Re: Wacken Open Air 2009

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kinski

Registriert seit: 28.05.2008

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Wacken 2009 … mittlerweile mein neuntes Wacken. Und vorerst auch das Letzte, soviel steht schon mal fest. Wenn im nächsten Jahr nicht durch einen dummen Zufall all meine Lieblingsbands dort aufspielen sollten, leg ich erstmal ne Pause ein und schau 2011 ob mir das WOA fehlt oder ob ich es gar nicht mehr brauche. War 1998 zum ersten Mal da, in der Zwischenzeit hat sich soviel verändert, dass es einfach nicht mehr das Wacken ist wie ich es haben möchte.

Wacken 2009 war bestens organisiert, die ganzen Neben-Schauplätze (Mittelalter-Area, Wrestling, Schlammcatchen etc.) waren weit gut vom eigentlichen Geschehen entfernt angebracht, dass man nicht gleich drüber stolperte wenn man Richtung Gelände ging. Das war eigentlich im Vorfeld meine größte Befürchtung, die sich zum Glück dann nicht bewahrheitete.

Das Billing in diesem (Jubiläums)Jahr war relativ schwach, vor allem wenn man überlegt was letztes Jahr dort aufgefahren wurde. Von den Billings vor ein paar Jahren möchte ich erst gar nicht reden. Wie auch immer … Hauptknackpunkt war für mich diesmal der schrottige Sound auf den drei Hauptbühnen an den ersten beiden Tagen. Teilweise wurden wirklich komplette Sets in den Sand bzw. in den Mulch gesetzt, wie z.B. bei „Tristania“. Auch bei Bands wie „Airbourne“ oder über weite Strecken „Lacuna Coil“ war der Sound völlig grottig. Erst am letzten Tag gab es einen Sound wie man es von einem Festival dieses Kalibers erwarten darf und muss. Zahlreiche Bandabsagen – zum Schluss während des Festivals auch noch „Kampfar“ – haben mir auch ein bissel die Petersilie verhagelt. Und der Ersatz war dann nicht wirklich einer. Wenn ich mich auf „Kampfar“ freue, dann möchte ich nicht Tom Angelripper mit seinen Saufliedern sehen. In diesem Fall ist es natürlich schwer, noch für gleichwertigen Ersatz zu sorgen, aber auch die Bands die vorher ausfielen (Mägo de Oz, Thin Lizzy, Anthrax) wurden nicht ansatzweise gleichwertig ersetzt. Und so toll war das Billing, wie schon erwähnt, eh nicht …

Wie auch immer … WOA 2009 war okay. Es gab nichts Negatives außer dem oben erwähnten. Und dennoch bin ich ziemlich Wacken-müde, weil sich das Festival von nem gemütlichen Happening in Stress pur verwandelt hat, was aber jeder anders empfinden mag. Jetzt aber kurz zu den Bands …


D.A.D.

LACUNA COIL

TRISTANIA

NEVERMORE



WALLS OF JERICHO

D.A.D. :
Kein großer Unterschied zu ihrem Auftritt beim RHF vor ein paar Wochen. Allerdings … haben sie da auch “Grow or pay” gespielt? War auch jeden Fall mein persönliches Highlight eines routinierten Auftritts ohne große Überraschungen.

Lacuna Coil :
Hab ich jetzt zum mittlerweile vierten Mal in Wacken gesehen (das 9. Mal insgesamt). Wenn ich dran zurückdenke wie ich diese Band 1998 zum ersten Mal an gleicher Stelle gesehen habe, als sie vor vielleicht 50 Nasen spielten, und das mit heute vergleiche … Auf jeden Fall ein schöner Auftritt, dessen Höhepunkt aber eine Coverversion war: “Enjoy the Silence” von ‘Depeche Mode’.

