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Once more with feeling: Der beste Popsong der 90er.
palezWie toll ist der Song denn bitte
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„Should it matter who you are?“
Ein gedämpfter Sound umhüllt die Vogue-Eleganz der Streicher und eine zarte Stimme, die eher haucht als singt. Die „größte Sängerin“ im Sinne von Whitney Houston-Anngeberei war Kylie nie. Muss – darf – sie hierfür auch nicht sein. Nicht einmal der cheesy Beat kann diesen entschleunigten, samtigen, düsteren Traum von einem Popsong ruinieren. Alles, was an ihm (gerade aus heutiger Perspektive) überholt und vulgär wirkt, war – und das macht ihn zum Kunstwerk – mit höchster Wahrscheinlichkeit genau so beabsichtigt. Im Video verführt eine unfassbar schnuckelige, unfassbar überschminkte und unfassbar schlecht und billig angezogene (90s, baby) Kylie den Hörer und Zuschauer zum Anruf, Optik zwischen Lolita und Bordsteinschwalbe, Präsentation zwischen Seelsorge- und Telefonsex-Hotline. Sie tröstet dich. Sie umhüllt dich. Sie nimmt dich auf. Egal, wer du bist. Die grelle Werbeclipästhetik wirft den Zuschauer dabei mit umso größerer Unerbittlichkeit wieder auf seine eigene Einsamkeit zurück, wenn er schlaflos vor dem kleinen Fernseher in seiner schäbigen Wohnung sitzt, im Feinrippunterhemd und mit Restalkohol im Blut, ebenso wie die Unerreichbarkeit dieses verführerischen kleinen Köders, der Instant-Befriedigung sogenannter „niederer“ Bedürfnisse. Das Angebot zur Flucht aus dem Alltag, dem Scheitern und dem erdrückenden Alleinsein, das dieser Köder macht, läuft auf eine falsche, eine einseitige Kommunikation hinaus.
Hat jemals ein Song die Widersprüchlichkeit und das Funktionsprinzip eines weiblichen Popstars (seines eigenen Bereichs) so auf den Punkt gebracht? Ich denke nicht.
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trying to leave [COLOR=#808080]a mark more permanent than myself[/COLOR]