyrfing dagegen bestechen mit schwarzer Stimmung, bretternden Gitarren, schleppenden Rythmen. Genau an dieser Schnittstelle zwischen dem heute fast schon altmodischen Stil der frühen Werke und der modernen Interpretation von Viking Metal der drei letzten Alben bewegt sich Vansinnesvisor und vereint die Vorzüge beider Stadien. Deutlich wird dies bereits nach wenigen Sekunden vom Opener „Draugs Hard„. Statt den flächenhaften Keyboardteppichen gibt es nur noch akzentuiert geführte Melodien. Den dadurch entstehenden Freiraum nutzen die Gitarren für bisher unbekannt deutliche Rhythmusarbeit. Und damit der Hörer sich in diesem Gebilde nicht zu wohl fühlt, gibt es nach eineinhalb Minuten die erste heftige Knüppelattacke, die in ein charmantes Zwischenspiel mündet. In den ersten 4 Minuten des Albums wird der Hörer mehrfach überrascht, fast schon vor den Kopf gestoßen. Auch Sänger Thomas Vaananen zeigt sich deutlich entwickelter, teils räudiger, teils vielseitiger.
Eigentlich zeigt schon das Cover, dass man sich vom Bilderbuch-Wikingermärchen nun verabschiedet hat und sich fortan schmutzigeren, realeren Klängen widmet. Trotzdem geben sich die „alten“ Thyrfing regelmäßig zu erkennen, sei es in feinen Keyboad-Spielereien oder in dem typischen 4/4-Rhytmus der ersten 3 Alben.
Das Schöne an diesem Album ist, dass der Spagat aus Epik und Schmutz wunderbar funktioniert. Obwohl das Album einen krassen Wendepunkt der Entwicklung darstellt, wirkt es zu keiner Zeit orientierungslos oder experimentell. Alles scheint genau so beabsichtigt zu sein, wie man es vorfindet. Und anstatt dass sich die beiden Exreme irgendwo in der Mitte treffen, schaffen Thyrfing es dennoch, eine stilistische und atmosphärische Vielfalt zu erzeugen, da sie geschickt an den Stellschrauben drehen. Dieser Mix findet seinem Höhepunkt im 7-minütigen Epos „Ångestens Hogborg„, das eine feine Geigenmelodie, wie man sie heute bei Bands wie Myrkgrav wiederfindet, mit der Brachialität des Hels Vite-Albums kombiniert. Im Zwischenspiel scheint man sogar Falkenbach wiederzufinden – und doch ist Thyrfing zu jeder Zeit präsent.
Eigentlich wird der Titel dem Album nicht ganz gerecht. Die wahre Urkraft findet sich (im Gegensatz zum so betitelten Vorgäner) eigentlich auf dieser scheibe. Hier gibt es massenhaft Regen, Wind und Erde zu genießen. Und so macht es auch nichts, dass die beiden englisch gehaltenen Songs „The Voyager“ und „The Giant’s Laughter“ ein wenig aus der Reihe tanzen.
Mit 43 Minuten ist das Album unterhaltsam und kurzweilig zugleich. Im letzten Lied „Kaos Aterkomst“ wird noch das letzte Pulver verschossen, Bathory’s „One Rode To Asa Bay“ trifft auf Bolt Thrower’s „Mercenary“. Doch dieser Vergleich wird dem Album nicht gerecht, Thyrfing schaffen mit diesem Album den perfekten Übergang in eine neue Ära der Bandgeschichte und klingen dabei unbeschwert wie nie. Eigentlich ist es Anhängern beider Phasen zu empfehlen und vielleicht eröffnet es für den ein oder anderen sogar den Zugang zur jeweils anderen, noch unbekannten Schaffensperiode. Wer Thyrfing schon kennt, weiß das natürlich alles längst. :haha:


Diskographie der Band:

Thyrfing 1998 
Valdr Galga 1999
Urkraft 2000
Vansinnesvisor 2002
Farsotstider 2005
Hels Vite 2008
De Ödeslösa 2013