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Burzum – Det Som Engang Var
VÖ: 1993
v,g,kb,b,d: Kristian „Varg“ Vikernes aka „Count Grishnackh“
Das Einmann-Projekt Burzum ist wohl mit das umstrittenste Phänomen der sogenannten zweiten Welle des Black Metal zu Beginn der 90er Jahre. Im Mittelpunkt steht dabei die Person von Kristian Vikernes, der bis vor kurzem eine langjährige Haftstrafe wegen Mordes und schwerer Brandstiftung abzusitzen hatte und unmittelbar vor seiner Entlassung steht. Um den Menschen Vikernes, seine Verbrechen (teilweise nachzulesen im Review zu Mayhems „De Mysteriis Dom Sathanas“) und seine politisch-esoterischen Irrungen soll es hier aber nicht gehen, sondern allein sein musikalisches Schaffen und dessen Relevanz für die Entwicklung des BM.
Vikernes gehörte Anfang der 90er Jahre zum sogenannten „Inner Circle“ des BM, einer Gruppe von jungen BM-Musikern rund um den Plattenladenbesitzer, Labelchef und Gründer der Band Mayhem Øystein Aarseth. Vikernes war zu dieser Zeit in verschiedenen Formationen aktiv, unter anderem als Bassist bei Mayhem, ehe er schließlich sein Projekt Burzum ins Leben rief. Sowohl den Bandnamen als auch sein damaliges Pseudonym „Count Grishnackh“ sind der Tolkien-Trilogie „Der Herr der Ringe“ entnommen, ein damals ebenso wie heute sehr beliebte Werk in der extremen Metalszene. Bereits das erste selbstbetitelte Album „Burzum“ und die folgende EP „Aske“ brachten Vikernes in der BM-Szene großen Respekt ein und werden als stilprägend angesehen. Den eigentlichen Quantensprung vollzog Burzum jedoch mit dem Nachfolger „Det Som Engang Var“: Vikernes löste sich hier vom üblichen BM-Korsett und wendet sich einem progressiveren Sound zu. Kennzeichnend für „Det Som…“ sind sphärische Songs mit meditativ-ausufernden Rhythmen und einer unvergleichlich düsteren, unheilvollen und verzeifelten Atmosphäre. Unterbrochen wird dieses Konzept von der üblichen BM-Raserei, um aber immer wieder zum typischen monoton-schleppenden Grundrythmus zurück zu kehren. Insgesamt kling „Det Som…“ organischer und „wärmer“ als andere BM-Produktionen dieser Zeit, was zum einen auf die zweistimmigen, melancholischen Gitarrenläufe, aber auch auf die vergleichsweise saubere Produktion zurück zu führen ist. Hervorzuheben ist auch Vikernes Gesang, der in seiner Hass, Angst und Verzweiflung ausdrückenden Intensität bis heute als wegweisend gilt. „Det Som….“ weist auch den Weg in die musikalische Zukunft Burzums: So wird in den Texten – wenn auch sehr kryptisch – ein starkes Gewicht auf nordische Mythologie gelegt, außerdem finden sich immer wieder elektronische Klänge, wie Synthie-Flächen in den Songs, die bereits die Wandlung vom Metal zum Ambient-Sound andeuten. Als Beispiel sei das Instrumental „Han Som Reiste“ erwähnt, eines der schönsten und ergreifendsten Stücke des gesamten Albums. Aber auch Songs „Når Himmelen Klarner“, “ En Ring Til Å Herske“ oder das eher traditionell gehaltene „Lost Wisdom“ sind allesamt Klassiker des Genres. Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Burzums „Det Som Engang Var“ die Entwicklung des BM in einer Weise beeinflusst hat, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, weshalb der Name Burzum zurecht in einem Atemzuge mit den anderen Archetypen des BM zu nennen ist. Bedauerlich ist leider nur, dass die Horden pubertärer Vollspacken, die mit ihren Burzum-Leibchen den bösen NSBMler raushängen lassen, sich dessen wahrscheinlich nicht bewusst sind…
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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler