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Als Nevermore 1996 ihr zweites Album veröffentlichten, war die Band bereits kein unbeschriebenes Blatt mehr: Sänger und Bassist waren bereits aus der „Vorgängerband“ Sanctuary bekannt und respektiert, zudem hatten Nevermore nur ein Jahr zuvor ihr erstes, selbstbetiteltes Album veröffentlicht, das man durchaus als gutklassiges Album bezeichnen kann und auf dem sich sogar zwei echte Hits (What Tomorrow Never Knows, The Garden of Grey) befinden.
Mit The Politics of Ecstasy ging die Band allerdings einen Schritt weiter: Vorbei war es mit den relativ simpel gehaltenen Songstrukturen, die Eingängigkeit war zu einem großen Teil verschwunden. Das Album beginnt mit The Seven Tongues of God. Dieser Song, wie auch seine beiden Nachfolger This Sacrament und Next in Line, gehören eindeutig zu den eingängigeren der Platte. Die Riffs gehen vergleichsweise leicht ins Ohr, wie auch der Gesang. Was hier auffällt: Nevermore sind ein wenig schneller geworden, vor allem aber gehen sie deutlich energischer zu Werk. Die ersten drei Songs der Platte sind unglaublich mitreißend und treibend.
Nach diesem vergleichsweise eingängigen Beginn geht es aber nun ans Eingemachte: Der vierte Song Passenger ist besonders langsam und komt etwas monoton daher. Nach wie vor habe ich mit diesem Song meine Schwierigkeiten und kann ihn nicht immer komplett hören. Darauf folgt der Titelsong, der mit knapp acht Minuten einer der längsten der Platte ist. Das Tempo ist auch hier zunächst zähflüssig; neben dem Hauptriff hört man einige Geräusche, dazu singt Warrel Dane recht dissonant. Dieser langsame Part endet abrupt, es folgt ein schneller Ausbruch; beide Parts wechseln sich ab. Alles in allem ein sehr schwieriger Song. Mit Lost und vor allem The Tiananmen Man (ein weiterer Höhepunkt der Scheibe) geht die Band wieder etwas eingängiger zu Werke, und das darauffolgende Instrumental Precognition sorgt für weitere Entspannung, bevor die Band zum Schluss noch einmal mit 42147 und The Learning, dem mit über neun Minuten längsten Track, alle Register zieht.
Das komplette Hören dieser Scheibe ist sicher nicht einfach, aber in der richtigen Stimmung macht es großen Spaß. Wie Sänger Warrel Dane mMn richtig über das Album sagte: Die Band wollte es allen beweisen und hat es in dieser Absicht manchmal etwas übertrieben. Der rohe Sound, den viele bei dieser Platte bemängeln, den ich aber zur Musik sehr passend finde, tut dabei sein übriges.
Fazit: The Politics of Ecstasy ist wahrscheinlich das uneingängigste Album der Band. Es hat Ecken und Kanten und ist sicher nicht perfekt, aber genau das macht seinen Charme aus. Es ist sicher nichts für alle Tage, aber zum richtigen Zeitpunkt kann man es sich umso besser reinziehen, sodass The Politics of Ecstasy für mich zu den besten Alben von Nevermore gehört.
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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.