Re: Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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Bahl

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Neben Entombed, Dismember, Unleashed und Grave gab es zur Blütezeit des schwedischen Death Metal zu Beginn der 1990er Jahre eine Reihe an Bands, die zwar nicht so erfolgreich, aber auch nicht minder gut waren. Im Falle von Necrophobic mag dies einerseits am Tempo der Veröffentlichungen gelegen haben, andererseits am Label (Black Mark), das promotechnisch nicht viel auf die Beine stellte und abgesehen von Bathory keine Band wirklich groß rausgebracht hat.
Trotz all dieser Hindernisse, die sich Necrophobic in den Weg stellten, hat die Band bisher ausnahmslos gute Platten veröffentlicht. Über allem schwebt jedoch das mächtige Debut, das erst 1993 herauskam (andere Bands waren mit ihren Debutalben schneller). Im Gegensatz zu den späteren Alben der Band wird hier purer schwedischer Death Metal geboten, und zwar der absoluten Extraklasse. Die Songs sind zum Teil schnell, oft wird auch einen Gang zurückgeschaltet und ordentlich Dampf abgelassen. Dabei ist die Musik immer brutal, und eine sehr finstere Atmosphäre wird über die gesamte Spielzeit gehalten und lässt einen nicht mehr los. Höhepunkte kann ich hier nicht herausheben, weil das Album als Einheit noch stärker ist als in seinen einzelnen Bestandteilen, und weil alle Songs sich auf demselben schwindelerregenden Niveau befinden.
Wie praktisch jede schwedische Band gingen Necrophobic zum sagenhaften Tomas Skogsberg ins Sunlight Studio, um dort ihr Album einzuspielen. Und das Ergebnis ist wirklich großartig: Der Sound ist hier etwas polierter, als man ihn vom Sunlight normalerweise gewohnt ist, und – in meinen Ohren jedenfalls – noch ein Stück besser als bei Tomas Skogsbergs anderen Produktionen. Denn hier ist das gelungen, was eben so oft nicht klappt: einen transparenten, klaren, druckvollen und dennoch organischen und warmen Sound zu schaffen (mit dieser Produktion hat Skogsberg mMn allen Tue Madsens und Andy Classens einige Jahre im Voraus eine schallende Ohrfeige versetzt, eskommt eben nicht nur darauf an, alles auf laut zu stellen und dreihundert Spuren aufzunehmen).
Leider gelang es der Band nicht, schnell nachzulegen und sich so von der Masse der Bands abzusetzen. Darüber hinaus machte der Ausstieg des Hauptsongwriters David Parland der Band zu schaffen (er hat noch am Nachfolger „Darkside“ mitgeschrieben, war aber zu den Aufnahmen bereits raus) und die Klasse vom Debut wurde nie mehr erreicht, sei es wegen des schwächelnden Sounds auf „Darkside“, sei es wegen nicht mehr ganz so zwingenden Kompositionen auf späteren Alben. Wahrscheinlich wird die Band deswegen heute leider zu oft übersehen. Trotzdem sind Necrophobic für mich eine der ganz großen Death Metal-Bands, und im Gegensatz zu den scheinbar zu satten Entombed oder Unleashed veröffentlichen die scheinbar immer noch hungrigen Necrophobic auch heute noch gute Musik.
http://www.youtube.com/watch?v=eXhhKerW20Y
http://www.youtube.com/watch?v=lYOY9RPRm6Y&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=sNGBGC9rI1Q&feature=related
http://www.youtube.com/watch?v=uPJv4MCna78

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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.