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So, nach dem ganzen Grunge-Genöle (keine Angst, auf Pearl Jam gehen wir später nochmal ein) wirds wieder Zeit für etwas härtere Klänge. Und zwar diese hier:
Nagelfar – Hünengrab im Herbst
VÖ: 1997
v: Jander
g: Zorn
b: Sveinn
d: Alexander von Meilenwald
Ende der 90er Jahre geriet der traditionelle skandinavische Black Metal in eine Krise: Wichtige Protagonisten wie Euronymous waren tot, oder saßen im Gefängnis, aufstrebende und kommerziell ausgerichtete Bands wie Dimmu Borgir oder Cradle of Filth übernahmen wichtige Stilelemente des BM und machten die einstmalige Underground-Bastion dadurch salonfähig. Trotzdem hatte der traditionelle BM skandinavischer Prägung zu diesem Zeitpunkt bereits nachhaltigen Eindruck auf Abertausende Metalfans in der ganzen Welt gemacht, die ihrerseits begannen den alten Idolen mit eigenen Band-Projekten nachzueifern und zu huldigen. Eine der aktivsten und bis heute größten Szenen bildete sich in Deutschland und in dieser gründeten sich 1993 Nagelfar.
Nach diversen Demos, die in der Szene auf beachtliche Resonanz stießen, aber oberhalb der Fanzine-Schwelle kaum registriert wurden, legte die Band 1997 das Debüt „Hünengrab im Herbst“ vor. Die Platte bietet erstklassig komponierten und gut produzierten Black Metal, der sich durch die Verwendung von Keyboards, klaren melancholisch interpretierten Gesangspassagen und vor allem durch die lyrisch sehr hochwertigen deutschen Texte massiv von der damals üblichen Masse im deutschen BM abhebt. Dabei scheut die Band auch nicht den Ausflug in epische, progressive Regionen, wie zum Beispiel in den rund 14-minütigen Mini-Epen „Schanengesang“ und „Der Flug des Raben“. Musikalisch ist „Hünengrab im Herbst“ äußerst vielseitig geraten: Typisch nordische, infernalische Raserei wechseln sich ab mit überraschenden Breaks und hymnischen Zwischenspielen mit ergreifenden Melodien. Besonders hervor zu heben ist auch der extrem vielseitige und variable Gesang von Frontmann Jander, der weit über die übliche BM-Keiferei hinausgeht. Inhaltlich dreht sich „Hünengrab im Herbst“ um die nordisch-germanische Mythologie, wenngleich auf einem ganz anderen Niveau als es heute von den meisten Pagan Black Metal-Bands geboten wird.
Leider endete die Karriere der Band nach den Nachfolge-Alben „Srontgorrth“ znd „Virus West“ im Jahre 2002 sehr abrupt. Über die exakten Gründe für den Split wissen bis heute nur wenige Menschen wirklich Bescheid. Teile des letzten Lineups sind weiter musikalisch aktiv, unter anderem in der extrem empfehlenswerten Formation Graupel. Unterm Strich bleibt mit „Hünengrab im Herbst“ eines der besten, wenn nicht sogar das beste deutsche Black Metal Album der 90er Jahre.
http://www.youtube.com/watch?v=Rk86M3xUbXw
http://www.youtube.com/watch?v=_Nj88Vjt1YQ&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=4jo40stVCpU&feature=related
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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler