Re: Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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Saro

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Skid Row – Slave to the Grind
VÖ: 1991

Sebastian Bach: voc.
Dave „The Snake“ Sabo: guitars
Scotti Hill: guitars
Rachel Bolan: bass
Rob Affuso: drums


Tracklist

1. Monkey Buisness
2. Slave to the Grind
3. The Threat
4. Quicksand Jesus
5. Psycho Love
6. Get the Fuck out
7. Livin‘ on a Chaingang
8. Creepshow
9. In a Darkened Room
10. Riot Act
11. Mudkicker
12. Wasted Time

1991. Pearl Jam veröffentlichen ihren Megaseller Ten und Nirvana feiern mit ihrem zweiten Album Nevermind (verdient) unglaubliche Erfolge.
Zwei Jahre zuvor machte eine Band mit ihrem selbstbetiteltem Debüt von sich Reden. Die Rede ist von Skid Row. Damaligen Kritikern, die von einer weiteren, überflüssigen Hair Metal Band sprachen, stopfte man mit dem rauhen und dreckig klingenden Erstling Skid Row, schnell die Mäuler.
Obwohl so garnicht glattpoliert und auf Radio getrimmt, verkaufte sich dieses Sleaze Rock-Juwel hervorragend.
Wer nun glaubte, die Band ginge auf Nummer sicher und vertraue auf das sich bisher bestens bewerte Erfolgsrezept, wurde wie die Nörgler 2 Jahre zuvor, eines Besseren belehrt!

Das Album

Piece of me vom o.g. Debüt lies es schon vermuten. Diese Band kann härter, wenn sie will, ohne dabei Eingängigkeit und Wiedererkennungswert einzubüßen. Zwar befinden sich auch auf Slave to the Grind mit Quicksand Jesus, In a Darkened Room und Wasted Time drei (sehr geile) Balladen, doch beinträchtigen diese die Dynamik des Albums nicht im Geringsten!

Man suchte sich mit Monkey Buisness DEN Opener überhaupt aus. Dieser Killer von einem Song beginnt langsam, lässt aber schon erahnen, dass hier gleich sowas von die Post abgehen wird. Nach ca. 35 Sekunden bekommt man die Bestätigung in Form von richtig heftigen und absolut perfektem amerikanischen Metal! Die Band, allen voran Sebastian Bach mit seiner über jeden Zweifel erhabenen Stimme, lassen es dermassen krachen, dass man garnicht anders kann, als umgehend die Matte rotieren zu lassen!

Ok, Monkey Buisness hätten wir gemeistert. Zwar ist die Bude etwas in Mitleidenschaft gezogen worden, ausflippen und so, aber von ein paar zerbrochenen Tellern, lässt sich der gestandene Metaller nicht abschrecken.

Bei Stück #2 handelt es sich um den Titelsong. Dieser Song, angefangen bei den eröffnenden Gitarren, strotz von solcher Urgewalt, dass er einer ausser Kontrolle geratenen Elefantenherde gleich, alles plättet, was sich ihm in den Weg stellt! Das nach vorne treibende Riff von Slave to the Grind lässt einem keine andere Wahl, als völlig auszuflippen.

Mit Riot Act und Get the Fuck out sind zwei Nummern vertreten, die eine perfekte Symbiose aus Metal und Punk dastellen. Diese beiden „Kollegen“ werden sowas von runtergerotzt… Man könnte meinen Skid Row setzten alles darin, bloss nicht komerziell zu klingen. Phantastisch!

Zu Get the Fuck out gibt es eine nette Geschichte:
Skid Row begleiten Guns N‘ Roses u.a. in Europa während der Use Your illusion-Tour als Support wo es in der Wembley Arena in London zum Eklat kommt. Sebastian liest auf der Bühne eine schriftliche Auflage vor, die der Band sowohl untersagt ihren Song Get The Fuck Out zu spielen als auch sonst irgendwie das Wort „Fuck“ auf der Bühne zu benutzen. Natürlich spielt die Band den Song und fordert das Publikum darüber hinaus zu Get The Fuck Out-Sprechchören auf. Skid Row bekommen daraufhin von den Verantwortlichen lebenslanges Auftrittsverbot in diesem Stadion…

Dieser Meilenstein des amerikanischen Metals scheint ein vertonter Schlag in die Fresse der damals aufkeimenden Grunge-Welle zu sein!

The Threat (klingt einfach nur genial wenn der Bass einsetzt), Livin‘ in a Chaingang, Creepshow, oder der übermächtige Stampfer Mudkicker… Von den Balladen mal abgesehen, besitzt auf Slave to the Grind jeder Song auf seine Weise eine Dynamik und Agressivität, wie ich sie bislang auf kaum einem anderen (Heavy) Metal-Album gehört habe.

Ähnlich wie Piece of me vom Debüt, wird Psycho Love von Rachel Bolans immer präsenten und drückenden Bass eingeleitet. Es ist als ob der Bass zu einem spricht und vorwarnen möchte: „Alter, wenn Du dem nicht gewachsen bist, schnapp Dir Deine Bon Jovi-Platten und räume das Feld. Bring Dich in Sicherheit, Du Pussy, denn gleich bricht hier ein gewaltiges Gewitter über Dich hinab. Wenn es DAS ist was Du willst Dude, schnappe Dir ne Büchse Bier und schnalle Dich an!„.
Dazu singt und kreischt sich Sebastian die Seele aus dem Leib. So muss Metal klingen. Rau, hart und ehrlich!

Slave to the Grind ist weitaus mehr, als ein gutes Metal Album. Diese Scheibe ist vertonte Energie, auf Platte festgehaltens Adrenalin! Hier ist es einer Band gelungen, die ungezähmte Power ihrer Liveperformance auf LP/CD zu übertragen! Wer das Glück hatte Skid Row mit Sebastian Bach live zu erleben, oder Live-Videos kennt, weiss wovon ich spreche.

Skid Row – Monkey Buisness
http://www.youtube.com/watch?v=n8_rq7bhbkQ

Skid Row – Slave to the Grind
http://www.youtube.com/watch?v=kkKXRyhYAyw

Skid Row – Psycho Love
http://vodpod.com/watch/764181-skid-row-psycho-love

Skid Row – Get the Fuck out (wie es zum Auftrittsverbot kam; live at Wembley ’91)
http://www.youtube.com/watch?v=FKoAxr1-nyQ&feature=related