Re: Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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Eddie1975

Registriert seit: 13.05.2005

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Motörhead – 1916
VÖ: 1991

b,v: Ian „Lemmy“ Kilmister
g: Phil Campbell
g: Michael „Würzel“ Burston
d: Phil Taylor

Über Motörhead und insbesondere das ultimative Aushängeschild, Oberhaupt und kreative Genie der Band, Lemmy muss nichts Einleitendes gesagt werden. Wer von dem Mann noch nichts gehört hat, ist definitiv im falschen Thread und erst Recht im falschen Forum. Motörhead waren während der 80er Jahre bereits eine Institution der harten Rockmusik und aus der Szene einfach nicht wegzudenken. Ihr unanachahmlicher Blues-basierter Stil hatte bis dahin ganze Herrscharen von jungen Musikern beeinflusst und so zum Beispiel nicht unerheblich zum Entstehen neuer Substile, wie dem Thrash Metal beigetragen (wer mehr über Motörheads Werdegang in den 80er Jahren erfahren will, möge ein wachsames Auge auf diesen Thread haben: http://forum.metal-hammer.de/showthread.php?t=28622 In Kürze wird die Band dort ebenfalls Thema sein.)
Anfang der 90er Jahre war es um Motörhead allerdings recht still geworden: Das letzte Album lag über drei Jahre zurück, und in einer Zeit, in der Crossover, Extrem-Metal und Grunge das Geschehen bestimmten, hatte niemand Rock-Dinos wie Motörhead auf dem Schirm. Umso erstaunlicher ist es, dass die Band 1991 mit dem 10. Studioalbum „1916“ eines ihrer besten und – so viel sei bereits vorweg genommen – am meisten unterschätzten Alben auf den Markt brachte. Motörhead hatten zu diesem Zeitpunkt begonnen mit einem zweiten Gitarristen zu arbeiten, außerdem war die Band in die Vereinigten Staaten übergesiedelt. Inwieweit diese Faktoren zum Entstehen der Platte beigetragen haben, weiß nur Gott, bzw. Lemmy, allein. „1916“ basiert wie alle Musik aus dem Hause Motörhead auf klassischen Blues, Boogie und Rock´n´Roll-Elementen, verwoben mit der Energie des Punk und in die Form klassischer Hardrock-Songs gegossen: Allerdings klang die Band dabei selten so abwechslungsreich, eingängig und frisch, wie auf „1916“. Da gibt es bluesige Stampfer wie den Opener „One to Sing the Blues“, dass dreckige „I´m So Bad (Baby I Don’t Care)“, den eingängigen Rocker „No Voices in the Sky“, den flotten Boogie „Going to Brazil“ oder die Punkrock-Homage „R.A.M.O.N.E.S“. Mit „Nightmare the Dreamtime“ enthält das Album auch einen packenden, vor Düsternis strotzenden und doomig dahinkriechenden Kontrapunkt. Mit „Love Me Forever“ zeigen Motörhead der versammelten Konkurrenz, wie man echte und wirklich ergreifende Rock-Balladen schreibt. Der Titeltrack „1916“ schließlich ist der ungewöhnlichste Motörhead-Track, den es bis dato gab: Nur getragen von Cello-Klängen, militärischem Trommel-Rythmus und Lemmys knarziger aber unglaublich ausdrucksstarker Stimme, ist der Song eine der ehrlichsten und ergreifensten Anti-Kriegs-Balladen der Musikgeschichte. Kurz und gut: „1916“ hat das Zeug zum Klassiker und Überalbum – allein, die Anerkennung für diese Leistung wird der Band bis heute versagt: Viele Fans kamen mit dem ihrer Meinung nach „kommerziellen“ Stil der Band nicht mehr klar, jüngere Fans wurden erst gar nicht auf die Platte aufmerksam, da die Band auch zu diesem Zeitpunkt mal wieder auf die falsche Plattenfirma gesetzt hatte, und kaum Promotion oder Tour-Angebote bekam. So versank 1916, bis zum zweiten Frühling der Band, zu Beginn dieses Jahrtausends, in der Versenkung. Gelegentlich schleicht sich zwar mal ein Song von „1916“ in die Setlist, Songs wie „Shut You Down“ oder „R.A.M.O.N.E.S“ sogar recht häufig, aber ansonsten wird das Album sowohl von der Band als auch von vielen Fans meist ignoriert. Das gleiche Schicksal teilen übrigens auch die beiden Nachfolge-Alben „March ör Die“ und „Bastards“, die ebenfalls zahlreiche musikalische Perlen enthalten.

http://www.youtube.com/watch?v=QiSR8HNGwkQ

http://www.youtube.com/watch?v=MyKlvVPpxo8&feature=related

http://www.youtube.com/watch?v=KBujoTwTBZ0

http://www.youtube.com/watch?v=XYCnqhFds-4

http://www.youtube.com/watch?v=EqFoqtpUFY8

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"Heavy Metal in my ears Is all i ever want to hear. Before the sands of time run out , We'll stand our ground and all scream out! Manilla Road - Heavy Metal to The World On Tour: 11.06. Rockfels - Loreley Freilichtbühne, St. Goarshausen last.fm Musik-Sammler