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So, dann mal mein Senf zu gestern:
Los gings mit Evocation, auf die ich sehr gespannt war. Mit Recht, muss ich sagen, denn die Band gefällt mir auf der Bühne ebenso gut, wie auf Platte. Der Schwerpunkt des Sets lag natürlich auf dem letzten Release „Dead Calm Chaos“, mit dem die sympathischen Schweden ein echtes Glanzwerk in Händen halten. Zwar wirkten die Musiker allesamt etwas schüchtern und hüftsteif, was aber durch die authentische und engagierte Performance von Frontman Tjompe mehr als ausgeglichen wurde. Bleibt zu hoffen, dass die Band nun endlich mal die Lorbeeren für ihre Arbeit erntet….mit Gigs wie dem gestrigen, sollte das aber kein Problem sein.
Nach Evocation folgten Grand Magus, auf die ich mich ebenfalls sehr gefreut habe. „Iron Will“ ist meiner Meinung nach eines der besten Metal-Alben des letztes Jahres, entsprechend hoch waren meine Erwartungen an diesen Gig: Trotzdem hat es zumindest bei mir einige Zeit gedauert bis der doomige Heavy Metal der Truppe so richtig gezündet hat, was vielleicht auch daran lag, dass mir die ersten Songs insgesamt sehr undifferenziert vorkamen: Speziell beim Opener „Like The Oar strikes the Water“ schien mir die Band völlig aus dem Takt zu sein. Andererseits ist Janne ein arschcooler und souveräner Frontmann und schaffte es darum trotzdem problemlos das Publikum, einschließlich mir, auf seine Seite zu ziehen.
Audrey Horne hab ich mir geklemmt und statt dessen lieber die verschiedenen Schwenkgrills angetestet. Was ich gehört und später auch gesehen habe, war ganz interessant, hat in mir aber nicht den Reiz ausgelöst mich näher mit der Band zu befassen.
Mit Hail of Bullets sollte dann mein persönlicher Headliner folgen: Bereits der Gig auf der Full of Hate-Tour im April hat mir richtig gut gefallen, gestern sollte das nochmal getoppt werden. Zum Material von „Of Frost And War“ ist eigentlich schon alles gesagt, besser und authentischer kann man Old School Death Metal eigentlich nicht mehr spielen. Martin van Drunen war gut gelaunt, hat viel mit dem Publikum gescherzt und ist einfach ein rundum sympathischer und natürlicher Typ. Bei „Red Wolves of Stalin“, „Nachthexen“ und „Berlin“ gabs dann auch die ersten amtlichen Pits des Tages. War geil!
Da einer meiner beiden Kumpel unbedingt zu Dragonforce wollte, hab ich mit breitschlagen lassen und bin statt zum Cocktailstand mit nach vorne gegangen. Und ich muss sagen: Es hat sich gelohnt! Zwar ist der quitschfidele Kinderlied-Power Metal der Band auch weiterhin nichts, was ich mir zu Hause anhören würde, aber mit zwei Caipis intus, bei Sonnenschein und leichtem Wind, hat das Gedudel durchaus Spaß gemacht. Und scheinbar nicht nur mir, denn es gab immer wieder kleinere Pits, Luftgitarrenduelle mit Wildfremden, Schunkeleien und viel Gelächter.
Forbidden haben mich vor knapp einem Jahr auf dem Graspop leider nicht überzeugen können, diese Scharte haben sie gestern aber aufs beste ausgewetzt. Zwar finde ich den Bay Area-Thrash der Truppe auf Platte eigentlich nur mäßig spannend und große Kunst wurde auch gestern nicht geboten: Dafür gabs typisches Ami-Gepose, amtliches Geknüppel und einen der ausdauernsten Circle Pits, in dem ich je war. Hat sehr viel Spaß gemacht, allerdings bin ich nach der Hälfte des Setz ausgestiegen und habe mir die Schlacht von den Rängen aus angesehen. War auch nicht schlecht, in dieser Form würde ich mir Forbidden gerne wieder geben.
Eigentlich hätte ich jetzt auch heimfahren können, denn die für mich relevanten Bands hatte ich schon gesehen. Aber da man ja bezahlt hat, bleibt man halt doch und findet raus, dass Jon Oliva einfach nichts für einen ist – mag ja sein, dass der Mann ne Legende und alles ist, ich fand die Performance und die Songs von Jon Olivas Pain einfach nur gähnend langweilig.
Children of Bodom sollten dann der Headliner sein, ich habe die Truppe – wie eigentlich immer, wenn ich sie irgendwo sehe- nur bis zum dritten Song ertragen und bin dann Bier trinken gegangen. Ich kann zwar verstehen, dass die Kiddies auf dieses Pseudoharte Gedudel abgehen, aber mir bluten da die Ohren. Außerdem finde ich diese finnischen Berufsjugendlichen noch extremst unecht. Nee, da wären mir Saxon, die heute headlinen, lieber gewesen.
Fazit: Alles in allem ein netter, wenngleich nicht zwingender Auftakt der Festival-Saison für mich. Das Lineup enthielt zwar durchaus die eine oder andere Perle, im Vergleich zu den Vorjahren stinkt es aber doch schon ab. Das zumindest war auch der allgemeine Konsens der Leute mit denen ich geredet habe. Wären da nicht diese wunderbare, einmalige Atmosphäre, das angenehme Publikum und die zivilen Preise, hätten die Veranstalter wohl deutlich weniger Leute nach Gelsenkirchen locken können.
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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler