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Soo, ich hab nächste Woche leider nicht viel Zeit, deswegen schon mal das Review für Nezys Sampler. Hab mich bemüht und gab sogar ein paar Lichtblicke (nein, es war nicht Rush).
Nezy Sampler [6 von 10 Halbmonden]
Gesamtfazit dieses Samplers: zumindest ist er nicht einseitig. Von 25m Luftpistolenschießen auf den Tränensack bis Keyboardweitwurf und Crashtestdummyhäkseln wird alles geboten woran die Musiklandschaft krankt. Im Einzelnen heißt dies:
1. Christina Perri – Jar Of Hearts [3 von 10 Halbmonden]
Nezy sitzt wahrscheinlich desöfteren auf der Couch, in seiner Jo-Ging Hose, mit der Hand am Saum, und ergötzt sich an einer der feilgebotenen Castingshows. Dabei freut er sich jedes Mal zu Tränen wenn ein braun gebranntes Küken aus Ehrenfeld, mit Wimpern bis zum Haaransatz und wasserstoffblondem Resthaar dieses Lied schmettert. Und wenn keine Kandidatin das Lied singt, dann kommt es sicherlich alle 15 Sekunden zum Einsatz, um den Vietnamshoppingveteranen ein Gefühl nahe zu legen, das sie fälschlicherweise für Mitgefühl halten. Ja, Mitgefühl, das Opium des TV-Volkes.
Ich kenne Christina Perri nicht, sie hat aber eine Stimme wie eine sadistische Kreuzung aus Avril Lavigne und Alicia Keys und sieht auch noch genau so aus und macht, hurra, eben auch solche Musik. Pianoballaden für die sich Elton John schämen würde, würde er sie nicht alle schreiben. Ich würde sagen 0815 Kost, eine Nummer, wie sie jedes Jahr, aufgrund der endlosen Wiederholung in oben genannten Shows, auf Platz 1 der Charts katapultiert wird. Vielleicht ist es aber anders. Vielleicht mag Nezy den Song weil er im Frankreichschüleraustausch, nach einer Flasche lauwarmen Lambrusco, Sophie kennen gelernt hat, die er immer noch vergöttert, weil sie wie keine dasitzen kann, die Hand auf dem Knie balancierend, die Zigarette zwischen den Fingern haltend. Oder von jemand gehört hat der das getan hat, und in dem Moment der Song eingespielt wurde. Es wäre ein vernünftiger Grund.
2. Rush – The Garden [5 von 10 Halbmonden]
Mit Rush kann man das Band einer 17 jähriger Freundschaft zerschneiden, die Nezy und ich pflegen. Deswegen ganz gut gemeinte 5 von 10 Halbmonden für dieses Lied. Einfach weil es viel, endlos viel schlimmer hätte kommen können. Ich will auch Nezys Faible für Pianoballaden nicht weiter diskutieren und gehe direkt in das gute Stück. Der Intropart mit seinem Streicherkeyboardpre-set, das von der flachen Gitarre abgelöst wird, ist ganz ok und klingt in den kitschigsten Stellen nach 70er Barclay James Harvest.
Ist akzeptabel, es plätschert einfach dahin wie ein eins dieser Wasserfallbilder in der Dönerbude. Qualitativ nicht unähnlich. Die Stimme des jungen Herrn ist allerdings nicht mein Geschmack. Singt der schon immer? Vielleicht sind einfach Balladen nicht seine Lieblingsstücke. Rob Halford würde das Lied auch nicht besser machen. Ein großes Stück Belanglosigkeit beendet das Lied. Ich habe das Stück jedes Mal schon aus meinem Gehirn gepflügt als der Riff des nächsten Songs beginnt…
3. Christian Mistress – Haunted Haunted [8.5 von 10 Halbmonden]
…denn der ist einfach sehr gut (und simpel). Könnte Suzi Quatro auf dem Rücken geschrieben haben (und spielen). Habe das Album selbst im Schrank, bin damit aber nicht so ganz glücklich, lief nicht sonderlich oft bisher. Der Vorgänger (Agony & Opium) war besser. Aber wenn es darum ginge, würde ich immer noch in einer Pyramide wohnen und die Wiedergeburt als Feuersalamander auslassen. Aber dieser Song ist der beste des neuen Albums. Erdiger Riff, 80er Rockklampfe mit 14 Oktaven zwischen Riff und Solofrickelei. So viel Hommage an die 80er in allen Songteilen wird in nicht oft geboten. Oder eigentlich schon, ist ja in Mode. Kann man blöd (und arm an Einfällen) finden, aber sofern es halbwegs gut gemacht ist kann ich damit leben. Lieber das, als noch eine Pianoballade. Wieso ist es immer schwieriger über Sachen zu schreiben die man mag als über die man nicht mag. Oder vielleicht bin auch nur ich so. Gefällt mir, ich nähe das angeschnittene Band unserer 17 Jahre währenden Ehe wieder zusammen und schenke es Wolfgang Schäuble.
