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Heavy_MalteGeht mir auch so. Nur das ich bald 25 werde. Das Studium tut mir gut und ist wirklich toll aber die Berufsaussichten sind so grotten schlecht, dass ich mir andauernd Vorwürfe mache nichts anderes studiert bzw. eine Ausbildung gemacht zu haben.
Auf der anderen Seite denke ich an meine Praktikas in Ausbildungsberufen zurück und kann mir nicht vorstellen so mein Leben lang zu arbeiten…
Genau so schaut es bei mir aus. Alle meine Mitarbeiter, die mit mir an einem Forschungsprojekt arbeiten, haben oft mehrere Titeln in beliebige Geisteswissenschaften. Ich rede von den eher „nützlicheren“ (Sprach- und Kommunikationswissenschaft, Anglistik) Geisteswissenschaften, also von denjenigen, die teoretisch so vielseitig sind, dass man ja „immer was bekommt“. Und trotzdem haben sie mich sofort gefragt, wie ich auf die bekloppte Idee gekommen bin, Keltologie zu studieren, da es praktisch keine Aussichten für alle beliebigen Geisteswissenschaften gibt.
Der Professor, der das Projekt leitet, ist 40, hat 15 Jahre lang einen Projektposten besetzt und lektoriert, hat nebenbei mehrere international geschätzte Publikationen, und sogar eine Altirische Grammatik geschrieben, die heute von allen Studenten des Altirischen als Bezugswerk angesehen wird. Jedes Jahr musste er hoffen, dass seinen Vertrag renoviert worden wäre, was auch nicht immer der Fall war. Und heute, wo er endlich Professor ist, hat er sein Leben in Wien aufgeben müssen, um nach Maynooth zu ziehen, weil hier für ihn kein Platz ist.
Das Alles macht mir ja keinen Mut. Ich wusste, dass es eines Tages schwer wird, aber auch nicht so schwer. Und meine Motivation schwindet und schwindet von Tag zu Tag, und meine Ängste für die Zukunft werden immer grösser. Ich beneide ja alldiejenigen, die einen Beruf gelernt haben, der ihnen obendrauf noch gefällt.
ploepp@Malombra: naja, dann hast du dich ja innerlich eigentlich schon entschieden, oder?
Eigentlich deutet Alles daraufhin, ja. Obwohl ich halt noch unsicher bin, weil ich den Wechsel meiner Familie vorbehalten müsste, weil ich weiss, dass sie nicht gut reagieren würden. Für sie war es ja logisch und unvermeidbar, dass ich studiert hätte, ich war ja immer „das kluge Köpfchen“. Es ist halt das Problem, wenn man meint, besser zu wissen, was die andere wollen.
Novocaine*aufSelbstmitleidszugmitaufspring*
Geht mir ziemlich genauso, das Studium ist klasse und macht Spaß, aber langsam kommen ernsthafte Zweifel auf. Bin gerade bei meinem zweiten Nebenfach, und das entpuppt sich auch langsam als demotivierend, den Dreh bei den Hausarbeiten habe ich auch noch nicht raus, also nur durchschnittliche Noten, die für ein Master-Studium nicht reichen werden, und jeder Dozent wird bestätigen, dass es ohne Master in dieser Disziplin keine Arbeitsstelle gibt, dafür gibt es einfach zu wenige.
Naja, die Noten waren bei mir nie wirklich ein Problem, eigentlich bin ich eine der Besten in meinem Studiumfach. Aber für mich ist es auch immer demotivierender und mühseliger, je mehr ich weitermache, weil ich ja kein Ziel mehr sehe…
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