Re: Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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Bahl

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Mit dieser Band verbinde ich selige Erinnerungen. Deftones war eine meiner ersten Metalbands und eine Zeitlang liefen ihre Platten fast jeden Tag. Vor ein paar Tagen habe ich Adrenaline mal wieder in den Player gelegt und ich habe festgestellt, dass die Musik auch nach mehreren Jahren nichts an Charme eingebüßt hat.
Adrenaline ist noch nicht so gut produziert wie die Nachfolger und die Musik ist noch sehr viel ungestümer als auf späteren Platten. Gerade das macht für mich den Reiz dieses Albums aus: Hier klingt die Band spontan und teilweise ziemlich krank, man höre nur etwa Songs wie Nosebleed, in denen zwischen hypnotischen Parts, in denen die Musik auf ein Minimum reduziert wird, und Passagen gewechselt wird, in denen sich Chino Moreno die Seele aus dem Leib brüllt.
Von diesem stetigen Wechsel lebt das Album. Trotz der recht simplen Musik gibt es auf diesem Album mMn keinen Ausfall, jeder Song hat seinen Reiz. Neben dem bersit erwähnten Nosebleed gehören Lifter und 7 Words zu meinen Favoriten. Beide Songs bestechen ebenfalls zwischen Strophen, die zwar ruhig, aber unheimlich spannungsgeladen sind, und Refrains, in denen sich diese Spannung entlädt.
Das Album wird beschlossen durch das längere Fireal, das durch seine melancholische Stimmung, die hier an die Stelle der Aggression tritt, etwas aus dem Rahmen fällt. Darauf folgt noch der Hidden Track Fist, der mit einem sehr einfachen, aber wirkungsvollen Riff beginnt und sich langsam steigert. Chino Morenos Gesang ist dabei kaum noch zu verstehen. Dieser – nun wirklich letzte – Song entführt den Hörer und lässt ihn träumen. Umso unsanfter fällt man, als der Song – und damit das Album – vorbei ist.
Da ich mit diesem Album und dieser Band (jedenfalls bis zum selbstbetitelten Album) derart viel verbinde, ist die Rezension hier vielleicht etwas überschwänglich geworden. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, reinzuhören.
http://www.youtube.com/watch?v=sKzwYyAEC5Q
http://www.youtube.com/watch?v=8l7VZYeN3PA
http://www.youtube.com/watch?v=mEVik1nJb68

Deftones – Around the Fur

Gna zähnlich wie mit Adrenaline verhält es sich mit seinem Nachfolger Around the Fur. Das zweite Album von Deftones ist deutlich besser produziert und die Band geht härter ans Werk. Dafür ist jedoch die hypnotisierende Atmosphäre des Vorgängers zu einem großen Teil verschwunden. Trotzdem besticht diese Platte durch einfach gute Songs.
Los geht es mit My Own Summer, dem ersten großen Erfolg der Band (wenn ich das richtig in Erinnerung habe). Das Rezept des letzten Albums wird weitgehend beibehalten: ruhige Strophe, härterer Refrain. Dieser ziemlich einfach gestrickte Song ist ein gelungener Einstieg. Der zweite Song, Lhabia, reiht sich da nahtlos ein. Richtig interessant ist Mascara, der dritte Song, der ähnlich hypnotisch und spannend ist, wie das auf Adrenaline oft der Fall war: Während der Strophe setzen oft alle Instrumente außer der Gitarre aus, und Chino Moreno gibt dazu etwas von sich – sing kann man das kaum noch nennen.
Mascara mündet in den Titeltrack, der in meinen Ohren nach wie vor zu den besten Songs der Band gehört, obwohl – oder gerade weil – er derart simpel aufgebaut ist. Besonders der Mittelteil und der Refrain am Schluss gefallen auf Grund ihrer Atmosphäre und Aggression. Around the Fur geht direkt in Rickets über, einen kurzen und aggressiven Song.
Be Quiet and Drive (Far Away) ist ein etwas ruhigerer Song, in dem eine besonders melancholische Stimmung vorherrscht, die allerdings vom wütenden Lotion – dem vielleicht nhärtesten Song der Band – sofort weggefegt wird. Darauf folgt Dai the Flu, einer meiner Favoriten. Der Song ist insgesamt sehr ruhig gehalten und für Deftones-Verhältnisse sehr harmonisch. Headup präsentiert sich wieder deutlich aggressiver und mündet in das abschließende Mx. Dieser Song ist ein kleiner Makel auf Around the Fur, da sich hier etwas Langeweile breitmacht. Der Hidden Track Damone hingegen ist einer der besten Songs auf der Platte, vielleicht hätte man die beiden einfach vertauschen sollen. Andererseits wird das Album so mit einem großartigen Song beendet.
Around the Fur ist ausgereifter als Adrenaline, gerade das führt aber dazu, dass mir der Vorgänger besser gefällt. Dennoch hat die Band mit Around the Fur einen großen Wurf getan und sich vom Gros der New Metal-Bands abgesetzt.
http://www.youtube.com/watch?v=6Niow1iFD00
http://www.youtube.com/watch?v=wLC0vtOujnc
http://www.youtube.com/watch?v=UvlpaxZCyiQ
http://www.youtube.com/watch?v=h8k3ifqVByI

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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.