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Meshugggah hatten 1995 mit Destroy Erase Improve für offene Münder gesorgt und ihre eigene Nische im Metal gefunden, nachdem das Debutalbum Contradictions Collapse nicht besonders aus anderen Veröffentlichungen im Thrash Metal hatte herausragen können. 1998 stellte sich somit die Frage, ob die Band den guten Eindruck von Destroy Erase Improve nun mit ihrem dritten Album bestätigen könnte oder ob es sich bei der Band eher um eine Eintagsfliege handelte.
Die Antwort findet man, sobald man die Platte anwirft: Zunächst fällt es schwer, sich in dem Chaos, das die Band verbreitet, zurechtzufinden: Scheinbar ohne Rhythmus wird geprügelt, dass die Wände wackeln und sänger Jens Kidman klingt noch eine Spur aggressiver als zuvor. Es braucht schon einige Geduld, bis man in all dem scheinbaren Chaos eine Struktur und damit auch einen hörenswerten Song erkennt. So stellt sich dann heraus, dass Chaosphere mit Hits gespickt ist: Sei es der aggressive Opener Concatenation, das grossartige New Millenium Cyanide Christ, zu dem ein Video gedreht wurde, das sich – ausnahmsweise – wirklich sehen lassen kann oder mein persönlicher Favorit Corridor of Chameleons. Wie immer zahlen Meshuggah dem Hörer die Geduld, die dieser anfangs aufbringt, mehrfach zurück und liefern mit Chaosphere ein tolles Album ab, auf dem das Tempo im Vergleich zu Destroy Erase Improve ein wenig angezogen wurde.
Natürlich wird weiterhin viel über die angeblichen 8/19 und 17/22-Takte geredet. Darüber braucht man aber eigentlich keine weiteren Worte zu verlieren, denn die wrkliche Qualität ist doch diese: Hier sind fünf sehr gute Musiker am Werk, die ihre technischen Fähigkeiten einsetzen, trotzdem aber Songs schreiben, die einen jedenfalls nach einigem Warmhören nicht mehr loslassen. So hat Chaosphere auch heute von seiner Frische und Qualität nichts eingebüsst. Leider ist die Platte für meinen Geschmack etwas zu kurz geraten (die Spielzeit beträgt ungefähr 35 Minuten, wenn man den 15-minütigen Lärm am Ende der Platte, den man sich wirklich nur ganz selten geben kann, abzieht), aber das ist auf jeden Fall besser als ein längeres Album mit einigen Füllern, die hier nun wirklich nicht vorhanden sind.
Es gibt genug Bands, die versuchen, einen ähnlichen Stil wie Meshuggah zu spielen, die daran jedoch regelmässig scheitern, und das auch mit Alben, die bei weitem nicht so aggressiv sind wie Chaosphere. Insofern kann man zu Meshuggahs musikalischer Leistung nur gratulieren.
http://www.youtube.com/watch?v=4A_tSyJBsRQ
http://www.youtube.com/watch?v=9C8oK88_3AU
http://www.youtube.com/watch?v=VRiITvrV8dA
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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.