Tristania :
Tag 2 begann mit den norwegischen Gothic-Veteranen, die ich zuletzt vor knapp 8 Jahren gesehen hatte. Damals allerdings noch mit der sowohl optisch wie auch gesanglich hammermäßigen Vibeke Stene am Mikro. Als Ersatz fungiert seit einiger Zeit Mariangela Demurtas … falls man diese alberne, aufgebretzelte Troll-Hüpfmaus in Pumphosen als Ersatz bezeichnen möchte. TRISTANIA zählen nach diesem Auftritt wohl zu den größten Enttäuschungen meines Konzertlebens überhaupt. Selten hab ich einen dermaßenen Mist gesehen wie an diesem Mittag. Für den matschigen Sound konnten die Norweger nichts, aber auch musikalisch sind sie meilenweit von der Mucke entfernt, die sie mal bekannt gemacht hat. Das ist einfach nur noch Grütze ohne Sinn, Verstand oder Ausstrahlung. Bitte ganz ganz schnell auflösen und nie mehr wieder blicken lassen!

Walls Of Jericho :
Also schnell mal die Bühne gewechselt und von TRISTANIA rüber zu WALLS OF JERICHO. Und da stand dann auch wirklich eine Fronterin mit Ausstrahlung und Stimme, die trotz allem Gehampel nicht albern wirkte. Candace Kucsulain und ihre Jungs hauten mächtig auf die Kacke. Und auch wenn ihre Mucke nicht 100%ig meinen Geschmack trifft, machte das was ich sehen konnte ordentlich Spaß. Hätte ich mir mal besser von Anfang an angesehen und mir stattdessen das üble Generve auf der Party-Stage geschenkt.

Nevermore :
Lange musste ich auf mein 14. NEVERMORE-Konzert warten. Fast auf den Tag genau vor 5 Jahren hatte ich meine frühere Lieblingscombo zuletzt gesehen. Und auch wenn Warrel Dane mittlerweile nicht mehr ganz so stark rüberkommt wie früher – die Songs von NEVERMORE sind immer noch ne Macht. In der prallen Nachmittagssonne wirkt die Show natürlich nicht so sehr wie im Club, aber dennoch scheinen NEVERMORE noch mal nen Anlauf zu nehmen. Die nächste Platte wird entscheiden, ob sie noch mal so stark werden können wie zu „Dead Heart …“-Zeiten.

Airbourne :
Waren letztes Jahr eine der großen Überraschungen. Ohne neue Platte im Gepäck spielten die Australier mehr oder weniger den gleichen Set runter wie damals. Und was 2008 noch innovativ und frisch rüberkam ist dieses Jahr nur noch Routine. AIRBOURNE lieferten genau das, was alle von ihnen erwarteten. Sänger Joel O’Keeffe war nach seinen akrobatischen Kletterkünsten natürlich dazu verurteilt, das Ganze nochmal zu toppen … und kletterte noch ne Etage höher das Gerüst hinauf. Leider war der Sound auch hier unter aller Sau, so dass man manche Songs nur mit einiger Mühe erkennen konnte.

Suidakra :
Waren als Ersatz eingesprungen und mussten dann noch den Tag mit NAPALM DEATH tauschen. Am Samstagmittag durften sie dann auch als erste Band auf die Party-Stage. Und wie schon vor zwei Jahren überzeugte die Band. Im Vergleich zum letzten Wacken-Auftritt fehlte zwar diesmal der Dudelsack, der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch.

Cadaver Race :
Schnell von der Party-Stage ans andere Ende des Geländes gehechtet. CADAVER RACE hatte ich mir im Vorfeld auf myspace angehört und ganz interessant gefunden. Mit ihrer phasenweise etwas undurchsichtigen Mischung aus Death, Grindcore und Thrash waren sie für mich die interessanteste Band des Metal-Battle. Die Jungs aus unserem Nachbarland Österreich hatten dann auch sichtlich Spaß an ihrem Auftritt. Und obwohl das Zelt nicht besonders voll war, muss es für CADAVER RACE wohl ein ziemlicher Hammer gewesen sein. Mucke war okay, der Spaß auf der Bühne übertrug sich auch aufs Publikum.

Testament :
Als ich TESTAMENT zuletzt gesehen habe, lieferten sie ihren nicht besonders ruhmreichen Auftritt beim „Up From The Ground“ ab. Diesmal hatten sie wohl keine Möglichkeit ihre Starallüren auszuleben und zockten so einfach nur einen guten Set runter, bei dem lediglich die Songauswahl für mich persönlich etwas zu wünschen übrig ließ. Weniger von der letzten Scheibe und dafür mehr alte Klamotten hätte Sinn gemacht. Chuck Billy ließ es besonders am Anfang ordentlich krachen, wurde jedoch von Song zu Song sichtlich platter und beschränkte sich zum Ende hin nur auf den Gesang. Alles in allem ein guter Auftritt.

