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Es gibt schon bestimmte Eigenheiten in der Instrumentierung und der Melodieführung, an denen ich einen Post-Rock-Song auch 10 km gegen den Wind erkennen würde, aber mit den spieltechnischen Fachtermini kenne ich mich zu wenig aus, um darüber etwas Brauchbares sagen zu können. Ein großer Nachteil einer solchen Definitionsmethode ist auch, dass dabei viele ansonsten art-/sinnesverwandte Bands einfach hinten rausfallen. Nochmal was hierzu:
SlothropZur Postrock-Diskussion hier: Erstmal ist der Begriff wie so ziemlich alle Postismen dämlich, weil: total unscharf. Was soll das denn sein, dieses Postrock? Eine Musik, die über den Rock hinausgeht, die diese ganzen peinlichen Rockdingensklischees vermeidet, dem starrsinnigen virilen Posertum eine gewisse Formlosigkeit, eine Veflüssigung der gängigen Motive entgegenstellt? Eine Musik, die schlauer ist als die Stones und Iggy Pop und Sting? Die „Emotionalität“ zulässt, wo der schnöde Rock ganz einfach die unrasierten Eier aus dem Fenste hängt und das soeben vollgekotzte Klo bejubelt? Das ist doch alles Quatsch.
Steht auf meiner Doofheits- und Absurditätsskala allerdings deutlich hinter Retro-Prog.
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Mal was anderes: Habe kürzlich zwei offenbar ziemlich tolle Bands aus den äußersten Armen der Post-Rock-Galaxie entdeckt und schreibe das in diesem Thread und nicht woanders, weil ich die ansonsten schlecht einordnen kann. Wer den Bands nun keine Chance gibt, weil sich die Musik nicht komplett mit dem deckt, was derjenige sich unter Post-Rock vorstellt, bekommt von mir höchstpersönlich mit der zusammengerollten Zeitung eins übergebraten.
The Soft Moon sind vor allem für musikalische Archäologen interessant. Einerseits natürlich deswegen, weil sie den 80er-typischen Hall der Rhythmusinstrumente erstaunlich originalgetreu nachbilden können. Andererseits legt die Band eine ziemlich breite Palette an Einflüssen, Spuren und Zusammenhängen frei; in der TSM-Version wird deutlich, wie nahe Post-Punk, der sich hier (meistens) nicht um Gesang und Popkompatiblität kümmern muss, dem Krautrock kommen kann. Frühe Shoegaze-Entwürfe taumeln ebenfalls gerne mal durchs Bild, und diese wunderhübsch hypnotische Mischung klingt erstens eigenständiger, zweitens deutlich weniger anachronistisch, als es meine Beschreibung vielleicht vermuten lässt. :-X
http://www.youtube.com/watch?v=dSqty1Xe94M&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=0dIoRhnX3oY
€: Zu „Sewer Sickness“ kann man sogar ziemlich gut tanzen.
Telstar Ponies könnten besonders hartnäckigen Mogwai-Fanboys dadurch bekannt sein, dass deren Drummer Brendan O’Hare diesen Posten 1997 kurzzeitig auch bei Mogwai bekleidete. Die Musik ist weniger einladend und ausschweifend, als man es von neuerem Post-Rock vielleicht gewohnt ist, man merkt die Indie Rock-Verwurzelung. Songs wie „The Moon Is Not A Puzzle“ haben (v.a. durch den weiblichen Sprechgesang) eine deutliche, aber nicht unangenehme Sonic Youth-Note, die gelegentlichen Krachausbrüche erinnern mit ein wenig Fantasie bisweilen (und wer mich kennt, weiß, was für ein großes Kompliment ein solcher Vergleich ist) an The God Machine. Gerade durch das Drumming schweben die Songs aber immer mindestens einige Zentimeter über dem Boden, die Strukturen sind übersichtlich, aber nicht unbedingt berechenbar. Die Stimmung erinnert an einen Spaziergang durch eine alte Hafenstadt zur Blauen Stunde, hinter vielen der Häuser lauern suspekte Gestalten. Mit einer Vorliebe für sowas kann man sich da eigentlich ziemlich leicht reinziehen lassen.
Und gerade fällt mir auch wieder auf, was für eine riesige Fundgrube für verschollene Alternative-/Leftfield-Metal-Perlen die 90er doch waren…
http://www.youtube.com/watch?v=q9sPtvUCGbY
http://www.youtube.com/watch?v=yQL9GyjVe3I
Von andysocial vielleicht mal abgesehen, sollten diese Bands eigentlich alle Stammthreadgänger und zufällig Vorbeischauende interessieren. *find*
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