Re: Moshcore?

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palez

Registriert seit: 04.01.2007

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'[A.F.P.;1976669′]So, jetzt isses soweit. Ich hör zum ersten mal The Girl who was… Death.

Hurra! 🙂
Und? Und ich sehe grad auch, dass zumindest die erste Hälfte von „Swans Are Dead“ auch schon bei dir lief…gleiche Frage auch da.

Apropos Swans: Ich bin ein glückliches Pandabärchen.
Hohe Lautstärke auf Konzerten ist an sich ja erst einmal nichts Besonderes, in vielen Fällen kann sie sogar den Hörgenuss stören. Bei dem Hamburg-Konzert der Swans am 12.12.10 wurde sie jedoch tragender Bestandteil des Konzepts. Noch nicht in den ersten Minuten, in denen nur ein leichtes Wabern im Raum stand, die Röhrenglocken nervös die nachvollziehbare, greifbare Melodie verfehlten und das Herumspielen an den Reglern keinen wirklichen Effekt zeigte. Mit dem ersten Aufdröhnen des Basses jedoch veränderte sich die Stimmung schlagartig; ein Vibrieren erfüllte den Raum, ein durch Mark und Bein gehendes Vibrieren, das das ganze Set über anhalten sollte und mir ständig das Gefühl gab, in den nächsten Sekunden von innen gesprengt zu werden. Erstaunlich war dabei, wie makellos, wie glasklar, perfekt ausbalanciert und dabei dem speziellen Sound der Band absolut gerecht werdend der Klang war. Später erhöhten das Einsetzen der Gitarren und der Drums die Spannung, es war jedoch gerade dieser Moment, in dem der Bass das erste Mal erklang, in dem die Band mich endgültig in der Hand hatte. Keine Band beherrscht es so gut wie Swans, ein Gefühl des schutzlosen Ausgeliefertseins zu erzeugen, auf diesem Fundament sind Intensitätssteigerungen eine Frage geringster Veränderungen in der Rhythmik, kleinster Variationen der simplen Tonfolgen, des kleinstmöglichen Maßes an Bewegung und Entwicklung in der zermürbenden Monotonie dieses experimentellen Lärmrituals.
Erst nach mehr als zehn Minuten habe ich Fragmente von „No Words / No Thoughts“, des Openers des aktuellen Albums, wiedererkannt. Es war dabei nicht der einzige Song, der bis zur Unkenntlichkeit entstellt und neu erschaffen wurde, große Teile des Konzerts wurden so bestritten. Die Band baute ihre Stücke auf der Live-Situation und den klanglichen Möglichkeiten auf, die Struktur rückte in den Hintergrund zugunsten von größtmöglicher Effektivität durch stählerne Industrialdoom-Riffs und manische Wiederholungen. Jedes Aufwallen von Klang war eine neue Welle von Schmerzen und Fieber, eine größere Fassungslosigkeit, ein größerer Schock.
Die Tracklist reichte bis tief in die 80er zurück. Der Begriff „Nostalgie“ blieb einem im Halse stecken.
Mit der Zugabe bewieisen Swans, dass sie zudem auch sowas wie Humor haben: „This is our new wave hit“ oder sowas, einige Minuten ratternder Maschinenlärm, plötzlich Stille, Michael Gira singt die letzten Zeilen von „Little Mouth“, steht einige Sekunden regungslos und mit geschlossenen Augen vor dem Mikro, kein Sterbenslaut, alle erwarten wohl einen Schrei – es kommt ein leises „thank you“.

Ich hoffte auf eine emotionale Grenzerfahrung, ich bekam eine emotionale Grenzerfahrung. Wer die Chance bekommt, Swans live zu sehen, sollte sofort alles stehen und liegen lassen, um dies zu tun.

PS: Braucht der Thread hier eigentlich einen Slogan (bzw. einen Spruch für die Fußmatte vor der Tür)? Bzw.: kann sich noch jemand an den Sloganizer erinnern?