Re: Der öde Metal der 80er (oder: als die 90er den Metal retteten)

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Noir

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ManiEben das ist deine eigene Meinung und muss unsere Meinung gleich Scheißdreck sein? Kann ich was dafür, dass mir der 80er/anfangs 90er Thrash am meisten zusagt?

*lol*

Keine Panik, Du musst Dir nicht auf den Schlips getreten fühlen. Scheißdreck war halt mein Wort der Wahl, damit wollte ich Dir bestimmt nicht zu nahe treten und es bezog sich erst recht nicht auf die Meinung eines Einzelnen.

Natürlich hat man als Fan einen eigenen Geschmack und hätte je nach persönlichen Präferenzen deswegen vielleicht gerne AC/DC mit Bon Scott gesehen oder sich ein Autogramm von Cliff Burton geholt. Das kritisiere ich auch gar nicht und so was muss man als Fan auch sagen dürfen, keine Frage. Aber „Scheißdreck“ – oder meinetwegen auch „Unsinn“ – bleibt eine generelle Früher-war-alles-besser-Diskussion für mich trotzdem, weil es einfach keine stichhaltige Grundlage für eine Aussage wie „Dekade X war besser als Dekade Y“ gibt. Auf welcher Basis? Nach welchen allgemeingültigen Standards? Wer soll das verbindlich festlegen? Das allein ist für mich aber noch nicht einmal der springende Punkt. Vor allem finde ich es völlig daneben, wenn den jüngeren Semestern immer suggeriert wird, sie hätten was verpasst. Bleiben wir der Einfachkeit halber beim Vergleich 80er/90er:

Es stimmt schon, dass Metal-Konzerte in den 80ern noch etwas Aufregendes hatten. Man muss aber auch sagen, dass ein Teil dieser Anspannung auch daher rührte, dass man Angst haben musste, eins auf die Fresse zu kriegen. Wenn Du Pech hattest, waren genau auf „Deinem“ Konzert ein paar gewaltbereite Arschlöcher da, die den asozialen Ruf begründeten, den Metal damals teils genoss. Es gab da durchaus einen gewissen Hooligan-Prozentsatz, das muss man schon auch sehen. Da erinnere ich nur an Schweinfurt ’88. Sicherlich war Metal in den 90ern ein gesellschaftlich akzeptiertes Massenphänomen geworden, aber da hat man sich auch gegen die Arschlöcher solidarisiert und sie letztlich auch aus den Konzerthallen verdrängt.

Oder nimm diese komische Ranglisten-Mentalität, die es mancherorts gab. Da wurdest Du als Neuling erst einmal nur belächelt und musstest Dich andienen. Als gäbe es eine Hackordnung, in der man erst aufsteigen müsste, um ernst genommen zu werden! Ich hab in einem Konkurrenzforum von jemandem sogar mal gelesen, dass er sich anpissen lassen durfte, um dazuzugehören. In den 90ern verschwand das mehr und mehr, und Du hast Dich auch als absolutes Greenhorn mit „Veteranen“ einfach locker über Musik unterhalten können und sogar Tipps bekommen.

Spätestens mit dem Siegeszug des Internets in der 2. Hälfte der 90er standest Du auch kaum mehr vor verschlossenen Konzerthallen, weil der Gig nach Drucklegung der Magazine noch kurzfristig verlegt wurde.

Ich will das jetzt aber auch nicht überdramatisieren, diese Fälle waren sicherlich nicht die Norm. Sie kamen allerdings doch häufig genug vor, um nicht als Einzelfälle durchzugehen. Es geht mir auch gar nicht darum irgendwas zu verteufeln. Ich möchte nur aufzeigen, dass zum einen in der Retrospektive negative Dinge, die definitiv da waren, heute gerne ausgeblendet werden. Und zum anderen behaupte ich, dass man es als Metal-Newbie heute gewiss nicht schlechter getroffen hat als in den 80ern: die Auswahl ist größer, das Konzertangebot üppiger, die Möglichkeiten an Infos über seine Faves zu kommen, sind vielfältiger, neuen Stoff zu entdecken, ist einfacher usw. Und das allerwichtigste: Ich möchte behaupten, dass diese oben bereits angesprochene positive Anspannung vor einem Konzert oder dem erstmaligen Hören des neuen Albums seiner Lieblingsband auch heute noch genauso da ist. Wie es so schön heißt: Das erste Mal vergisst Du nie. Das elektrisiert einen 12jährigen 2012 doch noch genau so wie damals.

Aber dieser ganze Sermon ist natürlich nur meine persönliche Sicht der Dinge. Wenn Du weiter glauben willst, dass die 80er das Maß aller Dinge waren, dann sei es so. Das will ich Dir dann auch nicht madig machen.

*Friedenspfeife reich*