4. Japandroids – Adrenaline Nightshift [7.5 von 10 Halbmonden]
Die Band kenne ich nur vom Namen her und das Cover habe ich irgendwo Mal gesehen. Würde ich frecherweise ganz schnell in die Hipsterindieecke stellen. Poppiges und fröhliches Arrangement, nichts womit ich mich lange beschäftigen muss. Wenn es aus dem Radio kommt würde ich mit dem Fuß mitwippen. Ganz anständiger Indieriff, läuft sicher täglich 17 Mal im Chelsea, dem führenden Indie-dochschonzubekanntfürhipster-laden in Wien. Die sind dann im Rhiz. Dort läuft der Song aber sicher auch um den Bierumsatz anzukurbeln. Bevor ich abschweife: ganz guter Song, kann man hören, im Gegensatz zum nächsten Song…
5. Everything Went Black – Parades [4 von 10 Handtüchern]
…weil ich einfach gar nicht mit diesen Growlsachen klarkomme. Wahrscheinlich auch weil die Gitarren nie auf’s Ganze gehen. Wenn da schon einer sich die Seele aus dem Hals schreit, dann muss doch auch Druck von den Gitarren kommen, aber das passiert in der Richtung (welche eigentlich?) so gut wie nie. Ein Riff von den Japandroids genommen und am Boss Distortion eine Nummer weiter gedreht. Aber das reicht nunmal nicht aus um mir das rüber zu bringen, was sie wahrscheinlich wollen (ich lege ihnen das jetzt Mal in den Mund). Nein, das klingt für mich weder hart, noch nach Ärger. Der Pfannkuchen brennt nicht an. Dazu der Unterwassermops von Sänger. Luftblasen steigen aus seinem Goscherl auf und er japst nach Luft während er sein Odol gurgelt. Die Studiosituation bei Everything Went Black. Die Streicher am Ende hätte man sich eigentlich sparen können.
6. Rise And Fall – Breathe [5.5 von 10 Hanfküchlein]
Auch die Band kannte ich nicht, geht aber in die gleiche Richtung wie die vorherige Band. Könnte sie nicht unterscheiden wenn man sie mir mit einem Minzblättchen servieren würde. Gut, die Gitarren sind etwas unterschiedlich, um einiges besser in diesem Stück, aber doch stehen für mich da die Vocals im Vordergrund. Vielleicht auch einfach nur eine Konzentrationsübung die aus zu blenden. Egal. Rise And Fall sind vor allem unruhiger und facettenreicher als Everything Went Black, aber der Kern bleibt doch ähnlich. Ist bei meinem Sampler aber auch der Fall bei ein paar Songs. Aber irgendwie gefällt das durch diese ruhigen Zwischenparts und den Gitarrenläufen doch etwas besser als der Song zuvor. Vielleicht weil er auch kürzer ist.
7. Faustcoven – Convent Of Earthly Delights [7 von 10 Halsrüschen]
Kannte ich auch wieder nicht. So ein moderner Progblackdoomdinger, der mich ratlos zurück lässt. Ja, wie immer die Vocals. Aber mit einer Milchschnitte in den Ohren kann ich das gut abfangen. Die Gitarrenstunden hat der Mann an der Klampfe sicher im 80er Doom gelernt. Die sind wirklich ganz nett, sehr nette Hooks dabei. Wäre auch mal interessant das Stück auf CD zu hören, ob das dann druckvoller als auf diesem Plattenrip ist. Aber das weiß man ja beim Black Metal nie, vielleicht ist das auch gewollt. Zu glatt würde dem Song nicht gut tun aber doch eine Spur knackiger. Aber vielleicht ist das eh die CD und man wollte dem einfach nur das Feeling einer Schallplatte geben. Auch egal. Mag diese Hintergrundgitarren weil sie einfach so wunderbar Oldschooldoom sind. Schleppt sich schön dahin der Song.
8. Dodecahedron – I, Chronocrator [3 von 10 Halbmonden]
Ja, so schlecht wie Christina Perri. Das geht einfach gar nicht. Schreit zu viel, die Riffs sagen mir meistens nichts (bis auf ein paar Ausnahmen). Der Zwischenteil ist ganz in Ordnung, verständliche Struktur und hat seinen Sinn dadrin zu sein, deswegen hievt sich das Stück noch auf eine Stufe mit Christina Perri. Nach dem Zwischenteil hätte ich mir einen druckvollen Riff gewünscht, eine Richtungsänderung. Wäre vielleicht etwas platt gewesen, aber ich mag Grammelknödel zu Mittag. So ist das Lied aber leider viel zu lang um sich noch zu retten. Schade, da war das letzte Stück doch ganz gut gewesen und dann nochmal so ein Ding am Ende.
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