Axel Rudi Pell :
Auch hier kann ich lediglich die Songauswahl bemängeln, was aber offensichtlich nicht nur mir etwas aufgestoßen ist. So konzentrierten sich Pell & Co in der Hauptsache auf Frickelsongs mit endlosen Instrumentalpassagen, ließen stattdessen aber ein paar ihrer Gassenhauer im Gepäck. Das was geboten wurde war musikalisch einwandfrei, aber ohne einen wirklich zu packen. Da hab ich AXEL RUDI PELL schon wesentlich überzeugender gesehen.

Trouble :
TROUBLE ohne Eric Wagner … wie soll das funktionieren? TROUBLE stattdessen mit Kory Clarke am Mikro … das kann doch nicht funktionieren!? Auf jeden Fall konnte ich mir diese Kombi im Vorfeld überhaupt nicht vorstellen. Clarke hatte mit WARRIOR SOUL 1995 mein persönliches Konzerthighlight des Jahres in der Essener Zeche Carl abgeliefert … TROUBLE war zwei Jahre später an gleicher Stelle das Gleiche gelungen. Und nun also Clarke bei TROUBLE. Und siehe da … von der ersten Minute an haute die Band mich um. Die Songs klingen nicht mehr ganz so doomig wie noch zu Wagners Zeiten, passen sich so aber perfekt der Stimme von Cory Klarke an, ohne dass der Kram zu sehr nach WARRIOR SOUL klingt. Eine Schande ist es aber, eine solche Band ins Zelt zu verbannen wo vorher all die kleinen Metal Battle-Teilnehmer um die Gunst des Publikums buhlen mussten. TROUBLE gehören für mich auf eine der drei großen Bühnen. Sei es drum … im Zelt lieferten sie die beste Show des ganzen Festivals ab.

In Extremo :
Hab ich auch schon zigmal gesehen. Während meine Leute alle zu IN EXTREMO wollten, ging ich lieber zu TROUBLE und hab so nur die letzte halbe Stunde der Thüringer mitbekommen. Und das was ich gehört habe, klang so wie immer … nur dass ich den Kram heutzutage wirklich nicht mehr brauche. Es gibt nun mal Bands, die hört man sich irgendwann satt. Und IN EXTREMO zählen bei mir dazu.


AIRBOURNE

IN EXTREMO

SUIDAKRA

CADAVER RACE



TESTAMENT



AXEL RUDI PELL



TROUBLE

Randnotizen :
Zum Glück sind wir erst am Donnerstag angereist und kamen so auf den hinterletzten Camping-Platz … und waren somit fern von jedem Krach und den Schlammlawinen, die andere Plätze zu bieten hatten. Da nehme ich doch lieber nen Fußweg von 30 Minuten in Kauf als im völligen Chaos zu zelten. Wettertechnisch wurde einem mal wieder alles geboten … im strömenden Regen Zeltaufbau, dann am Abend pitschenass bei LACUNA COIL stehen, am nächsten Tag die Murmel verbrennen lassen nachdem es in der Nacht zuvor geschifft hatte ohne Ende. Auch in der zweiten Nacht wurde es dann empfindlich kalt, so dass ich meinen Sonnenbrand etwas kühlen konnte.
Was mir positiv aufgefallen ist, war das hervorragende Angebot im Metal-Markt, der in den Jahren zuvor doch eher lahm war. Auch die Preise stimmten und so machte das Einkaufen dann auch endlich mal wieder Spaß. Futter- und Getränkepreise waren wie immer ziemlich happig, die Fülle des Angebots konnte einer aber echt erschlagen. War wohl für jeden was dabei. Insgesamt ein gelungenes Festival, das aber dennoch aus den ganz oben geschilderten Gründen für mich erstmal das letzte Wacken gewesen ist.


Wackener Klo-Weisheit

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