„Lilien“-Fans erstatten Anzeige
Der Polizeieinsatz beim Regionalliga-Derby zwischen Darmstadt 98 und Hessen Kassel steht in der Kritik. Fans beklagen massive Gewaltanwendung der Beamten und erstatteten Anzeige. Die Polizei verteidigte ihr Vorgehen.
Der Frust saß tief bei den Anhängern des SV Darmstadt 98. 2:0 führten die „Lilien“ am Samstag bereits im prestigeträchtigen Duell gegen den KSV Hessen Kassel und gingen doch noch als 2:3-Verlierer vom Platz. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff stürmten rund zehn bis 15 Zuschauer das Spielfeld am Böllenfalltor, wurden auf ihrem Weg zum ausgelassen feiernden Gästeblock aber von der Polizei gestoppt.
„Dieses Verhalten unserer Fans verurteilen wir und wollen uns davon deutlich distanzieren“, erklärte der Darmstädter Fanverein in einer Mitteilung. Ganz und gar nicht einverstanden war der Dachverband der „Lilien“-Anhänger jedoch mit dem, was danach passierte: Als die Randalierer dingfest gemacht waren und sich die Lage scheinbar beruhigt hatte, begann die Polizei damit, den 98er-Fanblock zu räumen – und das unter Anwendung massiver Gewalt, wie Augenzeugen berichteten.
Die Polizei bestätigte den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray, auch Schläge und Tritte seien zur Räumung des F-Blocks eingesetzt worden. „Wir bedauern, dass es zu Verletzungen gekommen ist, aber wir waren gezwungen zu handeln“, sagte der Leiter der Polizeidirektion Darmstadt-Dieburg, Helmut Biegi, am Montag zu hr-online. Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, sei die Wahl der Mittel durchaus angemessen gewesen.
Knüppel auf den Kopf, Faust ins Gesicht
Mittlerweile wurde Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Beamten erstattet. Eine unbeteiligte Frau soll einen Knüppelschlag auf den Hinterkopf erhalten haben und musste im Krankenhaus genäht werden. Ein minderjähriges Mädchen, das dagegen protestierte, soll eine Ladung Pfefferspray ins Gesicht abbekommen haben. Ein weiteres Mädchen, das einer am Boden liegenden Frau helfen wollte, sei von einem Polizisten mit der Faust ins Gesicht geschlagen worden. Auf der Gegenseite bewarf ein Anhänger einen Beamten mit einer Trommel.
„Alle hatten Gelegenheit, den Bereich frühzeitig zu verlassen“, meinte Polizeichef Biegi und erntete damit Widerspruch von „Lilien“-Fan Jürgen Koch: „Die Polizei kam von unter und von oben, da konnte keiner raus“, kritisierte das Mitglied des Fanvereins. Am Dienstag soll es nun zur Aussprache zwischen Polizei und Fanvertretern kommen.
Eilers: Kein Gewaltproblem
Darmstadts Sportmanager Tom Eilers versuchte indes, die Gemüter zu beruhigen. „Wir werden das in Ruhe analysieren“, sagte er zu hr-online. Der Jurist sieht ein „Fehlverhalten von mehreren Seiten“, wies ein generelles Gewaltproblem aber vehement zurück: „Ich bin seit drei Jahren hier und habe ein solches Verhalten unserer Fans noch nie erlebt.“ Es handele sich auch bei diesen Ausschreitungen lediglich um die Taten einer kleinen Gruppe, die das zuvor friedliche Derby leider in den Hintergrund dränge.
Wird zwar nix bringen, aber gut, dass sich die Darmstädter da mal zu Wort melden und Anzeige erstatten.
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