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Antiversum

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Campus oder Camping?
In Paderborn ist die Studentenzahl sprunghaft gestiegen. Jetzt gibt es zu wenig Platz. Das Gelände der Hochschule gleicht einer Großbaustelle. Manche Vorlesungen finden deshalb im Festzelt statt.

05. November 2010

Herbstsonnenstrahlen fallen auf die Holzwege, die seit einigen Wochen die Wiese hinter dem größten Hörsaal der Paderborner Universität durchziehen. An den Rändern sind die neu errichteten Bretterstege mit Holzspänen angefüllt worden, vier leuchtend weiße Zelte stehen auf der Wiese, die Szenerie erinnert an eine Gewerbeschau. Doch auf dem Campus findet keine Messe statt. Seit Beginn des Wintersemesters absolvieren die Paderborner Studenten und Dozenten vielmehr einen Teil ihrer Seminare und Vorlesungen im Zelt statt im Hörsaal.

„In den kommenden Monaten braucht niemand mehr auf dem Gang zu sitzen oder im Flur zu stehen“, kommentiert der Unikanzler Jürgen Plato die Reaktion auf die chaotische Raumnot zu Beginn des vergangenen Wintersemesters. Auf dem Campus gibt es aber auch kritische Stimmen zu hören. „In anderen Städten sind die Universitäten in Schlössern untergebracht“, heißt es dann etwa. „In Paderborn herrscht Campingatmosphäre.“

Tatsächlich hat sich das Gelände der Paderborner Hochschule innerhalb des vergangenen Jahres in eine Großbaustelle gewandelt. Überall wird erweitert, um Platz für den Ansturm der Studenten zu schaffen, den unter anderem fehlende Zulassungsbeschränkungen und kostenlose Netbooks für Erstsemester im vergangenen Wintersemester ausgelöst hatten: Von 2650 im Jahr zuvor stieg die Zahl der Studienanfänger sprunghaft auf 3300. Den Minicomputer gibt es in diesem Jahr nicht mehr, einige Fächer wurden mit einem Numerus Clausus belegt. Trotzdem haben sich wieder rund 3000 Erstsemester in Paderborn eingeschrieben.

Vor allem die Kulturwissenschaften sind überfüllt

Die neuen Räume werden zum Großteil aber erst zum Sommersemester zur Verfügung stehen. Vor allem die Kulturwissenschaften sind nach wie vor überfüllt. Zusätzliche Seminarräume sollen in einem benachbarten ehemaligen Baumarkt geschaffen werden. Vorerst aber wurden jene vier Zelte angemietet: beheizbar, mit Teppichboden ausgelegt und mit moderner Vortragstechnik ausgestattet, bietet jedes von ihnen Platz für achtzig Studenten.
Schon in der ersten Vorlesungswoche stieß die Maßnahme auf Kritik aus der Studentenschaft. „Das ist heute bereits mein zweiter Kurs im Zelt“, berichtet etwa Juliette Kulkowski. „Bei der Veranstaltung heute Morgen um neun Uhr haben wir alle gefroren. Selbst die Dozentin hatte die ganze Zeit einen Mantel an.“ Das sei keine optimale Atmosphäre um zu lernen, findet die 25 Jahre alte Lehramtsstudentin. In der Nachmittagsveranstaltung sei zwar genug geheizt worden, aber mit der Baustelle direkt nebenan sei kaum etwas zu verstehen. „Ohnehin ist die Akustik in den Zelten schlecht, ohne Mikrofon kann man sich kaum verständigen.“ Andere gewinnen der Zeltlösung positive Seiten ab. „Ich finde es gut, dass die kurzen Wege der Campus-Uni erhalten bleiben“, sagt Miriam Wagemeyer. „Wenn man für einen Kurs erst mit dem Bus in die Innenstadt fahren müsste, wäre auch niemandem geholfen.“

Der Pressesprecher der Universität verspricht, die Anlaufprobleme würden rasch behoben. „Es werden bereits gepolsterte Stühle angeschafft, wir schalten die Heizanlagen wesentlich früher ein.“ Außerdem handele es sich ohnehin nur um eine Übergangslösung. „Im Februar werden die Zelte wieder abgebaut.“ Bis dahin sollten sich die Studenten zur Sicherheit warm anziehen.

Und jetzt gibt es bis 2013 nur noch Doppeljahrgänge.

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"Bei gegnerischem Ballverlust sind sie unglaublich" -Josep Guardiola Ich bin die Zeit, die alle Welt vernichtet. Erschienen, um die Menschen fortzuraffen.