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Bruce Springsteen – Jugleland
Springsteen ist bei mir durch ein hohes Maß an Vorschusslorbeeren „vorbelastet“. Groß sollen seine Texte sein, prägend sein musikalisches Schaffen. Meinen Zugang konnte ich aber nie so wirklich finden – und ich weiß nicht, ob dieses Stück etwas daran geändert hat.
Schön natürlich, wie auch von den anderen angesprochen: dieses Saxophon, aber natürlich auch Springsteens raue Stimme. Und sonst? Sonst ist der Song mit seiner fast 10-minütigen Spiellänge eine kleine Oper (oder? bin nicht so der Operngänger) mit viel Drammatik und Pathos. Der Song besticht durch einen schönen Spannungsbogen mit vielen Aufs und Abs, vor allem geleitet durch ein stark Akzente setzendes Klavier, sowie eine tolle und sehr emotionale Entladung am Ende, bei der sich Springsteen mit seiner Stimme förmlich überschlägt. Manchmal ist das alles schon fast einen Tick zu pathetisch, und nicht immer trifft er dabei bei mir ins Schwarze. Als Ganzes betrachtet wirkt der Song aber sehr durchdacht und ansprechend und offenbart mir zumindest ansatzweise etwas Verständnis dem gegenüber, warum Springsteen einen derartig guten Ruf besitzt. (7/10)
Tom Waits – Singapore
Auch über „Singapore“ habe ich im Vorfeld viel positives lesen dürfen. Doch wo ich die Qualitäten Springsteens immerhin im Ansatz nachvollziehen kann, lässt mich „Singapore“, ja doch verstört zurück. Oder anders gesagt: Was soll das?! Musikalische Avantgarde durch möglichst schiefen und kaputten Ausdruck? Straßenmusik auf Drogen? Irgendwie verstehe ich Waits nicht. Was will er ausdrücken, was soll mir daran gefallen? Wobei über letzteres ja selbstverständlich nicht gestritten werden kann. Oder wie macht man einem Freund der Wiener Klassik die Qualitäten des Black Metals klar? Daher belass ich’s mal dabei. (?/10)
Clinging To The Trees Of A Forest Fire – Bouqet Of Self Pity
Das ist dann schon eher was für mich. Hab die Platte aber auch selbst bei mir im Regal stehen, daher: geschenkt. CTTTOAFF (was für ein Name!) bündelt, was extrem und gut ist: Sägende Grind-Passagen, schleppendes Auskotzen und den Boden berühren, dissonante Kaputtheit, vertrackter Wahnsinn – und das alles meisterhaft gemischt und vorgetragen. (9/10)
The Secret – 1968
Hab ich letztens noch ein Review drüber gelesen und wollte ohnehin mal reinhören.
Der Übergang zum vorigen Song ist fließend, denn stilistisch wird in die selbe Kerbe gegriffen: Dissonanter Grind mit Blick zum Sludge, aber trotzdem irgendwie eigen und vor allem super. Toll natürlich, dass der Song zu keiner Zeit an Kraft verliert und sich obendrein noch herrlich entwickelt. Da wird definitiv mehr von mir angecheckt. (9/10)
Mitochondrion – Tetravirulence (Pestilentiam Intu…)
Interessant, wie weit sich der Sampler von den ersten beiden Songs entfernt hat. Aber immerhin in Punkto Länge und Arrangement-Bombast wird der Kreis zum Springsteen-Opener geschlossen.
Was erwartet einem mit diesem Finale? Irgendwas, was mich in seiner dröhnenden, aber doch atmosphärischen Macht an Ulcerate oder vor allem Portal erinnert, ohne dabei aber jemals an deren Schwierigkeit, aber auch Qualität heranzureichen. Aber das klingt härter als eigentlich gemeint ist, sind beide Referenzen doch so ziemlich das Non-Plus-Ultra für diese Art von Musik für mich. Schlecht ist „Tetravirulence“ jedenfalls nicht: Viele (wenn auch nicht alle) Gitarrenläufe bewegen, eine gewisse Atmosphäre kommt bei mir an und der Song wirkt zwar leicht ungeordnet, vermittelt dadurch (und durch seine soundwand-artige Wirkung) stark dieses Feeling eines Höllenritts. Um mich kurz zu fassen: Hier wird viel angeschrammt, wenn auch meist nicht mehr – aber immerhin! Fan der Band werde ich (wenn ich nach diesem Song gehe) sicherlich nicht, unterhaltsam ist das aber allemal. (7/10)
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Fazit zum Sampler:
Ein netter Einblick in das Schaffen von Springsteen abseits von „Born In The USA“ (also das Album) für mich, mit The Secret eine tolle Empfehlung mit der ich nach Hause gehen kann, und ansonsten auch ganz nette Einblicke in verschiedene musikalische Konzepte – was will man mehr?